Bierbrauerei Selb in der Oberen Hauptstraße, ca. 1900

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hildegard Keller zur Verfügung.

Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich in der Oberen Hauptstraße 7 eine Bierbrauerei befunden. Im Feuerversicherungsbuch von 1866 wird das Anwesen beschrieben als Wohnhaus mit Scheuer, Brauereikeller, Kellerbraugewölbe und Kühlschiffbau, in dem die aus der Sudpfanne kommende heiße Würze ausgeschlagen wurde.

Viele Jahre gehörte die Brauerei der Familie Selb: Zunächst dem Bierbrauer Hermann Selb (1840-1892), dann seiner Witwe Sophie Selb geb. Fischer (1847-1922) und schließlich ab 1909 dem Sohn Johann Selb (1871-1911), der allerdings schon zwei Jahre später starb. 1919 war es mit der Biertradition dann endgültig vorbei. Das Anwesen wurde verkauft, umgebaut und darin eine Apotheke eröffnet.

Auf dem Foto ist eine Personengruppe vor einem Mäuerchen mit Holzbiege zu sehen. Fünf Männer sitzen auf einem Holzkarren, auf dem sich Bierfässer befinden. Zwei der Männer halten Biergläser in der Hand. Der Mann in der Mitte scheint bereits ordentlich betrunken zu sein und albert herum: Er hat sich eine eiserne Kette um den Hals gelegt und thront oben auf einem Fass auf dem Karren. Seine rechte Hand reißt er hoch, in der linken Hand hält er eine Sense.

Gut möglich, dass auf dem Sensenblatt ursprünglich das Datum notiert war, an dem die Fotografie aufgenommen wurde. Aber das Bild ist im Laufe der Zeit so verblichen, dass solche Details nicht mehr zu erkennen sind.

Standort des Fotografen: 47.884612, 8.346318

Haus Ganter in der Maienlandstraße, ca. 1935-1940

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Else Egle und Hermann Egle zur Verfügung.

Dicht zugewachsen präsentiert sich das Haus des Schneidermeisters Hermann Ganter (1895-1957) und seiner Ehefrau Anna geb. Hepting (1900-?). An der der Straßenseite zugewandten Hauswand ist der Eingang zur Werkstatt zu erkennen: Über der kleinen Holztür mit zwei Fenstern links und rechts, stehen die Worte geschrieben: »H. Ganter- Damen- & Herrenschneiderei«. 

Hermann Ganter ist nach der Befreiung vom NS-Regime für kurze Zeit Bürgermeister. Die französische Besatzungsmacht überträgt ihm dieses Amt in dem Wissen, dass er Distanz zum NS-Regime gewahrt hatte. So hatte er beispielsweise auch noch dann geschäftliche Kontakte zu Juden gepflegt, als dies nicht mehr opportun war und er dafür öffentlich angefeindet wurde. Während des Krieges versammelte man sich bei Ganters, um den verbotenen englischen Sender zu hören.

Am oberen rechten Bildrand ist das Haus Kuster (Alenbergstr. 18) zu sehen. Der Hausname lautet: »s’Bürgermoasters«, weil zwei Generationen der Familie Kuster über viele Jahre als Bürgermeister die Geschicke des Städtchens bestimmten: Karl Kuster (1847-1925) war Bürgermeister von 1890 bis 1920, sein Sohn Adolf Kuster (1874-1946) amtierte von 1920 bis zu seiner Absetzung durch die Nationalsozialisten 1933.

Standort des Fotografen: 47.885018, 8.342702

7 Fotos: Aufräumarbeiten in der Ringstraße nach dem Großbrand, 1921

Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Inge Benitz, Konrad Kuster und Rita Willmann zur Verfügung.

Die Aufräumarbeiten nach dem Großbrand vom 28. Juli 1921 dauern nur bis Mitte September 1921. Die Gruppenpolizei V aus Mülheim leistet große Arbeit: Sie richtet das Trümmerfeld für den Wiederaufbau in nur 34 Arbeitstagen her. Die Gesamterdbewegung beträgt mehr als 9.000 m³. Die Polizisten sortieren auch Rohstoffe wie verkohlte Holzbalken und Eisen.

Im Vordergrund des Bildes sind Förderbahngleise zu sehen, die extra gelegt wurden. Auch Pferde kommen bei den Aufräumarbeiten zum Einsatz. Im Hintergrund sind die Häuser der Maienlandstraße und Alenbergstraße zu erkennen, die unbeschädigt blieben.

Standort des Fotografen: 47.884319, 8.344025

Narrengruppe in der Rötengasse, Fasnacht 1957

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Emma Kienzle und Rita Willmann zur Verfügung.

Marketender ziehen an Fasnacht mit ihrem Karren durch die Rötengasse. Das Motto in diesem Jahr lautet: »Wiener Kongress«. Als dieser 1814/15 in Wien mit Delegationen aus ganz Europa tagte, um den Kontinent neu zu ordnen, da witterten natürlich auch kleine Gewerbetreibende ihre Chance auf ein Geschäft.

V.l.n.r.: ???, ???, ???, Erika Kienzle (verh. Schweizer, geb. 1941), ???

Im Hintergrund sind das Haus Lehmann (Maienlandstr. 12) und das Haus Storz (Maienlandstr. 10) mit dem dazugehörigen Schopf zu sehen. Die angrenzende Rötengasse führt hinauf zum Alenberg.

Standort des Fotografen: 47.885275, 8.342295

Früheres Schlachthaus am Bittenbach, 1966

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.

Zwei Jahre bevor das ehemalige Schlachthaus in der Bitten abgerissen wird, entsteht dieses Foto. Das Gebäude wird zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr genutzt. Das Schlachthaus steht neben dem Bittenbach, dort, wo der Bach seine Röhre verlässt und in die Bittenwiesen fließt.

Tiere, die zum Schlachten geführt wurden, standen aufgereiht angebunden am Geländer der Kirchenmauer. An Schlachttagen färbte sich das Wasser des Bachs rot. Der schmale Weg rechts am Schlachthaus führt hinauf zur Seppenhofer Straße und in Richtung Krankenhaus.

Standort des Fotografen: 47.882730, 8.344961