Hochzeitsgesellschaft im Gasthaus »Ochsen«, ca. 1915

Fotograf: Leo Molitor, Neustadt
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

Es ist ein besonderer Tag, einer, den man festhalten möchte – und dafür hat sich die ganze Hochzeitsgesellschaft ordentlich herausgeputzt. In einem Gasthaus versammeln sich Braut und Bräutigam mit Familie und Freund*innen zum Gruppenfoto. In der Mitte des Bildes stehen Braut und Bräutigam. Die Braut, ganz in Schwarz – das weiße Hochzeitskleid setzt sich erst später durch – mit einem weißen Schleier und Blumenstrauß, die etwas Helligkeit in die ernste Festkleidung bringen. Neben ihr steht der Bräutigam im dunklen Anzug. Um die beiden gruppieren sich die Gäste: Frauen in feinen Kleidern, mit Broschen, Rüschen und sorgsam frisierten Haaren, Männer mit Krawatten und Weste. Man ahnt die Aufregung, die diesem Moment vorausging: das Aufstellen, das Zurechtrücken der Stühle, das Rascheln der Kleider. Dann der Moment der Stille – »Jetzt bitte alle stillhalten!« – und der Fotograf Leo Molitor aus Neustadt drückt ab. Der Prägestempel unten rechts weist ihn als Urheber der Fotografie aus.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Johanna Straub (geb. Faller, 1885-?), 2 Anna Sibold, 3 ???, 4 Emma Hirt (verh. Münzer), 5 ???, 6 Josefa Sibold (geb. Faller), 7 Karl Sibold (1867-1917), 8 Maria Hummel, 9 Anna Hummel (geb. Sibold), 10 Josef Egle (1890-1970), 11 Karl Egle (1885-1940)
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???, 4 Braut ???, 5 Bräutigam ???, 6 Konrad Sibold, 7 ???, 8 ???, 9 ???, 10 August Egle (1886-1946), 11 Anna Heizmann (geb. Faller)
3.Reihe, v.l.n.r.: Julius Zepf (1889-?), 2 Theresia Zepf (verh. Hurle, 1891-?), 3 Karl Zepf (1892-?), 4 Maria Zepf (verh. Rogg, 1887-1972), 5 ???, 6 Johann Preuß (1884-1943), 7 Agathe Preuß (geb. Sibold, 1882-1967)

Das Brautpaar ist bislang namentlich unbekannt. Die Hochzeitsfeier findet im Gasthaus »Ochsen« (Rathausplatz 12) statt. Es scheint sich nicht um die Wirtsstube zu handeln, sondern um den Saal. Der Raum ist reich dekoriert mit gemusterten Tapeten und gerahmten Bildern. Ein Rohr ist unter der Decke eingezogen.

Standort des Fotografen: 47.884005, 8.345292

Familie Fehrenbach mit zwei Hunden im Gras, ca. 1920

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Ein Sommertag, irgendwo am Waldrand oder auf einer Wiese. Familie Fehrenbach hat sich für ein Erinnerungsfoto niedergelassen – nicht steif wie im Atelier, sondern ganz entspannt unter freiem Himmel. Zu sehen ist ganz rechts eine Frau, die wohl die Mutter der anderen ist. Neben ihr sitzen zwei junge Frauen, die sich aneinander lehnen und ihre Vertrautheit zeigen, sowie ein junger Mann, der einen Hund fest im Arm hält, ein struppiges Tier, das freundlich in die Kamera schaut. Dahinter ist ein kleiner Junge zu erkennen, der einen zweiten kleineren Hund in den Armen hält – offenbar das jüngste Familienmitglied auf vier Beinen.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Anna Fehrenbach (verh. Jordan, 1907-1982), 2 ???, 3 ??? Fehrenbach, 4 Sofie Fehrenbach (geb. Tritschler, 1879-1959)
2.Reihe: 1 August Fehrenbach (1906-2000)

Ehemann und Vater Adolf Fehrenbach (1879-1918), Landwirt von Beruf, ist nicht auf dem Foto zu sehen. Er fiel als Soldat im Ersten Weltkrieg am 27. April 1918 im Alter von 39 Jahren. Die Familie wohnt in der Maienlandstr. 39.

Standort des Fotografen: ???

Drei Jugendliche im Fotostudio, ca. 1920

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Alexandra Scholl zur Verfügung.

Drei Jugendliche stehen nebeneinander und blicken ernst in die Kamera – so ernst, wie es sich für ein ordentliches Porträtfoto gehört. Das Foto entsteht in einem Fotostudio, wohl in den frühen 1920er Jahren. Der Hintergrund mit Vorhang und gerahmtem Bild ist gemalt, die Bodenlinie markiert den Übergang zur Studiodekoration.

Die beiden Größeren links und rechts tragen Anzug, Weste, Krawatte und Hut – und präsentieren ihre Taschenuhr, die sie an einer Kette mit sich führen. Der Jugendliche in der Mitte trägt eine Schirmmütze. Sind es vielleicht Klassenkameraden?

V.l.n.r.: 1 [Paul Straub?], 2 Otto Schweizer (1906-1992), 3 [Franz Zepf?]

Standort des Fotografen: ???

Steinbock-Gehege im Wildpark, ca. 1970

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Silvia und Gerold Bächle zur Verfügung.

Neugierig tritt der Steinbock im Vordergrund näher und fixiert mit seinem Blick den Fotografen. Deutlich hebt sich sein Schatten auf dem Betonboden ab – die Konturen der Hörner wirken darin fast übermächtig. Hinter ihm drängen sich weitere Tiere zum Futter, das in einer Krippe unter einem schmalen Vordach liegt.

Das Gehege ist karg, eine Betonfläche, nur wenige künstliche Felsen und ein grob aufgeschichteter Hügel bieten den Steinböcken eine Möglichkeit zum Klettern. Viel mehr Abwechslung bleibt ihnen nicht. Die Anlage wirkt wenig artgerecht, doch im 1968 eröffneten Wildpark präsentiert man solche Gehege mit Stolz: Sie sollen den Besucher*innen einen ungehinderten Blick auf die Tiere ermöglichen und gleichzeitig die Pflege erleichtern.

Für die Besucher*innen, die insbesondere am Wochenende in den Wildpark strömen, sind die Steinböcke eine Attraktion. Für die Tiere selbst aber bleibt der Lebensraum eine Betonwüste, weit entfernt von den felsigen Steilhängen und alpinen Landschaften, die ihre eigentliche Heimat sind.

Standort des Fotografen: 47.903361, 8.340417

Personengruppe am Demetriusbrunnen auf dem unteren Rathausplatz, ca. 1955

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Edith Biedenbach zur Verfügung.

Eine kleine Gruppe junger Menschen hat sich auf dem unteren Rathausplatz zusammengefunden. Sie posieren vor dem neu errichteten Demetriusbrunnen, der erst im Jahr 1954 feierlich eingeweiht wurde. Der alte Brunnen war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden – nun sprudelt hier wieder das Wasser und bildet den neuen Mittelpunkt des Platzes.

Die jungen Frauen tragen ihre besten Kleider, die Männer sind im Anzug erschienen. Man merkt: Es ist ein besonderer Anlass. Vielleicht ist es eine Verlobung, vielleicht sogar eine Hochzeit, die sie feiern. Auf jeden Fall ist es ein Tag, an dem man sich in Schale wirft und den Moment mit einem Erinnerungsfoto festhält.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Elisabeth Radke (geb. 1941), 2 Wolfgang Kühn (geb. 1940), 3 Anna [Halma?] Jonner (geb. 1940)
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 Gisela Sibold (geb. 1940), 2 Rolf Meßmer, 3 Elfriede Sauter (geb. 1940), 4 Herbert Kreuz, 5 Erika Hermann (geb. 1940), 6 ???

Im Hintergrund ist die Metzgerei Werne (Demetriusstr. 15) zu erkennen, die wenige Jahre später vom Ehepaar Butsch übernommen wird. Links daneben steht die Scheune des Gasthauses »Adler« (Demetriusstr. 16). Noch gehört sie ganz selbstverständlich zum Stadtbild, doch 1982 wird sie abgerissen.

Standort des Fotografen: 47.883785, 8.343804

Junger Mann mit Moped, ca. 1955

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Edith Biedenbach zur Verfügung.

Vor einem Baum posiert ein junger Mann mit seinem Moped. Er inszeniert sich als »Halbstarker«: das Hemd lässig hochgekrempelt, eine Zigarette im Mundwinkel, die Sonnenbrille auf der Nase, die Haare sorgfältig nach hinten gegelt. Von einem Motorradhelm keine Spur – der würde nur die Frisur ruinieren. Ganz wie seine großen Vorbilder aus dem Kino – James Dean und Co. – strahlt er lässige Coolness aus.

Im Hintergrund zieht sich eine Baumallee über eine Anhöhe – vieleicht ist es die Landstraße, die nach Rötenbach führt.

Auf der Rückseite ist das Foto schlicht mit »Peter mit Moped« beschriftet. Peter [Nachname unbekannt] kam als Flüchtlingskind mit seiner Familie nach Löffingen.

Standort des Fotografen: ???

Haus Funk in der Kirchstraße, ca. 1950-1960

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Edith Biedenbach zur Verfügung.

Das »Funke-Haus« (Kirchstr. 10) wirkt mit seiner schmalen, hohen Fassade und dem steilen Satteldach fast ein wenig gedrungen. Auffällig sind die unregelmäßig angeordneten kleinen Fenster mit Sprossen, die symmetrisch anmuten, aber im Detail doch unterschiedlich sitzen. Im Erdgeschoss befinden sich rechts zwei Fenster mit hölzernen Fensterläden. Ganz oben im Dachgeschoss öffnet sich eine große Ladeluke, die von einem hölzernen Vorbau überdacht wird. Von hier aus wird über einen Flaschenzug oder Seilzug Heu und Stroh, aber auch Brennholz direkt ins Dachgeschoss eingelagert. Links schließt das Nachbarhaus (Kirchstr. 12) mit einem Staffelgiebel an – ein typisches Merkmal der historischen Bauweise in der Altstadt.

Im Erdgeschoss ist außerdem ein rundbogiger Durchgang zu erkennen, der von der Kirchstraße in die Eggertenstraße führt. Das »Funketörle«, wie er genannt wird, trägt im Volksmund auch den spöttischen Beinamen »Stinktörle«, weil gleich daneben das Plumpsklo liegt. Außerdem entleerten sich in dem dunklen Durchgang häufig Wirtshausbesucher auf ihrem Heimweg. Ein ebenerdig liegender Schweinestall trug auch zum Gestank bei (»Suusoach«).

Das Haus gehört dem Sägearbeiter Johann Georg Funk und seiner Ehefrau Maria Funk (geb. Laule, 1899-1966). Ihr Sohn Richard Funk (geb. 1932) wird es später erben. Doch lange bleibt das Gebäude nicht mehr stehen: 1974 wird es abgerissen.

Standort des Fotografen: 47.883149, 8.344571

Radtour des SPD-Ortsvereins, ca. 1979

Sammlung Familie Waßmer

Die Fahrräder stehen dicht an dicht auf dem oberen Rathausplatz. Noch ist Zeit für ein Schwätzchen, bevor es losgeht: Karl Guth, Paul Bugger und Walter Maier plaudern gut gelaunt miteinander. Um sie herum herrscht reges Treiben, denn gleich soll die Radtour mit deinem prominenten Gast starten.

V.l.n.r.: 1 Karl Guth (1912-2002), 2 Paul Bugger (1916-1990), 3 Walter Maier (1927-?)

Bundesminister Rainer Offergeld (geb. 1937) ist zu Besuch in Löffingen. Seit 1978 gehört er dem Kabinett in Bonn an, zuständig für wirtschaftliche Zusammenarbeit, und seit einem Jahrzehnt sitzt er bereits im Bundestag. Der SPD-Ortsverein nimmt die Gelegenheit zum Anlass, eine gemeinsame Fahrradtour zu organisieren – nicht nur für Mitglieder, sondern auch für interessierte Bürger*innen. Politik zum Anfassen, ganz ohne großen Abstand zwischen Minister und Bevölkerung.

Hinter den Männern ragt der Rathausbrunnen mit der Figur der »Schnitterin« auf, zu deren Füßen Geranien blühen. Autos parken am Rand, Kinder wuseln zwischen den Fahrrädern, und die Stimmung ist locker.

Standort des Fotografen: 47.883872, 8.344734

Zwei Frauen im Waldbad, ca. 1950-1955

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Hermann Egle zur Verfügung.

Zwei junge Frauen sitzen im Gras beim Waldbad. Die Sonne scheint und die leichte Kleidung der beiden Frauen deutet daraufhin, dass Sommer ist. Im Hintergrund ist das Becken des 1935 eröffneten Waldbades zu sehen. Doch oh Schreck! Das Becken ist leer! Kein Wasser ist im Becken und niemand tummelt sich darin, um sich im kühlen Nass zu erfrischen. Während des Zweiten Weltkrieges verwahrloste das Bad immer mehr und erst 1955 wird es wiedereröffnet. Das Foto wird vermutlich wenige Jahre vorher aufgenommen.

V.l.n.r.: 1 ???, 2 Else Ganter (verh. Egle, 1923-2011)

Standort des Fotografen: 47.899794, 8.332296

Agnes Siefert geb. Egle, ca. 1890

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Emma Binder zur Verfügung.

Das würdige Porträt einer alten Frau, die mit ernstem Blick und faltigem Gesicht innehält. Agnes Siefert (geb. Egle, 1827-1904) sitzt in Tracht vor der Kamera und hält still. Das Kopftuch mit Haube ist eng um den Kopf gebunden. Ein Besuch im Fotoatelier ist für viele Menschen ein besonderes Ereignis. Schließlich wird man nicht jeden Tag fotografiert. Und das Bild bleibt für die Nachwelt, wenn man selbst längst gestorben ist.

Agnes Siefert wurde 1827 geboren. Sie soll aus dem Dorf Gruorn bei Münsingen auf der Schwäbischen Alb stammen. Seit 1863 ist sie mit dem Taglöhner Albert Siefert (1828-1894) verheiratet und wohnt in Löffingen. Die beiden lebten in ihren ersten Ehejahren in einem kleinen Haus in der Rötenbacher Straße (das später für den Bahnbau abgerissen wird). 1867 zogen sie dann in die Bittengasse. Ihr Mann stammt aus einer Handwerkerfamilie – sein Vater war Uhrenmacher. Das Leben als Taglöhner bedeutet harte Arbeit, wenig Sicherheit, kaum Besitz. Ihr Mann stirbt 1894. Agnes Siefert überlebt ihn um zehn Jahre. Am 11. Mai 1904 stirbt auch sie im Alter von 77 Jahren.

Standort des Fotografen: ???

Kapelle »Rio Combo« im Haus Adrion, ca. 1955

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Bernhard Adrion zur Verfügung.

Die Trommel schlägt den Takt, das Akkordeon setzt ein, und schon erklingt das Saxophon. Die Gitarre legt den Rhythmus darunter – und im Raum beginnt es zu kribbeln. Die vier Musiker der »Rio Combo« sind in ihrem Element, spielen mit Schwung und sichtbarer Freude. Gemeinsam bringen sie den Rhythmus der »wilden 50er« nach Löffingen.

Das Foto wird im Haus Adrion (Alenbergstr. 21) aufgenommen. Fritz Adrion sen. (1897-1971) gibt im Untergeschoß seines Hauses, dem so genannten »Tanzsaal«, Tanzunterricht. Nach den Kursabenden wird ein Abschlußball der Teilnehmer*innen veranstaltet. Die »Rio-Combo« ist meist die Hauskapelle. Bunte Girlanden und glitzerndes Aluminium tauchen den Raum in Feststimmung. Es ist Mitte der 1950er Jahre, die Kriegszeit ist vorbei, und die Menschen sehnen sich nach Tanz, Musik und unbeschwerten Momenten.

V.l.n.r.: 1 Erich Adrion (1926-2001), 2 Paul Siefert (geb. 1935), 3 Ewald Hepting (1933-2010), 4 Andreas Nobs (»Pan«, 1926-2005)

Standort des Fotografen: 47.886427, 8.342926

Altennachmittag im Gasthaus »Pilgerhof«, ca. 1980-1985

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Luzia Bader zur Verfügung.

Im Gasthaus »Pilgerhof« (Maienlandstr. 24) findet der »Altennachmittag« statt. Ältere Einwohner*innen sind eingeladen, zusammenzukommen und ein paar gesellige Stunden miteinander zu verbringen. Für Kaffee und Kuchen, aber auch alkoholische Getränke ist gesorgt.

V.l.n.r.: 1 Agnes Vetter (geb. Bader, 1907-1998), 2 Josefa Vergut (1901-?), 3 Leonhard Vergut (1902-?)

Am Nebentisch sitzen v.l.n.r.: 1 Josefine Kühn (geb. Schweizer, 1913-1991), 2 Lina Schweizer

Standort des Fotografen: 47.886970, 8.341789