Aufmarsch des BDM in der Alemannenstraße, ca. 1936

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gertrud Heitzmann zur Verfügung.

Mit dem »Gesetz über die Hitlerjugend« vom 1. Dezember 1936 wird die bis dahin formell freiwillige Mitgliedschaft im Bund Deutscher Mädel (BDM), dem weiblichen Zweig der Hitlerjugend (HJ), verpflichtend. Vom NS-Regime wird der BDM für die deutschen (»arischen«) Mädchen zum dritten Erziehungsfaktor neben Schule und Elternhaus erklärt. Untergliedert ist er in den Jungmädelbund der 10- bis 13-Jährigen und den Bund Deutscher Mädel der 14- bis 17-Jährigen. 

Ähnlich wie bei den Jungen liegt ein Schwerpunkt der Aktivitäten im BDM in Ausflügen, Wanderungen und Märschen in freier Natur, die oft am Lagerfeuer mit Kochen und gemeinsamem Gesang ausklingen. Dabei kommt die ideologische Schulung nicht zu kurz.

Auf dem Foto marschieren die Mädchen durch die Alemannenstraße. Die Mehrzahl gehört dem Jungmädelbund an, erkennbar an der Bundestracht, bestehend aus der weißen Bluse, dem blauem Rock und dem schwarzem Halstuch. Da das Foto im Herbst oder Winter aufgenommen wird, tragen die meisten auch Jacken. Am rechten Bildrand ist Gertrud Brugger (verh. Heitzmann, 1921-2005) zu sehen, die ein mit Blumen geschmücktes Fähnchen trägt.

Standort des Fotografen: 47.885825, 8.344211

Wahllokal im Rathaus, 10. April 1938

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv

Am 10. April 1938 findet im Deutschen Reich die Reichstagswahl und gleichzeitig die Volksabstimmung über die Annexion Österreichs statt. Selbstverständlich sind die Wahlen nicht frei und geheim. Das Ergebnis, nämlich 99,1 % für die Einheitsliste der NSDAP, steht bereits vorher fest. Die nationalsozialistische Propaganda ist allgegenwärtig – sogar im Wahllokal, das sich im Rathausgebäude befindet.

Die Außenfassade des Rathauses ist mit Hakenkreuz-Fahnen und Propagandaplakaten dekoriert, auf denen Hitler zu sehen und die Parole zu lesen ist: »Ein Volk, ein Reich, ein Führer!« Im Wahllokal selbst steht hinter der Wahlurne eine Hitler-Büste.

Standort des Fotografen: 47.883938, 8.344346

Mailänder Tor, 1969

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Auf den ersten Blick ist das Foto schwer zu datieren, denn schließlich hat sich das Mailänder Tor seit seiner Erbauung 1922 bzw. der Anbringung der Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Jahre 1930 kaum verändert. Erste Anhaltspunkte bieten jedoch das geflickte Dach, das noch deutliche Spuren der Kriegszerstörung 1945 zeigt, und das geparkte Auto, das vor dem rechten Nachbarhaus (Demetriusstr. 11) steht. Klar, das Foto ist irgendwann in der Nachkriegszeit entstanden. Dass ein Wegweiser in Richtung Maienland zum »Wildpark« weist, ist ein weiteres wichtiges Detail, das die zeitliche Einordnung erleichtert.

Auf der Verkehrsinsel vor dem Mailänder Tor steht ein Wahlplakat der FDP. Darauf ist der Wahlwerbespruch »Wir schaffen die alten Zöpfe ab« zu lesen. Es herrscht Wahlkampf, denn am 28. September 1969 findet die Bundestagswahl statt. Nach der Wahl konstituiert sich erstmals in der 20-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine sozialliberale Koalition auf Bundesebene. Willy Brandt (SPD) wird Bundeskanzler, Walter Scheel (FDP) wird Vizekanzler.

Zum Jahr 1969 passt, dass das linke Nachbarhaus (Demetriusstr. 13), das dem Mechanikermeister Karl Müller gehört, noch steht: Es brennt am 17. Oktober 1969, rund drei Wochen nach der Bundestagswahl, ab. Somit dürfte das Foto vermutlich das letzte sein, auf dem das Haus Müller noch zu sehen ist.

Standort des Fotografen: 47.883857, 8.343832

Kandidaten der FDP/FW für die Gemeinderatswahl vor der Festhalle, 1975

Dieses Foto stellte und dankenswerterweise Vera Hepting zur Verfügung.

Bald finden Kommunalwahlen statt, die ersten Wahlen seit der Gemeindereform und der Eingemeindung der anderen Ortsteile. Für den Ortsteil Löffingen schickt die FDP zusammen mit den Freien Wählern (FW) neun Gemeinderatskandidat*innen ins Rennen. Am 26. März 1975 stellen sie sich bei einem Fototermin vor der Festhalle der Öffentlichkeit vor.

1.Reihe, v.l.n.r.: Gudrun Ewert, Peter Diehr (1935-2005), Oswald Laufer, Karl Bächle
2.Reihe, v.l.n.r.: Theo Walz (1927-2015), Bernhard Adrion, Martin Mayer (1922-2008), Johann Fehrenbach (1922-2020), Erich Adrion (1926-2001)

Standort des Fotografen: 47.883018, 8.347621

2 Fotos: Festakt zum »Tag der Deutschen Einheit«, 3. Oktober 1990

Sammlung Familie Waßmer

Nachdem in der Nacht vom 2. zum 3. Oktober 1990 die Deutsche Demokratische Republik zur Bundesrepublik Deutschland beigetreten und damit die Deutsche Einheit vollzogen ist, findet am nächsten Morgen auf dem unteren Rathausplatz ein Festakt statt. Das Rathaus ist beflaggt und auch neben dem Demetriusbrunnen sind zwei Fahnenmasten aufgebaut, links in blau-weiß die Fahne Löffingens, rechts in den Nationalfarben schwarz-rot-gold die Bundesflagge.

Bürgermeister Dieter Mellert (1941-2019) steht am Rednerpult, hier mit dem Rücken zum Fotografen, und hält eine Ansprache. Die Stadtmusik umrahmt den Festakt musikalisch.

Standort des Fotografen: 47.883653, 8.343539

Urkunde zur Einweihung der Schule, 29. August 1936

Stadtarchiv

Diese Urkunde datiert vom 29. August 1936. Sie wurde abfotografiert und das Foto im Stadtarchiv aufbewahrt. Es handelt sich um eine Grußadresse des nationalsozialistischen Bürgermeisters Heinrich Andris, der von 1935 bis 1942 in Löffingen amtiert. Anlässlich der Einweihung des Schulgebäudes an der »Hasle« wendet er sich an die »Deutsche Jugend«. Die wenigen Zeilen strotzen nur so vor Pathos und NS-Sprachvokabular.

Bereits 1923 war mit dem Bau der Festhalle und des Schulgebäudes begonnen worden. Infolge der Inflation zog sich der Bau viele Jahre hin. Die Festhalle konnte immerhin 1927 fertiggestellt werden. Das Schulgebäude fristete aber auch in den Jahren der Weltwirtschaftskrise ein trauriges Dasein als Rohbau. Dass die Schule erst 1936 eingeweiht wird, schlachten die Nationalsozialisten propagandistisch aus. »Zu Ehre des Führers für Dich Deutsche Jugend habe ich diese schöne Schule fertiggstellt«, so beginnen die Worte von Andris. Das Schulgebäude trägt offiziell den Namen »Adolf-Hitler-Schule«.

Standort des Fotografen: 47.882462, 8.347708

2 Fotos: Sitzungssaal im Rathaus mit Wandgemälde, 2009

Sammlung Familie Waßmer

Der Sitzungssaal des Gemeinderates im Rathaus präsentiert sich rund 50 Jahre lang mit dieser Innengestaltung, die aus den 1960er Jahren stammt. Neben der bleiverglasten Eingangstür ist ein Wandgemälde zu sehen. Es erinnert an die jahrhundertelange Tradition Löffingens als »Kornmarkt der Baar«. Schließlich diente das 1832 erbaute Rathaus viele Jahre auch als Kaufhaus mit Markthalle. Das Gemälde zeigt das Rathaus mit dem Rathausbrunnen davor, daneben das 1973 abgerissene Gasthaus »Sonne« und ein Pferdefuhrwerk.

In den Jahren 2016-2018 wird das Rathausgebäude durch das Architekturbüro Gäbele & Raufer grundlegend saniert. Dabei wird auch der Ratssaal in den ehemaligen Kornspeicher im Dachgeschoss verlegt, wo der Gemeinderat fortan in repräsentativen Räumlichkeiten tagt.

Standort des Fotografen: 47.883850, 8.344208

Sitzungsaal im Rathaus, 2009

Sammlung Familie Waßmer

Bis zur grundlegenden Sanierung des Rathausgebäudes in den Jahren 2016-2018 und der Verlegung des Ratssaales in den ehemaligen Kornspeicher im Dachgeschoss, tagt der Gemeinderat in diesem Sitzungssaal. Die Innengestaltung (Kronleuchter und Wandverkleidung) stammt aus den 1960er Jahren. Eng geht es in dem Saal zu, wenn die 25 Mitglieder zusammen kommen. Für Besucher*innen der öffentlichen Sitzungen ist kaum Platz vorgesehen.

Der Saale, wie er auf dem Foto zu sehen ist, ist für eine Trauung hergerichtet. Denn der Sitzungssaal dient zugleich als Trauzimmer. Das Mobiliar wurde um das Jahr 2000 angeschafft. Die dekorative Wanduhr im Hintergrund hing ursprünglich im Grundbuchamt und fand dann im Sitzungssaal ein neues Zuhause.

Standort des Fotografen: 47.883850, 8.344208

NS-Aufmarsch in der Unteren Hauptstraße, ca. 1937

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Zwischen all den Hakenkreuzfahnen und der schwarz-weiß-roten Reichskriegsflagge, die in der Unteren Hauptstraße im Wind flattern, sticht ein Transparent ins Auge, das über die Straße gespannt ist. Es handelt sich dabei nicht um NS-Propaganda mit einer politischen Losung, sondern um ein Werbebanner der Tankstelle von Julius Limb: »Essolub« ist in großen Buchstaben darauf zu lesen und wirbt für ein bekannte Motoröl.

Derweil marschiert eine Kolonne des »Bund deutscher Mädel« (BdM) durch die Straße und passiert gerade das Haus Limb (Untere Hauptstr. 4) und das Gasthaus »Adler« (Untere Hauptstr. 2). Am »Adler« sind noch keine Fensterläden zu sehen, sie werden erst in der Nachkriegszeit angebracht. Im Hintergrund marschiert eine Musikkapelle heran. Am linken Bildrand ist ein Gendarmeriebeamter zu sehen.

An welchem nationalsozialistischen Feiertag das Foto aufgenommen wird, ist unbekannt. Die Passanten, die am Straßenrand stehen, tragen warme Mäntel und Mützen. Die Straße ist nass vom Regen. Denkbar wäre daher der »Heldengedenktag«, der im Februar/März begangen wurde, oder der »Gedenktag für die Bewegung«, an dem alljährlich am 9. November des gescheiterten Hitler-Putsches von 1923 gedacht wurde.

Standort des Fotografen: 47.883726, 8.343856

2 Fotos: Verleihungsurkunde der Ehrenbürgerschaft an Adolf Hitler, 1936

Stadtarchiv

Die Schmuckmappe ist mit dem Stadtwappen verziert und trägt darunter die Inschrift: »Unserem Führer«. Damit gemeint ist Reichskanzler Adolf Hitler, der seit dem Tod von Reichspräsident Paul von Hindenburg 1934 auch das Amts des Staatsoberhaupts ausübt und sich »Führer« nennt. Schlägt man die Mappe auf, dann findet man eine Schmuckurkunde. In geschwungener Schrift mit Tinte geschrieben, offenbart ihr Inhalt den faschistischen Personenkult um den Diktator: »Anlässlich der Eröffnung der Adolf-Hitler-Schule, deren Fertigstellung wir der Schaffung des Dritten Reiches durch unsern Führer verdanken, verleihen in dankbarer Anerkennung die Bürger der Gemeinde Löffingen unserm Führer das Ehrenbürgerrecht.«

Tatsächlich wurde der Bau der Festhalle und der Schule an der »Hasle« bereits 1923 begonnen. Durch die Inflation verzögerte sich zunächst die Fertigstellung des Rohbaus. Die Festhalle konnte 1927 weitgehend fertiggestellt und auch fortan genutzt werden. Aber durch die Weltwirtschaftskrise schleppte sich der Innenausbau der Schule dahin. Das NS-Regime nutzte schließlich die Fertigstellung und die Eröffnung des Schulgebäudes am 29./30. August 1936 für ihre Propaganda.

Ob der Gemeinderat in der Nachkriegszeit jemals Hitler, der am 30. April 1945 Selbstmord verübte, jemals die Ehrenbürgerrechte formal aberkannte, ist unbekannt.

Standort des Fotografen: 47.883844, 8.344217

Gemeindediener Karl Meier, ca. 1960

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Werner Lubrich zur Verfügung.

Als es noch kein gedrucktes »Mitteilungsblatt« gibt, werden die Einwohner*innen noch mündlich über Beschlüsse des Gemeinderats und anstehende Termine informiert: Dafür verantwortlich ist Karl Meier (?-?), genannt »Kuli Meier«. Der Landwirt, der in der Kirchstraße wohnt, ist als Ratsdiener im Einsatz. In seiner rechten Hand hält er ein Büchlein, in dem die Bekanntmachungen notiert sind, in seiner linken eine Glocke. Sie bringt ihm auch die Bezeichnung »Ausscheller« ein. Damit zieht er durch das Städtchen und verkündete an verschiedenen Straßenecken, wie hier vermutlich in der Rötengasse, seine Neuigkeiten.

Standort des Fotografen: 47.885305, 8.342761

Erster-Mai-Streich am Rathaus, 1. Mai 2004

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gerhard Pfeifer zur Verfügung.

Vorhang auf! Das Rathaus hat sich über Nacht in ein Theater verwandelt. Am Eingang der Stadtverwaltung, durch den Bürgermeister Dr. Frank Schmitt (1963-2005) und die Gemeinderäte hindurchgehen, ist ein Vorhang angebracht. Daneben ist mit großen Buchstaben angeschlagen, was im »Statt-dheater« dargeboten wird. »Gespielt wir ein Drama in X Akten«. Die Vorstellung findet statt am Dienstag, 4. Mai oder jeden Donnerstag, wenn der Gemeinderat traditionell tagt. Zu den Mitwirkenden zählen allen voran Bürgermeister Dr. Schmitt als »Souffleur« und Alt-Bürgermeister Dr. Dieter Mellert (1942-2019) in der »Regie«.

Der 1. Mai-Streich spielt auf die Querelen zwischen Bürgermeister Schmitt und dem Gemeinderat an. Alt-Bürgermeister Dr. Mellert, der bei der Wahl 1999 nach 24 Amtsjahren gegen seinen Herausforderer verlor, kandidierte nach seiner Niederlage für den Gemeinderat und gehört ihm drei Legislaturperioden bis 2014 an. Nach Meinung des Witzbolds, der den Mai-Streich verübte, gibt er wohl immer noch den Ton in der Gemeindepolitik an, während der eigentliche Bürgermeister nur als »Souffleur« fungiert.

Der gebürtig aus Schwenningen stammende Dr. Frank Schmitt wird 1999 zum Bürgermeister gewählt. Anlässlich seiner ersten Halbzeit als Bürgermeister 2003 stellt die »Badische Zeitung« in einem Interview fest: »Zumindest Teile des Gemeinderats beäugen sehr argwöhnisch den neuen Bürgermeister, zu Beginn Ihrer Amtszeit kam es immer wieder zu heftigen Disputen in öffentlichen Sitzungen, in nichtöffentlichen soll es manchmal noch heftiger zur Sache gegangen sein.« Bürgermeister Schmitt stirbt 2005 nach schwerer Krankheit.

Standort des Fotografen: 47.883744, 8.344350