Vorbereitung der Fronleichnamsprozession in der Vorstadtstraße, ca. 1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Ursula Moch-Weiss zur Verfügung.

Die Vorbereitungen zur Fronleichnamsprozession laufen auf Hochtouren. Viele helfende Hände sind gefragt, um in der Vorstadtstraße den Blumenteppich zu legen, über den nachher bei der Prozession der Stadtpfarrer mit der Monstranz schreiten wird. Schon vor dem Morgengrauen zog man auf die umliegenden Wiesen und sammelte Blumenblüten. Nach Farben sortiert werden sie nun in Körbchen herbeigebracht und zu einem bunten Teppich zusammengelegt.

Auf dem Foto sind die Familien Geisinger und Heizmann zu sehen, die gerade Hand anlegen. Die junge Frau, die links in der Hocke sitzt, ist Rose Heizmann (verh. Gauger, geb. 1936). Hinter ihr beugt sich ihre Mutter, Maria Heizmann (1904-?) hinunter. Gegenüber kniet Olga Geisinger (1919-?). Der junge Mann rechts im grauen Anzug ist ein Gastarbeiter aus Italien, der bei Familie Heizmann ein Zimmer gemietet hat.

Das Scheunentor rechts im Hintergrund gehört zum Haus Wölfle (Vorstadtstr. 15).

Standort des Fotografen: 47.884721, 8.347582

Hausschlachtung eines Schweines in der Rötengasse, ca. 1939

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

Das Foto wird vermutlich kurz vor dem Zweiten Weltkrieg aufgenommen. Denn während des Krieges sind Lebensmittel rationiert und nur über Bezugsscheine (Lebensmittelkarten) erhältlich. Gerne greift man daher auf die Möglichkeit der Hausschlachtung zurück, um den eigenen Haushalt mit Fleisch und Wurst zu versorgen. »Schwarzschlachten« ist strengstens verboten, denn natürlich wird das geschlachtete Fleisch auf die zustehenden Rationen angerechnet.

Familie Egle in der Rötengasse ist gerade dabei, ein Schwein zu schlachten. Das Scheunentor ihres Anwesens ist weit geöffnet. Alfred Egle (1920-2001) und Erwin Egle (1915-1948) stehen mit dem Tier am Zuber. Im Hintergrund steht Fritz Egle (1929-2017). Mit deutlichem Abstand beobachtet am rechten Bildrand die 7-jährige Hedwig Egle (1932-2020) das blutige Schauspiel.

Erwin Egle stirbt 1948 im Alter von 33 Jahren in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Alfred Egle kehrt wohlbehalten aus dem Krieg in die Heimat zurück.

Standort des Fotografen: 47.885325, 8.341479

Kinder-Bürgerwehr beim Umzug anlässlich der Stadterhebung, 27. Mai 1951

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Sigrid und Eugen Fehrenbach zur Verfügung.

Eine Schar uniformierter Kinder marschiert durch die Maienlandstraße, am Haus Honold (Maienlandstr. 2) vorbei, die Gewehre geschultert. Die Gruppe, die dem Turnerbund angehört, stellt die »junge Bürgerwehr« im Revolutionsjahr 1848 dar und beteiligt sich am Festzug anlässlich der Wiedererlangung der Stadtrechte.

Wer erkennt die Gardisten?
1.Reihe, v.l.n.r.: Roland Laufer, Eugen Fehrenbach, Franz Schweizer, Alban Keller
2.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, Hans Streit

Standort des Fotografen: 47.884496, 8.343299

Blick in die Kirchstraße mit Elisabethbrunnen, ca. 1955-1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Das Negativ, von dem dieses Foto eingescannt wurde, ist leider beschädigt. Doch die verpixelten Streifen stören nur bedingt den schönen Blick in die Kirchstraße, der sich den Betrachter*innen bietet.

Auf der linken Straßenseite ist das Haus Kuster (Kirchstr. 14) zu sehen, in dessen Erdgeschoss sich ein Geschäft für »Kolonialwagen – Obst – Gemüse« befindet. Der Laden verfügt bereits über ein breites Schaufenster, an dem gerade zwei Frauen vorüber bummeln. Wenige Jahre später wird der rechte Gebäudeteil mit dem Ökonomiebereich abgerissen. Auf der rechten Seite sind die Häuser Laufer (Kirchstr. 17), Sibold (Kirchstr. 19) und Koch (Kirchstr. 21) zu sehen. Alle drei Häuser brannten beim Großband 1929 ab und wurden mit Staffelgiebeln wieder aufgebaut. Zwei Brunnen stehen mitten im Straßenraum: Im Vordergrund der Elisabethbrunnen, auf dessen Brunnensäule eine Statue der Heiligen Elisabeth thront, und weiter im Hintergrund ein einfacher Laufbrunnen, der kurze Zeit später zu den neu gebauten Aussiedlerhöfen in Stettholz umgesetzt wird.

Standort des Fotografen: 47.883032, 8.343950

Emma Limb mit Schlitten vor dem Haus Limb, 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Auch Erwachsene können offenbar Spaß beim Schlittenfahren haben. Vor dem Haus von Schreinermeister August Limb (Rötenbacher Str. 6) steht eine junge Frau, die mit ihrem Holzschlitten loszieht. Es ist die 21-jährige Tochter Emma Limb (verh. Binder, 1913-2005). Es liegt Schnee und die Sonne scheint. Also bestes Wetter zum Rodeln, vielleicht ja an der nahe gelegenen »Wanne«.

Standort des Fotografen: 47.882163, 8.341594

Narrenumzug in der Vorstadtstraße, Fasnacht 1936

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

An Fasnacht zieht der Narrenumzug durch die Vorstadtstraße. Im Anmarsch ist gerade die Stadtmusik, die weiße Zipfelmützen trägt. Eine Schar Kinder läuft neben ihr her. Die Straße ist noch nicht geteert, nur beim Laufbrunnen ist der Platz gepflastert.

Die Häuser im Hintergrund gehören dem Zimmermann Leopold Roth und seiner Ehefrau Apollina geb. Bieler (Vorstadtstr. 4) sowie dem Postschaffner Karl Beha und seiner Ehefrau Luise geb. Bader (Vorstadtstr. 5). Auf das Foto wurde auf die Fassade vom Haus Roth das Aufnahmedatum gestempelt: »24. Febr. 1936«.

Standort des Fotografen: 47.884791, 8.344966

Narrengruppe vor dem Haus Wölfle in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1937

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Vor dem Haus Wölfle (Obere Hauptstr. 23/25) hat sich eine Narrengruppe mit ihrem Umzugswagen aufgestellt. Ein Pferd ist vor einen Planwagen gespannt. Außerdem führen die Narren mehrere Kinderwagen mit sich, aber auch einen »Tanzbär«, der angeseilt ist. Die Narren stellen das »fahrende Volk« dar und bedienen mit ihrer Verkleidung und ihrem Auftreten mehrere Stereotypen in Bezug auf Sinti und Roma.

Das Bild wird am 8. Februar 1937 aufgenommen, wie durch den Stempel auf dem Foto vermerkt ist. Seit zwei Jahren gelten die Nürnberger Rassengesetze, durch die – neben den Juden – auch die »Zigeuner« diskriminiert und entrechtet werden. Und im darauffolgenden Jahr gründet die nationalsozialistische Regierung die »Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens«, die die rassistische Verfolgung dieser ethnischen Minderheit vorantreibt.

Das Haus Wölfle wurde von dem Landwirt Karl Wölfle nach dem Großbrand 1921 außerhalb des Städtchens erbaut. Am rechten Bildrand ist der holzverschindelte Seitengiebel des Nachbarhauses (Obere Hauptstr. 29) zu erkennen, das den beiden ledigen Schwestern Maria Meßmer (1877-1960) und Josefine Meßmer (1885-1960) gehört. Sie sind Töchter der »Linde«-Wirtsleute Karl und Pauline Meßmer.

Standort des Fotografen: 47.885198, 8.350123

Blick in die Untere Hauptstraße, ca. 1938/39

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Würde nicht eine Person mitten auf der Straße spazieren, hätte die Szene fast was gespenstisches. Wie ausgestorben liegt die Untere Hauptstraße da. Vorne links ist der »alte Benzbau« (Untere Hauptstr. 8) zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist der Ökonomiebereich des Gasthauses »Sonne« (Kirchstr. 29) zu sehen, der über zwei Scheunentore verfügt.

Im Hintergrund sind das Kaufhaus von Alfred Zimmermann (Untere Hauptstr. 7), das Uhrengeschäft von Wilhelm Maier (Untere Hauptstr. 5), die Metzgerei von Friedrich Seilnacht (Untere Hauptstr. 3) und das Ladengeschäft von Franz Xaver Geiger (Untere Hauptstr. 1) zu erkennen.

Das Foto wird in der Zeit des Nationalsozialismus aufgenommen. Denn an dem hölzernen Masten, der auf der linken Straßenseite steht, ist ein antisemitisches Schild angebracht: »Juden sind hier nicht erwünscht«, ist darauf zu lesen. Auch wenn in Löffingen in den 1930er Jahren keine jüdischen Einwohner leben, so ist die öffentliche Diskriminierung von Juden doch unübersehbar.

Standort des Fotografen: 47.882680, 8.343532

Brunnen in der Vorstadtstraße, ca. 1970-1978

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung zur Verfügung.

Malerisch schön sieht diese Ansicht mit dem Brunnen in der Vorstadtstraße aus. Es ist ein sonniger Wintertag. Trotz der Jahreszeit ist der Brunnen nicht abgestellt, sondern das Wasser plätschert ruhig vor sich hin.

Was jetzt nur noch dekorativ aussieht, diente im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch als Trinkwasserversorgung für Mensch und Tier. In einem Protokoll des Bürgerausschusses von 1861 heißt es: »Seit vielen Jahren leiden wir, besonders die Vorstädter Brunnen, am Mangel an Wasser. Die Bewohner müssen ihr Trinkwasser in der Stadt unten holen und das Vieh daselbst tränken. Im Sommer braucht das kostbare Zeit, im Winter ist es bei Glätte für das Vieh gefährlich.« 1873 wurde deshalb in der Vorstadt ein weiterer Brunnen eingerichtet.

Im Hintergrund sind die Häuser Münzer (Vorstadtstr. 1), Effinger (Vorstadtstr. 2) und Willmann (Vorstadtstr. 3) zu sehen. Letzteres gehörte den beiden unverheirateten Schwestern Emma Willmann (1883-1966) und Maria Willmann (1889-1969). Nach dem Tod der beiden Schwestern wechselt der Besitzer zweimal: 1970 wird der Landwirt Willi Mayer neuer Eigentümer. 1978 kauft dann das Ehepaar Dr. Johannes und Gisela Kunze das renovierungsbedürftige Anwesen. Sie lassen es im selben Jahr abreißen und durch einen Neubau ersetzen.

Standort des Fotografen: 47.884678, 8.345583

Haus Rosenstiel in der Maienlandstraße, ca. 1958

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Weitgehend in Vergessenheit geraten ist das Gasthaus »Witterschnee« (Maienlandstr. 26), direkt neben dem »Pilgerhof« gelegen. Das Gasthaus hatte bereits 1939 seinen Betrieb eingestellt. Aber der Name steht noch Ende der 1950er Jahre groß und deutlich lesbar an der Hausfassade, wie auf dem Foto zu sehen ist. In dem Haus führt der Schreinermeister Johann Rosenstiel (1917-2007) seine Werkstatt. Zusammen mit seiner Ehefrau Hedwig Rosenstiel (1921-2002) betreibt er außerdem eine Landwirtschaft. 

Offenbar soll der Ökonomiebereich mit Scheuer, Stall und Schopf umgebaut werden. Jedenfalls ist über dem Scheunentor ein Loch in die Mauer gebrochen.

Standort des Fotografen: 47.887539, 8.341229

Stadtmusik in der Maienlandstraße, Fasnacht 1957

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die Stadtmusik begleitet die 20-Jährigen, wenn sie am »Schmutzigen Dunschdig« den Narrenbaum vom Maienland ins Städtchen tragen. Traditionell versammelt man sich vor dem Gasthaus »Pilgerhof«. Dann geht es unter den Klängen des Narrenmarsches zum Rathausplatz.

Im Hintergrund sind die Häuser Sibold (Maienlandstr. 14) und Lehmann (Maienlandstr. 12) zu sehen. Beide Häuser verfügen noch über Ökonomiebereiche mit Scheunentoren.

Wer erkennt die Musiker?
Vorne rechts läuft der Schneidermeister Hans Kaufmann (1932 -2005?) mit seinem Tenorhorn.

Standort des Fotografen: 47.885350, 8.342459

3 Fotos: 20-Jährige mit Narrenbaum in der Maienlandstraße, Fasnacht 1957

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Angeführt von der Stadtmusik und begleitet von einer Schar Kinder, die neugierig und aufgeregt neben dem Zug herlaufen, tragen die 20-Jährigen ihren Narrenbaum ins Städtchen. Es ist »Schmutziger Dunschdig« und in diesem Jahr sind die Angehörigen des Geburtsjahrgangs 1937 an der Reihe. Sie werden den Baum gleich auf dem unteren Rathausplatz aufstellen und auf die Laterne der Laternenbrüder vereidigt werden.

Soeben sind die 20-Jährigen am Haus von Landwirt Franz Guth (Weberweg 2) angelangt, dessen Scheunentor im Hintergrund zu sehen ist.

Standort des Fotografen: 47.884615, 8.343182