Sammlung Familie Waßmer
Als »Kräuterhexe« wird sie von manchen bezeichnet – und wohl auch belächelt. Sie selbst versteht sich als Antroposophin, die der Lehre Rudolf Steiners (1861-1925) folgt, als Heilerin und Künstlerin. Seit 1980 wohnt sie in Löffingen in der ehemaligen Villa Gugelberger (Maienlandstr. 6). Dort gründete die 75-Jährige die »Freie Schule für Heilen im Tun«. Viele Menschen sind von den Begegnungen mit ihr nachhaltig beeindruckt.
Geboren wurde Maria Keller (geb. Heiß) am 28. Oktober 1905 in Stuttgart. Ihr Vater fiel zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Ihre Mutter starb kurze Zeit später. Maria Keller und ihre fünf Geschwister wurden zur Adoption freigegeben. Sie kam zusammen mit einem Bruder zu einem Pfarrer auf der Schwäbischen Alb. Als Jugendliche kam sie in Kontakt mit der Jugendbewegung des Wandervogels. Im Alter von 18 Jahren begann sie eine Ausbildung als Wirtschafterin, Säuglingspflegerin und Krankenschwester. Gleichzeitig bildete sie sich in Gesang aus und besuchte eine Kunstgewerbeschule. 1930 heiratete sie den Kunsterzieher Hans Keller, mit dem sie fünf Kinder (vier Mädchen und einen Jungen) bekam. Nachdem ihr Ehemann 1944 im Zweiten Weltkrieg gefallen war, stand die 39-Jährige mit den Kindern alleine da. Den Lebensunterhalt verdiente sie durch den Verkauf von Geschirr, das sie in einer eigenen kleinen Keramikwerkstatt selbst gefertigt hatte.
Sie entdeckte die Anthroposophie Rudolf Steiners für sich. Ab 1974 entwickelte sie ihre eigenen Ansätze, die 1980 in der Gründung ihrer eigenen Schule »Heilen im Tun« mündeten. In zahlreichen Kursen vermittelte sie fortan insbesondere jungen Menschen ihre Verbundenheit mit der Natur und ihre Fähigkeiten, mit Heilpflanzen zu heilen. Dabei bezog sie auch andere Künste ein, wie das Singen und Theaterspielen, das Malen und Plastizieren. Sie schuf etwa 500 Terrakottaplastiken, von denen zwei im Hintergrund der Porträtfotos zu erkennen sind.
Für die Friedhofskapelle in Löffingen schuf sie außerdem einen Engel, der an der Außenfassade angebracht ist. Maria Keller stirbt am 2. November 1998 im Alter von 93 Jahren. Auch ihren Grabstein ziert eine selbstgefertigte Plastik. Die Inschrift lautet nach einem Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898): »Hörst, Nikodeme, Du / Den Schöpfer Geist, / Der mächtig weht und / seine Welt erneut?«
Standort des Fotografen: 47.885103, 8.343233