Frauen im Pavillon auf dem Alenberg, ca. 1950

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gabi Senn zur Verfügung.

Eng gedrängt stehen die drei jungen Frauen im hölzernen Pavillon auf dem Alenberg. Sie kichern, rücken enger zusammen, damit auch wirklich alle aus dem Fenster schauen können. Keine will fehlen. Ist auch keine verdeckt? Es ist, als höre man ihr Lachen. Ob da wohl gerade eine der anderen auf dem Fuß steht? Die Arme sind umeinandergelegt, der Moment ist ausgelassen und vertraut – wie unter besten Freundinnen.

Die Frisuren der Frauen sind sorgsam frisiert, ihre Blusen scheinen frisch gebügelt. Der Pavillon mit seinen Holzschindeln bietet den Rahmen für ein Bild unbeschwerter Nachkriegszeit. Im Hintergrund öffnet sich die Landschaft der Baar: Felder und Wiesen und die Hügelkette des Hochschwarzwaldes sind zu sehen.

V.l.n.r.: 1 ???, 2 ???, 3 ???

Standort des Fotografen: 47.885693, 8.344783

Schaufenster vom Friseursalon Geisinger in der Unteren Hauptstraße, ca. 1970

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Beate Lubrich zur Verfügung.

Eine Szene wie aus einem Weihnachtsfilm: In der Unteren Hauptstraße liegt Schnee auf dem Gehweg, es ist Nacht, still ist die Straße – aber das Schaufenster von Geisingers Friseursalon (Untere Hauptstr. 4) strahlt hell. Über dem Geschäft leuchtet ein geschmückter Christbaum auf dem Balkon, elektrisches Licht funkelt in den Zweigen.

Der Salon ist mehr als nur ein Ort für Haarschnitt und Rasur. »Parfümerie – Friseur-Salon – Drogen« steht über dem Schaufenster, und tatsächlich: Die Auslage ist ein kleines Weihnachtsparadies. Plüschtiere und Puppen für die Kleinen, elegante Handtaschen für die Damen – man kann sich gut vorstellen, wie Kund*innen mit glänzenden Augen stehen bleiben und überlegen, was sie wohl ihren Liebsten schenken könnten.

Standort des Fotografen: 47.883496, 8.343831

Narrengruppe »Schneewittchen und die 7 Zwerge«, Fasnacht ca. 1961

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Jutta Knöpfle zur Verfügung.

Beim Narrenumzug zieht eine fröhliche Narrengruppe in bunten Kostümen über den oberen Rathausplatz. Vorneweg marschieren kleine Zwerge mit bemalten Gesichtern, wallenden Bärten, Zipfelmützen und Schürzen. Einer trägt sogar einen Werkzeugkasten – ganz wie es sich für einen fleißigen Zwerg gehört. Hinter ihnen wird ein Leiterwagen gezogen, auf dem weitere Zwerge eng beisammen sitzen. Dahinter schreitet Schneewittchen in weißem Kleid.

Die Häuserkulisse mit dem charakteristischen Eckerker vom Stadtbau (Demetriusstr. 1) im Hintergrund verrät: Die Szene spielt sich auf dem oberen Rathausplatz ab, wo sich Jahr für Jahr das närrische Treiben sammelt. Das Foto wird vermutlich an Fasnacht 1961 aufgenommen. Das Motto in diesem Jahr lautet: »Kleine Gruppen – viel Grund zum Gucken«.

Standort des Fotografen: 47.884106, 8.345051

Familie XXX in der Stube, ca. 1920-1930

Sammlung Familie Waßmer

In einer Stube sitzt eine Familie beisammen – Vater, Mutter, Kind und ein weiteres Familienmitglied. Sie haben am Tisch Platz genommen, wohl für ein gemeinsames Essen oder einfach für das Foto. Der Vater sitzt auf einem Stuhl links im Bild, in Hemd und Weste, mit ernster Miene. Die Mutter sitzt auf der Eckback, lachend, und hält das kleinere Kind. Eine junge Frau, möglicherweise die ältere Tochter oder ein weiteres Familienmitglied, sitzt rechts außen.

Die Wände sind mit einer geblümten Tapete versehen. An der Wand hängt eine große Wanduhr, daneben ein gerahmtes Porträt einer Frau – vielleicht die verstorbene Mutter bzw. Großmutter in jüngeren Jahren. Ein zweites Bild zeigt eine Darstellung der Muttergottes. Im »Herrgottswinkel« hängt ein Kruzifix. Der Glaube scheint ein fester Bestandteil des häuslichen Lebens zu sein.

Der Tisch ist schlicht gedeckt: ein Glas, eine Karaffe, eine Schale. Alles ist sehr einfach gehalten, nichts deutet auf Reichtum. Das Foto ist leicht verwackelt – typisch für Innenaufnahmen jener Zeit, bei denen lange Belichtungszeiten nötig sind und natürliches Licht oft nicht ausreicht.

Wer die Familie ist, bleibt ungewiss. Vielleicht handelt es sich um Familie Effinger (Vorstadtstr. 2)? Oder um Familie Beha (Vorstadtstr. 6)?

Standort des Fotografen: ???

Narren auf der Bühne in der Festhalle, Fasnacht ca. 1961/62

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Christa Egle zur Verfügung.

In der Festhalle drängen sich Närrinnen und Narren auf der Bühne. Die Szene wirkt übervoll – im besten Sinne: Menschen, Masken, Kostüme, Farben und Rollen prallen aufeinander und verschmelzen zu einem dichten, närrischen Bild.

Im Vordergrund hocken vier »Hexen« der Hexengruppe breitbeinig auf ihren Besen. Ihre karierten Röcke und gestreiften Strümpfe verrutschen dabei so weit, dass bei der einen oder anderen die Unterhose zum Vorschein kommt – ein augenzwinkernder Verstoß gegen die bürgerliche Ordnung, wie er zur Fasnacht gehört. Das »Häs« ist in seiner Grundform seit 1956 einheitlich mit karierten Stoffen gestaltet. Seit 1958 tragen die Hexen auch aus Holz geschnitzte Masken. Sie sind individuell gestaltet, denn jede Hexe schnitzt ihre Maske selbst und trägt ihr ganz eigenes Gesicht.

Hinter den Hexen stehen zwei junge Frauen in Uniform – Mitglieder der weiblichen Narrenpolizei, die hier für närrische Ordnung sorgen. Neben ihnen sind drei »Hansele« zu sehen, Vertreter der sogenannten Baaremer Weißnarren, mit Holzmasken und Geschellriemen. Sie tragen Masken aus Bräunlingen und Donaueschingen, die aus dem Fundus von Friseurmeister Julius Limb stammen, der 1923/24 Masken und »Häser« auf der Baar aufkaufte und an Fasnacht auslieh. Die typische Löffinger »Hansele«-Maske, die einen freundlicheren Gesichtsausdruck zeigt, entstand 1936 nach einer Vorlage von Lehrer Karl Ehret.

Am linken Bildrand sind mehrere Mitglieder der »Laternenbrüder« zu erkennen. Sie tragen traditionelle blaue Fuhrmannskittel und schwarze Rundhüte. Einer von ihnen scheint gerade eine Ansprache zu halten: Konzentriert blickt er auf das Blatt in seiner Hand. Es ist Karl Guth, der 1961/62 Narrenvater ist. Dazwischen stehen mehrere Ehrennarren, zu erkennen an ihren weißen Zipfelmützen und dem Zylinder.

Der Bühnenhintergrund zeigt ein gemaltes Bild mit angedeuteter Häuserkulisse. Zu sehen sind die Häuser beim Mailänder Tor.

V.l.n.r.: 1 Karl Guth, 2 ???, 3 ???, 4 ???, 5 Hugo Schropp, 6 Gerda Bader (geb. 1934), 7 Lore Isele (geb. 1933)

Standort des Fotografen: 47.882911, 8.347815

Güterzug mit Dampflok am Bahnübergang Seppenhofer Straße, ca. 1940

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Alexandra Scholl zur Verfügung.

Ein Güterzug mit dampfender Lokomotive passiert mit lautem Getöse den Bahnübergang an der Seppenhofer Straße – ein Schnappschuss. Das Foto ist leicht unscharf, ein typisches Knipserfoto, aber es hält doch einen besonderen Moment fest: Die Lokomotive mit hohem Schornstein, aus dem dunkler Rauch in dicken Schwaden quillt. Dahinter etliche Güterwaggons, beladen vermutlich mit Holz, Kohle oder landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Man kann sich das rhythmische Stampfen der Räder vorstellen, das Rattern über die Schienenstöße, das Zischen von Dampf, das Fauchen der Maschine – alles vermischt sich zu einem eindrucksvollen Klangbild. Vielleicht gibt der Lokführer ein kurzes Pfeifsignal, als Warnung am Übergang, ein hoher, durchdringender Ton, der noch eine ganze Weile in den Ohren nachhallt.

Im Vordergrund sieht man das Haus Guth (Gartenstr. 21), das um 1934/35 erbaut wurde. Im angrenzenden Garten der Villa Benz sind einige Bäume frisch gepflanzt. Am rechten Bildrand ist ein steinernes Wegkreuz zu erkennen. Noch ist die Bonndorfer Straße nicht gebaut. Hinter der Bahnlinie steht das Haus Schreiber (Seppenhofer Str. 19), das 1975 durch ein Feuer zerstört wird. Im Hintergrund ragen die Festhalle und die 1936 eingeweihte Volksschule empor, deren Dach noch neu wirkt. Dahinter erkennt man das kleine Wäldchen »Hasle«.

Standort des Fotografen: 47.879702, 8.345588

Ratzer-Brunnen in der Oberen Hauptstraße an Fronleichnam, ca. 1950

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Genoveva Kinast zur Verfügung.

An der Kreuzung von Dittishauser Straße und Oberer Hauptstraße steht der sogenannte Ratzer-Brunnen – benannt nach der Familie Ratzer, die seit Generationen im zweigeschossigen Wohnhaus in der Dittishauser Straße 1 lebt.

Heute zeigt sich der Brunnen besonders festlich geschmückt, denn die katholische Pfarrgemeinde feiert das Fronleichnamsfest. Da der Brunnen an der Prozessionsstrecke liegt, wurde über dem Brunnentrog eine Statue des auferstandenen Christus angebracht. In der Hand trägt er eine Fahne – Symbol seines Sieges über den Tod. Der Platz um den Brunnen ist liebevoll gestaltet: Die gepflasterten Rinnen der Dittishauser Straße und der Oberen Hauptstraße rahmen ein kleines Dreieck, in dem ein kunstvoller Blumenteppich ausgelegt wurde.

Im Hintergrund ist das Haus Bader (Obere Hauptstraße 17) zu erkennen.

Stanort des Fotografen: 47.884855, 8.348609

Blick vom »kleinen Brühl« auf das Städtchen, ca. 1940

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rudi Straetker zur Verfügung.

Diese winterliche Aufnahme zeigt den Blick vom Gewann »Im kleinen Brühl« auf das Städtchen. Die Landschaft ist tief verschneit, die Dächer der Häuser liegen unter einer dicken Schneeschicht, und die Felder im Vordergrund sind vollständig vom Schnee bedeckt.

Links im Bild erhebt sich die katholische Pfarrkirche St. Michael mit ihrem markanten Turm über das Stadtbild. Ins Auge sticht auch das städtische Krankenhaus (Seppenhofer Str. 7), das noch nicht modernisiert und erweitert wurde. Auch der Alenberg mit dem Alenbergwäldchen sind zu sehen. Und da die Bäume kahl sind, ist auch die Friedhofskapelle zu erkennen.

Im Vordergrund sind die neu erbauten Häuser in der Bonndorfer Straße zu sehen. Links das so genannte »Beamtenhaus« (Bonndorfer Str. 6), das 1936 erbaut wurde und in dem u.a. NS-Bürgermeister Heinrich Andris mit seiner Familie wohnt, und rechts eine der beiden Villen, die der Familie von Sägewerksbesitzer Josef Benz gehört.

Standort des Fotografen: 47.879972, 8.344231

Kindergruppe in der Demetriusstraße, ca. 1945

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gabi Senn zur Verfügung.

Hinter dem Haus Limb steht eine Schar Kinder in der Demetriusstraße. Die älteste unter ihnen, Margareta Zepf, ist bereits im Jugendalter und trägt fürsorglich ein kleineres Kind auf dem Arm.

V.l.n.r.: 1 ???, 2 [Irma Zepf (verh. Hasenfratz, geb. 1937)], 3 ???, 4 Margareta Zepf (verh. Senn, 1932-2021), 5 ???, 6 ???

Im Hintergrund sind die Rückseite vom Gasthaus »Adler« (Untere Hauptstr. 2) und der Hintereingang zum Haus Limb (Untere Hauptstr. 4) zu sehen. Julius Limb (1883-1968) betreibt einen Friseursalon und eine Drogerie. Verschiedene Werbeschilder aus Emaille sind zu sehen, die u.a. Produkte von Maggi und *rodont anpreisen und von Limbs Warenangebot zeugen. Vermutlich ist es Julius Limb selbst, der zur Kamera greift, um diesen Moment festzuhalten. In der Tür steht seine Ehefrau Maria Limb (geb. Nägele, 1894–?), gekleidet in einen weißen Friseurkittel, und beobachtet das Geschehen.

Ein Fotoapparat ist in der unmittelbaren Nachkriegszeit ein seltener Besitz – zählt er doch zu den Gegenständen, die von der französischen Besatzungsmacht häufig eingezogen wird.

Standort des Fotografen: 47.883413, 8.343496

Turnerbund, ca. 1923

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Genoveva Kinast zur Verfügung.

Diese sorgfältig inszenierte Gruppenaufnahme zeigt Mitglieder des 1905 gegründeten Turnerbundes. Das Foto wird in einem Fotostudio aufgenommen, wie der drapierte Vorhang im Hintergrund erkennen lässt. Die Gruppe ist klar gegliedert: In der Bildmitte und im Vordergrund sitzen und liegen aktive Turner in ihren typischen weißen Turnkleidung, die das Emblem des Vereins auf der Brust tragen. Drei der Turner tragen eine Schärpe über die Schulter, einer von ihnen hält die Vereinsfahne. Sie wird bei Wettkämpfen, Festumzügen und Ehrentagen mitgeführt. Der Turnerbund schaffte sich 1923 eine Fahne an, die am 2./3. Juni 1923 geweiht wurde. Vielleicht entsteht das Foto zu diesem Anlass?

Rechts und links der Turner stehen Männer in Anzug und Krawatte, die vermutlich dem Vereinsvorstand angehören. Auffällig ist zudem die Anwesenheit einer Frau. Ihre Präsenz weist auf die Existenz einer Damenriege hin, wie sie in vielen Turnvereinen seit der Jahrhundertwende zunehmend üblich wurde.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1 Rupert Hepting, 2 Otto Schweizer
2.Reihe, v.l.n.r.: 1 Rosa Adrion (geb. Berger), 2 ??? Sibold, 3 ???, 4 Fritz Adrion
3.Reihe, v.l.n.r.: 1 ???, 2 Heinrich Wider, 3 Anselm Zepf (1898-1989), 4 Jakob Schreiber, 5 Ernst Fehrenbach, 6 ???, 7 Konrad Sibold (1900-1979), 8 ???
4.Reihe, v.l.n.r.: 1 Paul Benitz

Auf dem Foto ist vermutlich Vereinsvorsitzender J. Fehrenbach zu sehen.

Die deutsche Turnbewegung geht auf Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), den sogenannten »Turnvater Jahn«, zurück. Er begründete im frühen 19. Jahrhundert das Turnen als nationale Erziehungsbewegung, verbunden mit dem Ideal der körperlichen und geistigen Ertüchtigung des deutschen Volkes. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Bewegung zu einem breiten bürgerlichen Phänomen. Besonders in kleineren Städten und Gemeinden bildeten sich zahlreiche Turnvereine, die neben dem sportlichen Aspekt auch das Gemeinschaftsleben stärkten.

Standort des Fotografen: ???

Reitergruppe vor der Festhalle, ca. 1927-1935

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Genoveva Kinast zur Verfügung.

Eine Reitergruppe hat sich vor der neu errichteten Festhalle aufgestellt. Die Männer tragen Uniformen und Mützen; sie sitzen auf kräftigen Kaltblütern. Die Pferde sind nebeneinander aufgereiht. Links im Hintergrund sind mehrere Zuschauer*innen zu sehen, darunter auch Kinder.

Die Festhalle weist noch eine unverputzte Steinfassade auf. Der 1923 begonnene Bau wurde 1927 weitgehend fertiggestellt. Die drei rundbogigen Eingänge, zu denen die breite Treppe hinaufführt, sind schlicht gestaltet. Auch die Außengestaltung der Fläche rund um die Halle ist noch unvollendet. Erst 1936 wird der gesamte Komplex, bestehend aus der Festhalle, dem Mitteltrakt mit Heimatmuseum und der Volksschule, eingeweiht.

Ob es sich bei den Reitern um eine berittene Feuerwehr handelt, lässt sich anhand des Fotos nicht eindeutig sagen. Es scheint sich um eine Ehrenformation zu handeln, die bei einem Festzug paradiert.

Im mittleren Bogen stehen u.a. Schmiedemeister Otto Fürst und Friseurmeister Julius Limb.

Standort des Fotografen: 47.883139, 8.347639

BDM vor der Festhalle beim Maiumzug, ca. 1938

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Lore Sibold zur Verfügung.

Eine Gruppe junger Mädchen des Bundes Deutscher Mädel (BDM) posiert für ein Gruppenfoto beim Maiumzug vor der Festhalle. Die Mädchen stehen in mehreren Reihen ordentlich aufgestellt vor einem festlich geschmückten Festwagen, der von vier Pferden gezogen wird. Er ist mit Girlanden dekoriert. Auf ihm stehen junge Mädchen in langen weißen Kleidern. Zwei große, weiße Säulen, die ebenfalls mit Girlanden geschmückt sind, dominieren den Wagen und verleihen ihm ein feierliches Aussehen.

Die meisten Mädchen tragen eine einheitliche Uniform bestehend aus dunklem Rock, heller Bluse und dunkler Jacke, dazu Krawatten oder Halstücher. Einige von ihnen sitzen entspannt auf dem Boden, während der Großteil steht. Ordentliche Uniformen sind zu sehen, vermittelt wird ein Bild von Gemeinschaft und scheinbarer Unbeschwertheit.

Doch dieser Eindruck trügt. 1938 ist die Mitgliedschaft im BDM formal noch freiwillig, praktisch aber setzt das NS-Regime sozialen Druck auf Jugendliche und ihre Familien aus. Wer nicht mitmacht, gilt schnell als Außenseiter*in, muss mit schulischen Nachteilen oder gesellschaftlicher Ausgrenzung rechnen. Die Nationalsozialisten haben es sich zum Ziel gesetzt, die Jugend systematisch zu formen: Gehorsam, Pflichterfüllung, Opferbereitschaft und die unkritische Verehrung von »Führer« und Nation stehen im Mittelpunkt der Erziehung.

Beim BDM lernen die Mädchen keine freie Entfaltung oder kritisches Denken. Stattdessen prägen Marschieren, Parolen, nationale Rituale und körperliche Ertüchtigung ihren Alltag. Auch die Vorbereitung auf eine Rolle als »Mütter der Nation« gehört zur Ideologie. Das Bild zeigt einen kleinen, scheinbar harmlosen Moment bei den Feierlichtkeiten zum 1. Mai, der propagandistisch als »Tag der nationalen Arbeit« begangen wird. Es steht aber auch dafür, wie Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus ideologisch vereinnahmt werden.

Standort des Fotografen: 47.883092, 8.347708