Willy Pragher / Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg (Bestand W 134)
Die Mitglieder der Trachtengruppe lassen sich von dem Freiburger Fotografen Willy Pragher (1908-1992) im Kurpark fotografieren. In ihrer Mitte steht der 13-jährige Dieter Vierlinger (geb. 1944). Mit seinem Gitarrenspiel verbreitet er gute Laune.
Auf dem Foto sind zu sehen, v.l.n.r.: Josefa Mayer (geb. Gebert, 1920-2010), ???, Irma Zepf (verh. Hasenfratz), Karl Koch, Walter Selb mit Schirm (1929-2002), Dieter Vierlinger mit Gitarre, Engelbert Müller (1896-?).
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Else Egle und Hermann Egle zur Verfügung.
Eine Großmutter lässt sich mit ihren Enkeln fotografieren. Agathe Hepting geb. Bader (1865-1939), die Ehefrau des Landwirts und Drehers Rupert Hepting (1866-1932), sitzt in ihrem Wohnzimmer im Haus Dittishauser Str. 7. Drei Enkel sind bei ihr. An der Wand hängt eine Gitarre. Auf der Couch liegt die Zeitschrift »Die Lesestunde«, die von der Deutschen Buch-Gemeinschaft vertrieben wird. Bei den Enkelkindern handelt es sich um Else Ganter, Lore Ganter und Eugen Hepting.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elisabeth Kriegisch zur Verfügung.
In der Festhalle findet eine Veranstaltung statt, die von einer kleinen Musikband musikalisch umrahmt wird. Auf der Bühne ist ein Gabentisch aufgebaut: Einige Lebensmittel, Haushaltswaren und Küchengeräte sind fein säuberlich aufgestapelt. Im Hintergrund hängt ein Plakat, das für Kaffee der Marke »Spavi« und einen Villinger »Kaffee-Import-Großhandel« wirbt. Links und rechts des Gabentisches sitzen zwei alte Damen mit Blumensträußen, die vom Ansager auf die Bühne gebeten wurden und gerade geehrt werden.
Die Dame links ist die damals älteste Einwohnerin Löffingens: Agnes Jeglitzka geb. Schubert (1871-1956) ist »Heimatvertriebene«. 1946 hatte sie ihre schlesische Heimat verlassen müssen und war nach Jever in Friesland umgesiedelt worden. 1953 war die 82-Jährige mit ihrer Tochter, ihrem Schwiegersohn und ihrer Enkelin nach Löffingen gezogen. 1955 zogen sie nach Neustadt, wo Agnes Jeglitzka ein Jahr später stirbt. »Einen alten Baum verpflanzt man nicht«, meinte der Hausarzt.
Wer weiß, wie die Dame rechts heißt? Sie soll ebenfalls eine »Heimatvertriebene« gewesen sein und viele Kinder gehabt haben.
Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Inge Benitz sowie Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.
Die kostümierten Narren, die hier die Straßenfasnacht bereichern, nennen sich die »Scherenschleifer«. Das ist die Bezeichnung für Handwerker, die durch das Land ziehen und stumpfe Messer, Scheren und anderes Schneidwerkzeug schärfen und reparieren. Das Scherenschleifen gilt als typischer Beruf des fahrenden Volkes und zählt insbesondere zu den traditionellen Berufen der Jenischen. Die Mehrheitsbevölkerung betrachtet dieses Gewerbe in abwertender Weise: Scherenschleifer sind in ihren Augen Taugenichtse.
Die »Scherenschleifer« auf dem Foto führen das Hauptwerkzeug, einen Schleifstein, mit sich. Drei von ihnen haben auch Musikinstrumente bei sich, eine Geige, eine Querflöte und ein Akkordeon, auf denen sie musizieren. Julius Limb (1883-1968) fidelt gerade auf der Geige, Hermann Ganter (1895-1957) spielt die Flöte und Maria Nägele ist mit der Quetschkommode zu Gange. Sie geben einen Bänkelgesang zum Besten, in dem sie politische, aber auch persönliche Anekdoten in Versform vortragen. Darauf deutet auch die Schnitzelbank hin, die im Hintergrund zu sehen ist. So heißt die Schautafel, auf der die Moritat szenisch dargestellt ist. Um was für eine Geschichte es sich handelt, ist leider nicht ersichtlich. Die Fotoserie entsteht auf dem oberen Rathausplatz vor dem ehemaligen Amtshaus und dem Postamt (Rathausplatz 3).
Auf der Fotoserie sind außerdem zu sehen: Erna Bader geb. Mutterer (1908-1969), Egon Bader (1933-1999), Anna Isele geb. Bader (1903-1959) und Lore Isele (geb. 1933).
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Gertrud Faller und Emma Kienzle zur Verfügung.
Bei Trenkles in der Hohlgasse sitzen sieben junge Männer und Buben um den Stubentisch versammelt. Hinter ihnen befindet sich der Herrgottswinkel mit religiösen Bildern an der Wand. »An Gottes Segen ist Alles gelegen«, steht auf einem der gerahmten Bilder. Die Gruppe spielt das Kartenspiel Cego, das badische Soldaten einst während der napoleonischen Kriege aus Spanien in ihre Heimat mitgebracht haben sollen und das sich seitdem in Baden großer Beliebtheit erfreut. Zwei Karten werden von den Spielern in die Kamera gehalten: die »Gaiß« und der »Mund«, die 21.
Das Spiel ist das Ansichtencego der Firma Frommann & Morian, die 1930 von der Altenburger und Stralsunder Spielkartenfabrik V.A.S.S. übernommen wurde.
Das Foto ist vermutlich ein gestelltes Bild. Das ist vor allem daran zu erkennen, dass fünf Spieler Cego-Karten auf der Hand haben, aber bei dem Spiel nur vier oder drei Spieler gleichzeitig mitmachen können. Auch der Handharmonikaspieler, der während des Spiels auf seiner Quetschkommode dudelt, unterstreicht den gestellten Charakter.
Zwei der Kartenspieler sind die Zwillingsbrüder Ferdinand Trenkle (1919-1947) und Friedrich Trenkle (1919-1945). Die beiden sind die Söhne des Landwirts und Bahnarbeiters Ferdinand Trenkle und seiner Ehefrau Josefa geb. Bender. Beide Brüder werden Wehrmachtssoldaten und kehren nicht in ihre Heimat zurück. Friedrich Trenkle kommt im September 1945 in sowjetischer Kriegsgefangenenschaft zu Tode und Ferdinand Trenkle soll im Februar 1947 in einem Kriegsgefangenenlazarett in der Sowjetrepublik Aserbaidschan verstorben sein.
V.l.n.r.: Franz Faller, Friedrich Trenkle (1919-1945), ???, Ferdinand Trenkle (1919-1947), ??? Heizmann, Karl Kuster (1917-1990), Franz Geisinger, ??? Strobel
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Bernhard Adrion zur Verfügung.
Es ist Sonntag. Nach dem Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche St. Michael gibt die Stadtmusik in der Kirchstraße ein Konzert. Dirigent Artur Grübel (1919-1993) schwingt den Taktstock. Viele Interessierte sind gekommen und scharen sich um die Musiker.
Am linken Bildrand ist eine Baulücke zu sehen: Die Häuser von Richard Funk und von Familie Hauser (Kirchstr. 8 und 10) sind abgerissen, aber der Neubau von Dr. Gebhard Hecht (1920-2008) noch nicht gebaut. Auf der Brachfläche steht eine Holzhütte, auf deren Dach eine Löffinger Hexe sitzt. Womöglich entstand das Foto im Zusammenhang mit der Einweihung des Hexenbrunnens, der 1975 von der Hexengruppe gestiftet wurde?
Auf dem Foto sind u.a. folgende Musiker zu sehen: Werner Egle (Oboe), Ferdinand Hasenfratz (Klarinette).
Auf der rechten Straßenseite ist im Hintergrund das Haus Schelling (Kirchstr. 11) mit seinem Scheunentor zu sehen. Wenig später wird anstelle des Ökonomieteils ein Durchgang zur Bittengasse geschaffen: das »Postbögle«.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Dieter Vierlinger zur Verfügung.
Kurgäste kommen am Bahnhof in Löffingen an. Statt eines richtigen Empfangsgebäudes erwartet sie eine hölzerne Baracke, ein Notbehelf, seitdem das Bahnhofsgebäude im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Sicherlich kein schöner erster Eindruck, den sie von dem Baarstädtchen bekommen. Dies wird aber von der Herzlichkeit des Empfangs Wett gemacht. Der Trachtenjunge Dieter Vierlinger (geb. 1944) steht vor der Baracke und spielt zur Bergrüßung auf seiner Gitarre.
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle und Conrad Bader zur Verfügung.
Die »schwere Batterie« nannte sich diese närrische Frauengruppe, die an Fasnacht durch die Straßen zog und die »fünfte Jahreszeit« zu einer wirklichen Straßenfasnacht machte. Eine Quetschkommode, eine Trommel und mehrere Flöten führen sie mit, um Musik, aber auch gehörig Lärm zu machen. Else Häusle (verh. Weiss, 1911-?), in der Mitte, spielt die Quetschkommode. Die Mitglieder der »schweren Batterie« waren bis ins hohe Alter miteinander befreundet.
Wo aber wurde dieses Gruppenfoto aufgenommen? Die Schuhe im Schaufenster und das Emailleschild mit Reklame für die Schuhcreme »Gestraba« am Holztor verraten es: Die Närrinnen stehen vor einer Schuhhandlung. Es handelt sich um den Laden des Kaufmanns Karl Hasenfratz II in der Demetriusstraße.
Verlag A. Rebholz Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle und Werner Lubrich zur Verfügung.
In der »Hintergasse«, der heutigen Demetriusstraße, haben sich diese sieben Fasnachtsnarren aufgestellt. Sie stehen vor dem Werkstattfenster der Buchbinderei und Buchdruckerei von Anton Rebholz (Rathausplatz 2). Er ist es denn auch, der dieses Bild fotografiert. Am rechten Rand ist das kleine Tor im Haus von Metzgermeister Johann Riegger (Rathausplatz 3) zu sehen, das zum Rathausplatz führt.
Wer diese geschminkten und kostümierten Gesellen sind, ist unbekannt. Unklar ist auch, warum sie sich selbst als »Schlempentaler Revolutionsmusik« bezeichnen. Wohnen die meisten von ihnen im »Schlempental«? Warum und inwiefern beziehen sie sich auf die Revolution? Denkbar ist, dass diese Gruppe protestiert. Denn eigentlich findet 1925 keine Fasnacht statt.
V.l.n.r.: ???, ???, Robert Rosenstiel (1900-?), Edmund Jordan (1907-1970), ???, ???, ???
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle zur Verfügung.
Neun Narren der Stadtmusik stellen sich vor dem Gasthaus »Ochsen« zu einem Gruppenfoto auf. Sie haben Notenblätter bei sich. Welches Fasnachtslied sie gleich spielen werden, wissen wir nicht.
Den Narrenmarsch »Alt und jung gon uff d’Stroß« können sie jedenfalls nicht spielen, denn das Lied entsteht erst 30 Jahre später, 1961. Die Melodie komponiert Dr. Hermann Regner (1928-2008), der Dozent an der Hochschule für Musik in Trossingen ist. Den Text schreibt Josef Bayer.
V.l.n.r.: Ernst Heiler, Wilhelm Brugger (1887-1955), Franz Zepf (1905-?), Josef Hasenfratz (1899-1967), Karl Sibold, Timotheus Schmid (1903-1984), Rupert Hepting (1905-?), Edmund Jordan (1907-1970), Johann Beha (1907-1991)
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Bölle zur Verfügung.
Bei der Einschulung 1932 hieß es bereits, dass nun der »Ernst des Lebens« beginne. Jetzt, bei der Schulentlassung der Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 1925/26 heißt es das wieder. Tatsächlich herrscht zu diesem Zeitpunkt bereits Krieg. Drei der Jungs werden im Krieg fallen, einer wird in der Kriegsgefangenschaft sterben: Josef Göhry (1925-1944), Heinrich Fehrenbach (1925-1944), Oswald Maier (?-1944) und Eugen Kaltenbrunner (1926-1946).
Vor dem Eingangsportal der Schule hat man sich im März 1940 ein letztes Mal gemeinsam zu einem Gruppenfoto aufgestellt. Die beiden Lehrer im Hintergrund sind Hauptlehrer Eugen Willig (links) und Oberlehrer Eugen Katzenmayer (rechts).
1.Reihe, v.l.n.r.: Elisabeth Ganter (verh. Wangler), ???, Josefa Kopp (Kasprowicz), Anna Selb (1925-2012), ???, ???, Hans Müller, Heinrich Fehrenbach, ???, 2.Reihe, v.l.n.r.: Gertrud Schmid (verh. Faller), ???, ???, Elisabeth Veith, Hermann Fehrenbach, Josef Göhry, ???, ???, 3.Reihe, v.l.n.r.: ???, Irmgard Mürb (verh. Brass, 1926-2020), Lisa Wehrle (verh. Baader), ???, Eugen Kaltenbrunner, Oswald Meier
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Maria Göpper zur Verfügung.
Unter den Klängen des Narrenmarsches zieht die Stadtmusik vom Maienland in Richtung Städtchen. Es ist »Schmutziger Dunschdig«. Traditionell sammeln sich die Stadtmusik, die Laternenbrüder und die 20-Jährigen mit ihrem Narrenbaum beim Gasthaus »Pilgerhof«, um gemeinsam zum Rathausplatz zu marschieren.