Fronleichnamsprozession auf dem oberen Rathausplatz, 31. Mai 1934

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Pia Durst zur Verfügung.

Es ist Fronleichnam 1934. Der katholische Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974) trägt die Monstranz mit dem Allerheiligsten bei der Prozession durch die Straßen des Städtchens. Eben zieht der Festzug am Rathaus vorüber. Die Monstranz wird von einem »Himmel« genannten Stoffbaldachin beschirmt, der von vier Männern getragen wird, die dem katholischen Stiftungsrat angehören (u.a. Wilhelm Maier, Ernst Meßmer). Rechts und links marschiert ein Ehrengeleit von uniformierten Feuerwehrmännern.

Es ist kein Fronleichnam wie jedes andere. Man muss genau hinschauen, um zu erkennen, dass im zweiten Jahr der nationalsozialistischen Herrschaft eine neue Zeit Einzug gehalten hat. Ein Mitglied des Kirchenchores trägt statt eines Anzugs eine braune SA-Uniform. Doch täuscht das Foto leicht darüber hinweg, wie weit der Konflikt zwischen Stadtpfarrer Andris und der NSDAP-Ortsgruppe zu diesem Zeitpunkt eskaliert war. Nur drei Wochen später wird er am 23. Juni 1934 gewaltsam aus Löffingen vertrieben. 16 Bürger, die sich zu dem Geistlichen öffentlich bekennen, werden verhaftet. Einer davon, Albert Benitz (1905-1996), der dem Kirchenchor angehört, läuft in der Prozession mit und ist auf dem Foto zu sehen.

Beim Kirchenchor sind u.a. zu erkennen: Friseurmeister Julius Limb, Fritz Seilnacht, Hans Guth und Oberlehrer Eugen Steidlinger.

Standort des Fotografen: 47.883823, 8.344949

Prozession in der Maienlandstraße, Fronleichnam 1955

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Paula Veith zur Verfügung.

Es ist Fronleichnam oder »Herrgottstag«. Nach der heiligen Messe in der katholischen Pfarrkirche St. Michael, deren Kirchturm im Hintergrund zu sehen ist, schließt sich eine lange Prozession durch das Städtchen an. Der Stadtpfarrer trägt die Monstranz mit dem Allerheiligsten in einem Festzug unter Gebet und Gesang durch die Straßen. Die Monstranz wird dabei von einem »Himmel« genannten Stoffbaldachin beschirmt. Der Pfarrer wird von den Gläubigen begleitet. Vorneweg laufen Ministranten mit Fahnen, dahinter folgen die Erstkommunionkinder.

Schier endlos mutet die Prozession an, die vom Haus Egle (Maienlandstr. 8) bis weit hinter das Mailänder Tor reicht. In den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft waren Fronleichnamsprozessionen nur eingeschränkt möglich gewesen, weil die Stadtgemeinde der Kirchengemeinde immer wieder die Benutzung öffentlicher Straßen untersagt hatte. Auch die Anzahl der Gläubigen, die an der Prozession teilnahmen, war in der NS-Zeit zurück gegangen. In der Nachkriegszeit gab es nun eine Renaissance des Religiösen. Obwohl die katholische Kirche eine Mitschuld auf sich geladen  hatte, wurde sie von vielen als eine Institution angesehen, die moralisch unbeschädigt aus Diktatur, Krieg und Massenmord hervorgegangen war.

Auf dem Prozessionsweg sind mehrere Altäre aufgebaut; bei jeder Station wird ein Abschnitt aus dem Evangelium vorgetragen, es werden Fürbitten gesprochen und der sakramentale Segen in alle Himmelsrichtungen und über die Stadt erteilt. Auch in der Maienlandstraße steht traditionell einer der Altäre. Die Straße selbst ist geschmückt. Zwar sind auf dem Foto keine Fahnen und auch kein Blumenteppich zu sehen, aber beiderseits der Straße sind Birkenzweige in das Straßenpflaster gesteckt, sodass sich die Prozession durch junges Grün bewegt. Vorne rechts ist der Laufbrunnen vor dem Garten von Familie Kuster zu sehen, der in den 1960er Jahren entfernt wird. Er muss der Stadtwaage weichen.

Standort des Fotografen: 47.885416, 8.342254

Prozession der Kommunionkinder in der Seppenhofer Straße, 1959

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung.

»Weißer Sonntag« in der katholischen Pfarrgemeinde: Nach dem Festgottesdienst sind die Kommunionkinder bei der Kaplanei in der Seppenhofer Straße angekommen. Im Bild sind die Mädchen in ihren weißen Kleidern zu sehen, die ihre Kommunionkerzen tragen. Ihnen folgen einige Ministranten.

Am Straßenrand stehen Familienmitglieder und Angehörige der Pfarrgemeinde, die einen Blick auf die festlich gekleideten Kommunionkinder erhaschen wollen. Im Hintergrund ist das 1949 erbaute Haus von Dentist und Zahnarzt Paul Gwinner (1905-1993) zu sehen. 

Standort des Fotografen: 47.882049, 8.344465

Blumenteppich in der Maienlandstraße, Fronleichnam ca. 1955-1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Karl Sibold zur Verfügung.

Die Maienlandstraße hat sich für die Fronleichnam herausgeputzt. Einige der Häuser sind mit Fahnen festlich geschmückt. Entlang der Prozessionsstrecke sind am Straßenrand Maien mit jungem Grün im Kopfsteinpflaster befestigt. Ein Blumenteppich mit farbenfrohen Motiven ist die gesamte Straße entlang gelegt.

Dies geschieht nicht alle Jahre, denn es hängt davon ab, wie früh Fronleichnam im Kalenderjahr stattfindet und ob schon genügend Blumen auf den Wiesen zu finden sind. Grund genug also für Malermeister Karl Sibold (1899-1975) und seine Frau Luise geb. Durler (1898-?) ein Erinnerungsfoto von  sich mit dem Blumenteppich vor ihrem Haus aufzunehmen.

Standort des Fotografen: 47.885694, 8.342353

2 Fotos: Prozession der Kommunionkinder in der Seppenhofer Straße, 1943

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Lydia Zepf zur Verfügung.

Die Prozession der Kommunionkinder zieht durch die Seppenhofer Straße in Richtung Kaplanei. Vorneweg schreiten Ministranten mit Fahnen. Es folgen die Jungs in schwarzen Anzügen. Neben ihnen geht mit gefalteten Hände Vikar Gerhard Schnetz. Dann folgen die Mädchen in weißen Kleidern und eine Schar Ministranten. Ganz am Ende des Zuges geht Pfarrer Robert Winkel (1897-1972). Er wirkt von 1935 bis 1945 in der katholischen Pfarrei.

Im Hintergrund ist das Haus Zepf (Untere Hauptstr. 9) zu sehen, das bei einem Fliegerangriff im Frühjahr 1945 komplett zerstört wird.

Bei den Kommunionkindern ist Albin Zepf (1934-2009) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.882499, 8.343843

Fronleichnamsaltar vor dem Haus Wehrle, ca. 1933-1945

Dieses Foto stellte und dankenswerterweise Franz Scholz zur Verfügung.

Vor dem Haus des Schneidermeisters Johann Wehrle in der Demetriusstraße ist ein Fronleichnamsaltar aufgebaut, an dem die Prozession anhält. Wehrle war gleichzeitig Meßmer der katholischen Pfarrgemeinde. Sein Haus, aber auch das von Schuhmachermeister Heinrich Thoma (links daneben) sind mit Tannenreisig geschmückt.

Der Stadtpfarrer kniet gerade unter dem »Himmel«, mit dem Rücken zur Gemeinde. Die Mädchen, die zur Erstkommunion gingen, haben sich in ihren weißen Kleidern aufgestellt. Auch Ordensschwestern und einige Männer und Frauen sind zu sehen. Rechts neben dem Tordurchgang des Molkereigebäudes steht der Kirchenchor. Die Straße entlang verläuft das Band eines Blumenteppichs.

Standort des Fotografen: 47°53’03.1″N 8°20’39.6″E

Fronleichnamsaltar vor dem Haus Wehrle, ca. 1933-1945

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Franz Scholz zur Verfügung.

Die Teilnehmer der Fronleichnamsprozession haben sich vor dem Altar, der vor dem Haus des Schneidermeisters Johann Wehrle in der Demetriusstraße aufgebaut ist, versammelt. Das Gebäude ist mit Girlanden geschmückt. Der Priester hat die Monstranz auf dem Alter abgestellt und wendet sich den Gläubigen zu. Männer tragen den »Himmel«, den Erstkommunionkinder und Ministranten umrahmen. Die Frauen des Kirchenchores haben ihre Gesangsbücher aufgeschlagen. Ein Mann trägt flankiert von zwei Begleitern eine Kirchenfahne.

Standort des Fotografen: 47°53’03.1″N 8°20’39.6″E

2 Fotos: Fronleichnamsprozession in der Kirchstraße, ca. 1930-1935

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Pia Durst zur Verfügung.

Die beiden Fotos zeigen die Fronleichnamsprozession, die sich durch die Kirchstraße bewegt. Sie entstanden wenige Minuten hintereinander und dokumentieren somit den Verlauf der Prozession. Vorneweg schreitet die Stadtmusik. Dahinter laufen Mädchen in ihren weißen Kommunionkleidern. Dann folgt der Kirchenchor und die Ministranten, die Leuchter und Fahnen tragen. Unmittelbar hinter den Ministranten folgt der Pfarrer mit der Monstranz. Sie wird von einem »Himmel« genannten Stoffbaldachin beschirmt, der von vier Himmelträgern getragen wird. Dahinter reihen sich Honoratioren und die Angehörigen der Pfarrgemeinde an. Die Häuser sind mit Girlanden und Fahnen festlich geschmückt. Blumen schmücken die Prozessionsstrecke.

Deutlich zu erkennen ist, dass die Häuser auf der rechten Seite der damaligen Hafnergasse Neubauten sind. 1929 waren sie abgebrannt und danach neu gebaut worden. Das Haus von Sattler Karl Koch (Kirchstr. 21) hat noch keine Schaufenster im Erdgeschoss. Die linke Gebäudehälfte wird noch als landwirtschaftliche Ökonomie genutzt.

Standort des Fotografen: 47.883098, 8.343835

Fronleichnamsprozession in der Kirchstraße, 1956

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rolf Benz zur Verfügung.

Die feierliche Fronleichnamsprozession nimmt ihren Weg durch die Kirchstraße. Die Häuser sind geschmückt mit Girlanden und Fahnen in den kirchlichen Farben, aber auch mit einer deutschen Fahne in schwarz-rot-gold. Hinter der Feuerwehr mit ihren Helmen gehen die Mädchen in ihren Kommunionkleidern. Ordensschwestern sind dabei und ganz hinten sieht man Ministranten und den Himmel, unter dem der Pfarrer mit der Monstranz schreitet. Beim Kaufhaus Kuster im Vordergrund sind die Läden geschlossen. Das Scheunentor daneben verrät, dass es noch einen Ökonomieteil gibt.

Auf dem Kirchplatz steht damals noch ein Trogbrunnen mit der Figur der Heiligen Elisabeth. Eine Nachbildung dieser Brunnenfigur steht seit 2013 auf dem Brunnen am »Scharfen Eck« in der Oberen Hauptstraße.

Standort des Fotografen: 47.883098, 8.343835

2 Fotos: Prozession in der Unteren Hauptstraße anlässlich der Glockenweihe, 30. November 1951

Diese Fotos stellten dankenswerterweise Elke Moser und Georg Willmann zur Verfügung.

Im Zweiten Weltkrieg mussten vier Glocken für die Rüstungsindustrie abgegeben werden. Am 30. November 1951 geleitet eine kleine Prozession vier neue Glocken zur Pfarrkirche St. Michael. Vorneweg marschieren die Ministranten mit Fahnen, gefolgt von einer Musikkapelle. Dahinter gehen Schulkinder. Es folgt der Lastwagen mit zwei Glocken, flankiert von Ministranten. Verdeckt dahinter gehen Pfarrer Weickhardt, Bürgermeister Benitz und der Gemeinderat.

Am Sonntag, den 2. Dezember 1951 findet dann die feierliche Glockenweihung in der Pfarrkirche statt.

Standort des Fotografen: 47.883158, 8.343746

Fronleichnamsprozession auf dem oberen Rathausplatz, ca. 1945-1955

Verlag A. Rebholz

Die »alte Sonne« am oberen Rathausplatz ist seit vielen Jahren eine Station bei der jährlichen Fronleichnamsprozession der katholischen Kirchengemeinde. Zu diesem Anlass wird ein Altar aufgebaut und die Fassade festlich geschmückt.

Als dieses Foto entsteht, ist die »Sonne« seit mehr als 20 Jahre kein Gasthaus mehr. Bereits um die Jahrhundertwende hatte der Niedergang des traditionsreichen Gasthauses eingesetzt. Das Gebäude stand ständig zum Verkauf und wurde immer wieder neu verpachtet. Die Stadtgemeinde kaufte das Gebäude 1920, richtete darin Wohnungen ein und baute die Ökonomie in der linken Gebäudehälfte um. Seitdem befindet sich dort die Stadtmühle.

Doch nicht nur die katholische Kirchengemeinde nutzt die »Sonne« einmal jährlich an Fronleichnam für einen Stationsaltar. Im alten »Sonne«-Saal versammeln sich von 1920 bis 1953 die evangelischen Gläubigen zu ihren Gottesdiensten.

Standort des Fotografen: 47.884076, 8.344566