Närrisches Treiben auf dem unteren Rathausplatz, Fasnacht 1913

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gertrud Faller zur Verfügung.

Im Vordergrund sind drei reitende Fasnachtsnarren zu Pferd zu sehen. Seltenheitswert hat diese Fotografie allerdings wegen ihres Hintergrundes, wenn er auch teilweise verdeckt ist: Alle drei Gebäude brennen wenige Jahre später beim Großbrand 1921 ab.

Zu sehen sind von links das Haus von Metzgermeister Johann Werne (Demetriusstr. 11), das Haus von Landwirt Karl Heer (Demetriusstr. 10), in dem am 28. Juli 1921 das verhängnisvolle Feuer ausbricht, und rechts das Haus von Schmiedemeister Emil Fürst (Rathausplatz 5).

Standort des Fotografen: 47.883874, 8.343838

2 Fotos: »Bergfest« des Turnerbundes auf dem Alenberg, 17. August 1913

Verlag A. Rebholz
Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise ??? und Rita Willmann zur Verfügung.

Am 25. Juli 1912 veranstaltet der 1905 gegründete Turnerbund Löffingen sein erstes »Bergfest«. Das Schauturnen findet fortan regelmäßig auf dem hinteren Alenberg statt, der damals noch unbebaut ist. Dieses Foto entsteht im Jahr darauf, beim Schauturnen am 17. August 1913. Daran beteiligen sich neben dem Löffinger Verein Turner aus Neustadt, Lenzkirch, Blumberg, Hüfingen, Bräunlingen und Donaueschingen.

Für eine Fotoserie bringen sich die Löffinger Turner in Position. Spiegelsymmetrisch ordnen sie sich vor einer Stehleiter an und bilden eine Pyramide. Das Gruppenfoto findet als Ansichtskarte Verbreitung. »Gruß vom Bergfest des Turnerbundes Löffingen«, lautet der Titel.

Rechts steht Karl Häusle (1878-1956).

Standort des Fotografen: 47.887191, 8.343221

Umzugswagen in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1913

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Carola Hannes und Rita Willmann zur Verfügung.

Vor dem Haus des Landwirts Konrad Bader (Obere Hauptstr. 17) posieren Fasnachtsnarren neben und auf einem Umzugswagen. Die Männer sind einheitlich gekleidet, sie tragen Frack und Zylinder. Der Wagen, der von zwei Pferden gezogen wird, ist liebevoll geschmückt: Ein kleiner Unterstand ist mit Blattwerk und (künstlichen) Blumen dekoriert, eine Fahne krönt das Dach.

Der mündlichen Überlieferung nach soll der Fasnachtswagen das Motto »Engländer« darstellen. Dies erscheint jedoch vor allem aufgrund der Fahne eher fragwürdig: Eindeutig zeigt sie drei verschieden farbige Streifen, wobei der mittlere Streifen weiß ist. Von den Graustufen her, könnte es sich um die Flagge der Niederlanden handeln, eine Trikolore mit rotem, weißem und blauem Streifen. Vielleicht handelt es sich um eine Verwechslung, denn an Fasnacht 1913 gibt es tatsächlich einen »Engländer«-Umzugswagen, der aber anders aussieht. Von den Fahnen der Fahne her könnte der Wagen aber auch »Luxemburg« oder »Ungarn« darstellen.

Auffallend an dem Foto ist außerdem der Strommast, der vor dem Haus Bader steht. Das Bild muss in der Anfangszeit der Versorgung mit Elektrizität entstanden sein.

Standort des Fotografen: 47.884894, 8.349137

Erinnerungsblatt von Eugen Fehrenbach zur Erstkommunion, 30. März 1913

Dieses Dokument stellte uns dankenswerterweise Olga Streit zur Verfügung.

Zum »Andenken an die erste hl. Kommunion« erhielt der 11-jährige Eugen Fehrenbach dieses Erinnerungsblatt. Es ist illustriert mit einer Bibelszene, als Jesus von Nazareth das letzte Abendmahl mit seinen Aposteln feiert. Eugen Fehrenbach, Jahrgang 1901, feierte seine Erstkommunion am 30. März 1913. Die Eucharistie und auch dieses Erinnerungsblatt empfing er aus den Händen von Pfarrverweser August Hermann (1882-1933), der nur vier Jahre in Löffingen wirkte.

Kommunionkinder der Jahrgänge 1900/1902 vor der Kirche, 30. März 1913

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Olga Streit zur Verfügung.

Die Geschlechtertrennung wird bei der Erstkommunion am 30. März 1913 streng eingehalten. Jungen und Mädchen werden getrennt voneinander vor der Pfarrkirche St. Michael fotografiert. Im Hintergrund ist das Langhaus zu sehen. Deutlich zu erkennen ist, dass die Glasfenster mit Bildern und Mustern verziert waren, die heute nicht mehr vorhanden sind.

49 Erstkommunionkanten sind auf dem Gruppenfoto versammelt. Ihre vier Lehrer rahmen sie ein: Franz Merk und ??? auf der linken Seite, Ferdinand Eggert und Eugen Steidlinger auf der rechten. In der Mitte stehen zwei Geistliche, einer von ihnen ist Pfarrverweser August Hermann (1882-1933), der von 1912 bis 1916 in der Pfarrgemeinde wirkt.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 ???, 5 ???, 6 ???, 7 ???, 8 Josef Sibold (*1901), 9 ???, 10 ???, 11 ???, 12 Karl Bader (*1902), 13 ???, 14 Konrad Sibold (1900-1979)
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 Eugen Fehrenbach (*1901), 2 August Zepf (*1900), 3 ???, 4 ???, 5 ???, 6 ???
3.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 Karl Beha (*1901)
4.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 ???, 5 ???, 6 Fritz Seilnacht (1901-?), 7 ???, 8 ???, 9 ???
5.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 ???, 5 ???, 6 Franz Bader (1901-1986)

Standort des Fotografen: 47.882787, 8.344624

Kommunionkinder der Jahrgänge 1900/1902 vor der Kirche, 30. März 1913

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Olga Streit zur Verfügung.

Die Geschlechtertrennung wird bei der Erstkommunion am 30. März 1913 streng eingehalten. Mädchen und Jungen werden getrennt voneinander vor der Pfarrkirche St. Michael fotografiert. Im Hintergrund ist das Langhaus zu sehen. Deutlich zu erkennen ist, dass die Glasfenster mit Bildern und Mustern verziert waren, die heute nicht mehr vorhanden sind.

46 Erstkommunikantinnen sind auf dem Gruppenfoto versammelt. Ihre vier Lehrer rahmen sie ein: Franz Merk und ??? auf der linken Seite, Ferdinand Eggert und Eugen Steidlinger auf der rechten. In der Mitte stehen zwei Geistliche, einer von ihnen ist Pfarrverweser August Hermann (1882-1933), der von 1912 bis 1916 in der Pfarrgemeinde wirkt.

1. Reihe, v.l.n.r.: Nr. 8: Franziska Bieler (*1900, verh. Fehrenbach), Nr. 9: Klara Bieler (*1900), Nr. 11: ??? Kaufmann.
2. Reihe, v.l.n.r.:
3. Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, ???, Nr. 4: Leopoldine Geisinger (1901-1989)
4. Reihe, v.l.n.r.: Nr. 10: Anna Hepting (*1900, verh. Ganter), Lehrer Eugen Steidlinger
5.Reihe, v.l.n.r.:

Standort des Fotografen: 47.882787, 8.344624

Umzugswagen »Old England« auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1913

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle und Rita Willmann zur Verfügung.

Dieses Foto wird am 9. Februar 1913 auf dem Postamt in Löffingen an Karl Hepting (1893-?) versandt, der als Malergehilfe in Brombach bei Lörrach weilt. Da er die Fasnachtstage in seiner Heimatstadt verpasst, lässt man ihn mit diesem Foto zumindest aus der Ferne an dem närrischen Treiben teilnehmen.

Zu sehen ist ein geschmückter Umzugswagen, der auf dem oberen Rathausplatz steht. Männer mit Zylinder in gestreiften oder karierten Anzügen bevölkern die Szene. Der Mottowagen trägt den Titel: »Old England«. Die deutsch-britischen Beziehungen sind zu dieser Zeit insbesondere durch die Aufrüstung der deutschen Flotte belastet. Ein Jahr später befinden sich beide Länder miteinander im Krieg. Von den imperialistischen Rivalitäten ist auf diesem Umzugswagen aber nichts zu sehen. Die Narren ähneln in ihrer Verkleidung dem Erscheinungsbild der Nationalallegorie »John Bull«, die auch in deutschen Karikaturen Verbreitung findet.

Im Hintergrund ist das frühere Fürstenbergische Amtshaus (Rathausplatz 2/3) zu sehen. Als dieses Foto aufgenommen wird, ist es bereits seit rund 50 Jahren in zwei Gebäudehälften geteilt. Aber das Dach ist zu diesem Zeitpunkt noch durchgehend gedeckt und offenbart die frühere Einheit des großen Gebäudekomplexes.

Standort des Fotografen: 47.883877, 8.344703

Haus Heizmann in der Maienlandstraße, ca. 1913

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Anton Heizmann zur Verfügung.

Ein Wintertag in der Maienlandstraße: Schnee liegt auf den Dächern, und vor dem Wohnhaus der Familie Heizmann hat sich die Familie für ein Gruppenfoto aufgestellt. Anton Heizmann II (1884-1940), Landwirt und später Stadtrechner, hält einen jungen Stier am Strick. Neben ihm steht seine Frau Luise Heizmann (geb. Schreiber, 1885-1981), die er 1908 heiratete. An ihrer Seite die beiden Kinder: Adolf Heizmann (1909-1960) und Maria Heizmann (verh. Armbruster, 1911-?). Weitere Kinder werden folgen, sind aber noch nicht geboren.

Vor dem Haus plätschert der Laufbrunnen, der nicht nur den Durst des Viehs stillt, sondern auch den Wasserbedarf im Haushalt deckt. Auffällig ist auch die Nachbarschaft: Das unmittelbar angrenzende Haus links, von dem nur die Giebelwand zu sehen ist, brennt später ab und wird nicht wieder aufgebaut. Rechts im Hintergrund steht noch das Haus des Uhrmachers Dominik Villinger (1859-1925), später bewohnt von Schmiedemeister Josef Reichhart (1874-1942). Ein Gebäude, das das Ende des Zweiten Weltkriegs nicht übersteht: Bei einem Fliegerangriff am 19. Februar 1945 trifft eine Bombe das Haus direkt und zerstört es vollständig.

Standort des Fotografen: 47.885988, 8.342239

Haus Bieler in der Maienlandstraße, ca. 1913

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Melitta Fehrenbach zur Verfügung.

Wie die Orgelpfeifen stehen sie da: vier Mädchen, die Töchter der Familie Bieler, fein herausgeputzt und der Größe nach aufgereiht. Stolz und ein wenig scheu blicken sie in die Kamera. Aus den Fenstern im Obergeschoss schauen zwei Gesichter neugierig nach draußen – vielleicht die Eltern, die zusehen, wie ihr Haus und ihre Familie für die Nachwelt festgehalten werden.

V.l.n.r.: 1 Klara Bieler (1900-?), 2 Franziska Bieler (verh. Fehrenbach, 1900-?), 3 Katharina Monika Bieler (1899-?), 4 Maria Anna Bieler (verh. Steimer, 1897-1924)

Der Zimmermann Josef Bieler (1864-1937), der aus Göschweiler stammte, war 1894 nach Löffingen gezogen, als er Anna Hutzler (1864-1932) heiratete. Gemeinsam bekamen sie fünf Kinder. Ihr Haus in der Maienlandstraße zeigt sich hier noch zweigeschossig: links der Wohnbereich mit den hübsch verzierten Fensterläden, rechts die Ökonomie mit großem Scheunentor und einem kleineren Stalltor. Nur wenige Jahre nach dieser Aufnahme verändert sich das Gebäude entscheidend: 1920 wird es um ein drittes Stockwerk aufgestockt.

1934 geht das Anwesen dann in die Hände der nächsten Generation über. Aus dem Mädchen von einst ist eine Frau geworden: Franziska Fehrenbach (geb. Bieler, 1900-?), übernimmt das Haus zusammen mit ihrem Ehemann, dem Zimmermeister und Landwirt Eugen Fehrenbach (1901-?).

Standort des Fotografen: 47.886907, 8.341636

Haus Geisinger in der Maienlandstraße, ca. 1913

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Emma Kienzle zur Verfügung.

Der Landwirt Johann Geisinger (1884-1964) führt gerade einen Stier aus dem Scheunentor heraus. Das Tier ist aufgezäumt. Vermutlich wird es gleich vor den Wagen gespannt. Denn es ist Winter, der Schnee ist noch nicht ganz weggetaut und daher eine günstige Zeit, um Gülle auszufahren.

Johann Geisinger, der mit Maria geb. Huber (1898-1954) verheiratet ist, hatte das zweistöckige Wohnhaus mit Scheuer und Stallung 1911 gekauft. 1962 übernimmt der Elektromeister Hans Geisinger (1921-1993) das Anwesen. 

Standort des Fotografen: 47.885875, 8.342294

Narrenpolizei auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1913

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Engelbert Straetker zur Verfügung.

Die Narrenpolizisten haben Aufstellung genommen. Von einheitlicher Uniform ist 1913 noch nichts zu sehen: Jeder trägt einen anderen Rock, dazu verschiedene Mützen, Pickelhauben oder Helme – und manche haben sogar Säbel umgehängt. Gerade diese Vielfalt macht den besonderen Reiz aus.

Die Narrenpolizei entsteht in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg und gehört damit, neben dem Narrenrat »Laternenbrüder«, zu den ältesten Gruppierungen der Löffinger Fasnet. Hinter den Männern drängen sich Kinder und Jugendliche, die neugierig versuchen, durch die Lücken ins Bild zu gelangen.

Im Hintergrund erkennt man das Geschäft von Ferdinand Nägele (Rathausplatz 2). Daneben ragt der 1909 neu erbaute Stadtbau (Demetriusstr. 1) mit seiner Freitreppe und dem repräsentativen Portal der Gewerbeschule auf. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das Haus Vogt (Rathausplatz 13).

Standort des Fotografen: 47.884021, 8.344884

Umzugswagen auf dem unteren Rathausplatz, Fasnacht 1913

Sammlung Familie Waßmer

»Türkei!!« steht in großen Buchstaben auf dem Wagen, der von Pferden gezogen wird und gerade das Mailänder Tor verdeckt. Es ist Fasnacht. Und das Motto in diesem Jahr sind persiflierende Darstellungen verschiedener Völker und Nationen. Dieser Wagen ist so gestaltet, wie man sich (damals) das Osmanische Reich vorstellt: Vier Türmchen mit Halbmonden an der Spitze krönen den Wagen. Darauf stehen kostümierte Frauen, davor Männer. Die strikte Geschlechtertrennung könnte daraufhin deuten, dass es sich bei dem Motivwagen um die Darstellung eines Harems handeln soll, mit Haremsfrauen oben und den Haremswächtern unten. Schließlich übt die Institution des Harems im christlichen Europa jener Zeit eine starke Faszination aus und wird breit rezipiert.

Im Hintergrund ist das zweistöckige Wohnhaus von Metzger Wilhelm Werne (Demetriusstr. 11) mit Stalltür und Scheunentor zu erkennen. Das Anwesen brennt beim Großbrand 1921 ab. Das Bild ist eine der seltenen Fotografien, auf dem das Haus vollständig zu sehen ist. Daneben das alte Mailänder Tor (Demetriusstr. 12) ist leider vom Umzugswagen komplett verdeckt. Links daneben schließt sich das Haus von Flaschnermeister Ferdinand Willmann (Demetriusstr. 13) an.

Standort des Fotografen: 47.883849, 8.343755