Blick vom Mailänder Tor in die Demetriusstraße, 1921

»Badische Heimat«, Heft 1-3, Karlsruhe, 1921

»Hintergasse« heißt damals die enge Straße, die vom Mailänder Tor entlang des Altstadtrings führt. Die Häuser sind alt, schmal und größtenteils mit Holzschindeln gedeckt. Die Gasse mündet in den »Süßen Winkel«, der im Hintergrund zu sehen ist. Die enge Bebauung wird 1921 zum Verhängnis, als im Haus des Landwirts Julius Heer (Demetriusstr. 10) ein Brand ausbricht, der sich in rasender Geschwindigkeit ausbreitet. Das Feuer frisst sich die Gasse hinauf bis zum Haus von Schmiedemeister Viktor Fürst (Demetriusstr. 5). Ein mit Stockholz beladener Wagen, der in der Gasse steht, kann nicht mehr rechtzeitig weggefahren werden, auch er fängt Feuer. Da die Gasse nur drei Meter breit ist,  springt das Feuer auch auf die Häuser am Rathausplatz über. Innerhalb weniger Stunden werden insgesamt 36 Gebäude eingeäschert.       

Der Künstler Guido Schreiber (1886-1979), der ab 1917 in Villingen wohnhaft war, malte diese Ansicht. Sie wurde 1921 in der Zeitschrift »Badische Heimat« veröffentlicht. Damals erschien ein neunseitiger Artikel über Löffingen, der mit 28 Ansichten des Städtchens, Fotografien, aber auch gemalten Bildern illustriert war. Anlass für den Bericht war offenbar der Großbrand von 1921. Die Zeitschrift wurde von dem 1909 gegründeten »Landesverein Badische Heimat e.V.« herausgegeben.  

Standort des Malers: 47.884021, 8.343908

Zwei Kinder mit Fahrrad in der Demetriusstraße, ca. 1970

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gudrun Wörner zur Verfügung.

Zwei Kinder stehen in der Demetriusstraße. Der Junge, der stolz sein Fahrrad präsentiert, ist Diethelm Fuß, der gleich nebenan im Haus der Bäckerei Fuß (Rathausplatz 5) aufwächst. Der Junge links ist Guido Ganter.

Beim Haus der Metzgerei Rohrer (Rathausplatz 4) ist rückseitig ein Flachbau angebaut, der noch nicht verputzt ist. Auch auf der anderen Straßenseite wird gerade gebaut: Beim Haus Scholz (Demetriusstr. 7) ist die Fassade eingerüstet und wird renoviert. Dahinter ist die Molkerei (Demetriusstr. 6) zu sehen. Auf der Verladerampe stehen Milchkannen bereit. Am Ende der Straße ist das Haus Götz (Demetriusstr. 4) zu erkennen. Bereits von weitem ist der Schriftzug »Elektro-Götz« über dem Schaufenster zu lesen.

Standort des Fotografen: 47.884124, 8.344100

Kassenbereich im Supermarkt »Gottlieb« in der Demetriusstraße, 1974

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Priska Zemann zur Verfügung.

Erst seit kurzem geöffnet ist der Supermarkt »Gottlieb« in dem neugebauten Haus in der Demetriusstraße. Es ist Januar 1974 und der Blick fällt in den modernen Kassenbereich. Drei Kassen stehen für die Kunden zur Verfügung, sie alle sind mit Registrierkassen und sogar Warentransportbändern ausgestattet, um die Wartezeit zu verkürzen. Das Abrechnen und Kassieren liegt in den Händen von weiblichen Kassiererinnen: Die Supermarktkasse ist in den 1970er Jahren ein typischer Arbeitsplatz für Frauen. Die Kassiererin rechts ist Erika Raufer aus Göschweiler, die Kassiererin in der Mitte ist Elisabeth Isele geb. Zepf. Beide arbeiten viele Jahre im »Gottlieb«. 

Standort des Fotografen: 47.883224, 8.343389

7 Fotos: Hochzeitszug des Brautpaares Fuß / Horn vor dem Mailänder Tor, 1957

Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Rita Willmann und Gudrun Wörner zur Verfügung.

In einem großen Bogen bewegt sich der Hochzeitszug über den unteren Rathausplatz, vorbei am Mailänder Tor und der Bäckerei Fuß (Rathausplatz 5). Schließlich gibt der Bäckermeister Walter Fuß (1933-1999) heute seiner Frau Ingeborg geb. Horn (1932-1999) das Ja-Wort. Verwandte und Freunde begleiten das Paar zur Trauung in der katholischen Pfarrkirche St. Michael und anschließend zur Hochzeitsfeier im Gasthaus »Linde«.

Blickt man durch den Bogen des Mailänder Tores, dann erkennt man das angebaute Haus Schultheiß (Maienlandstr. 1).

Standort des Fotografen: 47.883968, 8.343894

Baugrube hinter dem Haus Limb in der Demetriusstraße, ca. 1961/62

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gudrun Wörner zur Verfügung.

In der Demetriusstraße wird hinter dem Haus Limb (Untere Hauptstr. 4) gebaut. Ein tiefes Loch klafft in der Straße. Friseurmeister Julius Limb (1883-1968) ist in seinem weißen Kittel aus dem Haus getreten, um nach dem Rechten zu schauen. Er wird von seinem Hund und dem kleinen Klaus-Peter Wörner begleitet, für den die große Baugrube natürlich spannend ist.

Standort des Fotografen: 47.883425, 8.343477

Rauchfahne vom Benz-Kamin über dem Städtchen, ca. 1965-1969

Stadtarchiv

Jahrzehntelang gehörte dieser Anblick zum Städtchen: Der rauchende Schornstein der Holzindustriewerke Josef Benz A.G., kurz Sägewerk Benz genannt. Dieses Foto wird vom Rathausplatz aus aufgenommen. Zu sehen sind die Dächer der Häuser Müller (Demetriusstr. 13), Egle (Demetriusstr. 14) und Butsch (Demetriusstr. 15). Am 24. Juli 1970 vernichtet ein Großfeuer die Platten- und Kistenfabrikation. Im Herbst 1972 stellt das Sägewerk die Produktion schließlich ganz ein. Der Schornstein raucht fortan nicht mehr. Im Oktober 1984 wird der 1928 erbaute Benz-Kamin gesprengt.

Standort des Fotografen: 47.883833, 8.344187

Luftbild auf das Städtchen mit katholischer Pfarrkirche, ca. 1955-1960

Verlag Flugbild GmbH, Bonn
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Ralf Gauger zur Verfügung.

Dieses Luftbild entsteht in der Nachkriegszeit, vermutlich in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. Zu sehen ist im Vordergrund die katholische Pfarrkirche St. Michael, mit ihrem 1713-1715 erbauten Langhaus und Chor sowie ihrem 1855 an der Weststeite errichteten Turm. Auf dem Foto ist der Turm noch unverputzt. Schön auf dem Foto zu erkennen ist, dass die Kirche außerhalb des mittelalterlichen Altstadtrings steht.

Neben der Kirche ist rechts das Schlachthaus am Bittenbach zu sehen, das 1968 abgerissen wird, und dahinter der Farrenstall und der neu erbaute Bauhof. Weiter oben in der Bittengasse steht ein Trafohäuschen. Herausragende Gebäude im Städtchen sind das 1830/31 erbaute Rathaus und die beiden Gasthäuser »Sonne« (Rathausplatz 9-10) und »Löwe« (Rathausplatz 11), die den oberen Rathausplatz dominieren.

Unterer Rathausplatz mit Demetriusbrunnen, ca. 1955-1960

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Sigrid und Eugen Fehrenbach zur Verfügung.

Scharf ragt sie in den Himmel hoch, die Speerspitze des heiligen Demetrius. 1953/54 wurde der neue Brunnen geschaffen, nachdem der alte Brunnen im Frühjahr 1945 durch einen Bombenvolltreffer zerstört worden war. »Sankt Demetrius beschütze uns«, steht als Inschrift auf der Brunnensäule. Der umgebende Platz ist noch nicht gepflastert oder geteert.

Malerisch ist der Altstadtring, der den Demetriusbrunnen einrahmt: Das Mailänder Tor und die angrenzenden Häuser der Demetriusstraße, die alle nach dem Großbrand 1921 mit Staffelgiebeln neu erbaut wurden. Die Bäckerei und das Café im Haus Rathausplatz 5 ist seit 1935 im Besitz von Viktor Fuss und seiner Ehefrau Ottilie geb. Meßmer. Mitte der 1960er Jahre übergeben sie das Geschäft an ihren Sohn Walter Fuss.

Standort des Fotografen: 47.883727, 8.343706

Narrengruppe beim Mailänder Tor, Fasnacht ca. 1961

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Regina und Rudi van den Heuvel zur Verfügung.

Löffingen ist in das Fadenkreuz der Internationalen kriminalpolizeilichen Organisation, kurz: der Interpol, geraten. 1956 wurde sie neu gegründet. Ein vermeintlicher Interpol-Agent ist auf seinem Moped nun in das Baarstädtchen gereist, um auf eigene Faust zu ermitteln und nach Verdächtigen zu fahnden. Die Menschen im Hintergrund nehmen davon keine Notiz, sie sind zu sehr damit beschäftigt, dem Narrenumzug zu folgen.

Das Foto ist auf dem unteren Rathausplatz beim Mailänder Tor aufgenommen. Das Werbeschild am linken Bildrand, das eine »Annahmestelle« für »Chemische Reinigung« der Firma Printz anpreist, hängt am Haus Egle (Demetriusstr. 14). Daneben stehen im Schatten der Hauswand drei Personen, u.a. Bernd Müller.

Standort des Fotografen: 47.883829, 8.343648

2 Fotos: Modell des neuen Demetriusbrunnens aus Schnee, 1953/54

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Ursula Moch-Weiss zur Verfügung.

Neun Jahre nach der Zerstörung des alten Demetriusbrunnens bei einem Fliegerangriff im Zweiten Weltkrieg steht wieder ein Brunnen auf dem unteren Rathausplatz. Er ist allerdings sehr vergänglich, denn er besteht vorerst nur aus Schnee und Eis. Es ist ein Modell des neuen Brunnens, den der Steinmetzmeister Josef Weiß (1913-?) schaffen wird. Weiß ist der Schwiegersohn des Bildhauers und Steinmetzmeisters Karl Häusle (1878-1956). Am 22. August 1954 wird dann der neue Brunnen mit der Statue des heiligen Demetrius eingeweiht und die Leerstelle im Städtchen verschwindet dauerhaft.

Im Hintergrund ist die Metzgerei von Johann Werne (Demetriusstr. 15) zu sehen. 1955 kaufen Willi und Emma Butsch geb. Maier die »Werne-Metzgerei«.

Standort des Fotografen: 47.883769, 8.343838

Umzug zum Erntedankfest, 30. September 1934

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Erika Fritsche zur Verfügung.

Während auf dem Bückeberg bei Hameln das Reichserntedankfest als eine der größten Massenveranstaltungen der NSDAP inszeniert wird, finden auch in den Dörfen und Städten im Hochschwarzwald und auf der Baar Festzüge statt. Auf Grundlage der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Ideologie soll die Bedeutung der Bauernschaft für das Reich propagiert werden.

Die »N.S. Bauernschaft Löffingen« hat diesen Wagen dekoriert, der von vier Pferden gezogen wird: Zu sehen ist das »Kaufhaus« und die »Fruchthalle«, die rund 100 Jahre zuvor im neu erbauten Rathaus eröffnet wurden. »Löffingen annno D[omini] 1832«, steht denn auch auf dem Schild. Der Wagen ist mit Hakenkreuzfahnen und einer schwarz-rot-weißen Reichskriegsflagge geschmückt.

Im Hintergrund ist das Haus von Landwirt Johann Fehrenbach (Demetriusstr. 18) zu sehen.

Wer erkennt die Männer, die vor dem Festwagen stehen?
V.l.n.r.: ???, Johann Laufer (1888-1951) in Tracht, ???, Ernst Fritsche (1895-1968), ???, ???

Standort des Fotografen: 47.883243, 8.343842

Abbruch der Ökonomie vom Haus Mayer in der Demetriusstraße, Frühjahr 1980

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Verena Neumann zur Verfügung.

Nur noch die Scheunentore des Ökonomiebereichs vom Haus Mayer (Demetriusstr. 17) stehen noch, die restliche Scheune ist bereits abgerissen. Ursula Weißenfels, die Tochter von Gottlieb und Luise Mayer, errichtet zusammen mit ihrem Ehemann Lothar Weißenfels einen Neubau neben ihrem Elternhaus. Die neuen Räumlichkeiten nutzen sie als Wohnung und Physiotherapiepraxis. Im Neubau findet auch die Druckerei von Conrad Bader und ein kleiner Weinladen von Familie Benitz ihren Platz.

Am Bildrand links ist das ehemalige Gasthaus »zum Adler« zu sehen, zu dem auch die frühere »Adler«-Scheune (Demetriusstr. 16) gehört, die am rechten Bildrand, leicht hinter Bäumen versteckt, zu erkennen ist. Auch sie wird kurze Zeit später abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Axel Smidt nutzt die neuen Räumlichkeiten für sein Brillenmode-Geschäft »Axel S.«. 

Standort des Fotografen: 47.883663, 8.343602