Umzugswagen in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1913

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Carola Hannes und Rita Willmann zur Verfügung.

Vor dem Haus des Landwirts Konrad Bader (Obere Hauptstr. 17) posieren Fasnachtsnarren neben und auf einem Umzugswagen. Die Männer sind einheitlich gekleidet, sie tragen Frack und Zylinder. Der Wagen, der von zwei Pferden gezogen wird, ist liebevoll geschmückt: Ein kleiner Unterstand ist mit Blattwerk und (künstlichen) Blumen dekoriert, eine Fahne krönt das Dach.

Der mündlichen Überlieferung nach soll der Fasnachtswagen das Motto »Engländer« darstellen. Dies erscheint jedoch vor allem aufgrund der Fahne eher fragwürdig: Eindeutig zeigt sie drei verschieden farbige Streifen, wobei der mittlere Streifen weiß ist. Von den Graustufen her, könnte es sich um die Flagge der Niederlanden handeln, eine Trikolore mit rotem, weißem und blauem Streifen. Vielleicht handelt es sich um eine Verwechslung, denn an Fasnacht 1913 gibt es tatsächlich einen »Engländer«-Umzugswagen, der aber anders aussieht. Von den Fahnen der Fahne her könnte der Wagen aber auch »Luxemburg« oder »Ungarn« darstellen.

Auffallend an dem Foto ist außerdem der Strommast, der vor dem Haus Bader steht. Das Bild muss in der Anfangszeit der Versorgung mit Elektrizität entstanden sein.

Standort des Fotografen: 47.884894, 8.349137

Militärparade in der »Breiten« nach dem Manöver, 30. August 1894

F.F. Archiv, Donaueschingen

Vom 30. August bis zum 10. September 1894 findet bei Löffingen ein großes Manöver einer gemischten Kavalleriedivision statt. Daran teil nehmn vier badische Dragoner-Regimenter und zwei württembergische Ulanen-Regimenter. Am 30. August 1894 beginnt die Militärübung in Gegenwart des badischen Großherzogs Friedrich I. (1856-1907). Bevor er Löffingen am Abend verlässt, um nach Donaueschingen und von dort weiter nach Metz zu reisen, findet eine Parade im Gewann »Breiten« statt. In der Lokalzeitung heißt es, die Parade sei der »Glanzpunkt« des gesamten Manövers gewesen.

Das Foto ist eine von zwei Aufnahmen, die die Militärparade zeigt. Die Regimenter sind auf ihren Pferden zu sehen. Zeithistorisch besonders interessant ist der Hintergrund der beiden Fotos, ist doch das Städtchen in einer der ältesten Gesamtansichten zu sehen.  Der Blick fällt von der »Breiten« in Richtung Rötenbacher Straße, die von Bäumen gesäumt ist. Die Bahnlinie existiert noch nicht, sie wird erst einige Jahre später gebaut. Es schließt sich der Altstadtring mit einem Gewirr an Häusern und Dächern an, nur der Rathausturm ragt heraus. Ein Teil der Gebäude, die auf dem Foto zu erkennen sind, fällt später 1921 dem Großbrand zum Opfer. Im Hintergrund erhebt sich der Alenberg, der noch ziemlich kahl ist und noch nicht von Bäumen gekrönt wird.

Standort des Fotografen: 47.881748, 8.341259

Köhler-Familie Nägele im Wald, ca. 1905

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Dieter Vierlinger zur Verfügung.

Die Nägeles waren über mehrere Generationen Köhler, weshalb sie als »s’Kohle Nägeles« bekannt waren. Sie übten ihr Handwerk im Stadtwald und in einem Waldstück bei Unterbränd aus. Jeweils im Frühjahr zogen die Nägeles mit ihren Kindern und dem Hausrat hinaus in den Wald, wo sie den Sommer über in der Waldhütte lebten. Erst im Herbst ging es zurück nach Hause.

Das Foto zeigt die Nägeles im Wald, während ihrer Freizeit: Sie haben sich um eine Feuerstelle versammelt, über der gekocht wird. Dazu wird auf dem Akkordeon musiziert.  

V.l.n.r.: Peter Nägele (1850-1910), seine Ehefrau Ludowika Nägele geb. Winter (1853-1932), eine unbekannte Frau, die Tochter Maria Limb geb. Nägele (?-?), der Sohn Konrad Nägele (1885-1960).

Standort des Fotografen: ?

Ausschnitt: »Restauration« Benz und Kaufhaus »Kasten« in der Unteren Hauptstraße, ca. 1899

Verlag J. A. Binder Nachfolger, Bonndorf
Sammlung Familie Waßmer

Das Bild ist mit »Kirchplatz« betitelt. Zu sehen ist der Bereich der Unteren Hauptstraße, an dem die Ringstraße einmündet. Rechts steht das Haus Benz (Untere Hauptstr. 8). Es wurde nach dem Brand von 1887 neu errichtet und gehörte dem Holzhändler und Gastwirt Johann Benz (1850-1908) und seiner Ehefrau Katharina geb. Maier (1850-?). Im Erdgeschoss betreiben sie eine Wirtschaft, eine »Restauration«, wie auf dem Schild zu lesen ist. Vor dem Gebäude steht eine Pferdekutsche. Zwei Damen und ein Herr stehen im Vordergrund. Die Personengruppe wurde für die lithographische Ansicht hinzugefügt.

Links steht das dreistöckige Warenhaus »Zum Kasten« (Untere Hauptstr. 7). An der Fassade hängt ein Schild, auf dem der Schriftzug »Geschwister Traber z. Kasten« zu entziffern ist. Sofie Traber, die geschiedene Ehefrau des Kaufmanns Friedrich Keller, betreibt das Geschäft von 1894 bis 1899. Im Hintergrund ragt die katholische Pfarrkirche St. Michael hoch. 

Dieses Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.

Standort des Fotografen: 47.883280, 8.343513

Umzug zur Stadterhebung in der Bahnhofstraße, 27. Mai 1951

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Heidi und Rudolf Lasson zur Verfügung.

Der Festumzug anlässlich der Stadterhebung bewegt sich bei nasskaltem Schmuddelwetter durch die Bahnhofstraße. Der Wagen mit der späteren Königin Marie-Antoinette (1755-1793) wird von Pferden gezogen.

Dargestellt wird der historische Brautzug der 14-jährigen österreichischen Erzherzogin von ihrem Geburtsort Wien nach Versailles. Am 4. Mai 1770 kam er auf dem Weg von Donaueschingen nach Freiburg auch durch Löffingen. Der Zug bestand aus 22 sechsspännigen Karossen und 57 leichteren Kaleschen mit 450 Zug- und Reitpferden. Das Gefolge war 250 Personen stark. Am 16. Mai 1770 traf der Brautzug schließlich in Versailles ein, wo Marie-Antoinette die Gemahlin des späteren französischen Königs Ludwig XVI. wurde.

Im Hintergrund ist rechts das Haus Fehrenbach zu sehen. Es gehört der Witwe Frieda Fehrenbach geb. Blattert (1911-2003), die von Dillendorf stammt. Ihr Mann Wilhelm Fehrenbach (1908-1943), den sie 1938 geheiratet hatte, war am 5. Februar 1943 im Kaukasus gefallen. Sie verheiratete sich daraufhin ein zweites Mal mit Herbert Klatt.

Das Haus hinten links gehört zum Weberweg und ist im Besitz des Ehepaars Franz Vogelbacher (1906-?) und Berta Vogelbacher geb. Hoch (1911-?).

Standort des Fotografen: 47.884021, 8.341936

Umzugswagen mit Römerinnen und Römer, Fasnacht 1952

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Heike Soldan-Bölle zur Verfügung.

1952 lautete das Motto der fünften Jahreszeit: »Als die Römer frech geworden«. Das Volkslied erzählt die Geschichte der Varusschlacht im Teutoburger Wald. Die Römerinnen und Römer, die hier auf einem Umzugswagen stehen, der von Pferden gezogen wird, wirken indes gar nicht frech, sondern allenfalls dekadent – und ein bisschen durchgefroren.

Der Prunkwagen war recycelt:  Ein halbes Jahr zuvor beim Festumzug anlässlich der Stadterhebung am 27. Mai 1951 hatten darauf nicht Römerinnen und Römer, sondern die spätere Königin Marie-Antoinette mit ihrem Gefolge gestanden.

Der Wagen fährt gerade über den verschneiten Rathausplatz, an dem kleinen Vorgärtchen vor dem Gasthaus »zum Löwen« vorbei. Im Hintergrund ist das frühere Gasthaus »zur Sonne« zu sehen, in dem sich zu diesem Zeitpunkt in der linken Gebäudehälfte die Stadtmühle und rechts Wohnungen befanden.

Standort des Fotografen: 47.883949, 8.344960

Postkarte mit Herold, ca. 1901-1909

Verlag Gebrüder Metz, Tübingen / Sammlung Familie Waßmer

Ein Herold, hoch zu Pferd, bläst in seine Fanfare: Der Ruf »Behüt Dich Gott« erschallt über dem Städtchen.

Die Gesamtansicht wurde von einem erhöhten Standort im Gewann »Hofäcker« (im Bereich der heutigen Hohlgasse) aufgenommen. Deutlich zu erkennen ist die 1901 eröffnete Bahnlinie und das Bahnhofsgebäude. Dieselbe Fotografie fand mit anderen illustrierten Umrahmungen Verbreitung: zum einen mit dem badischen Wappen (siehe hier), zum anderen mit einem Waldidyll (siehe hier).

Standort des Fotografen: 47.885058, 8.337783

Narrengruppe auf Pferden im Florianweg, Fasnacht ca. 1927

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gertrud Faller zur Verfügung.

Vor dem Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr im Florianweg steht an Fasnacht eine Reiterstaffel. Die elf Narren sitzen auf Pferden und halten Lanzen in ihren Händen. Um was für eine Formation es sich handelt, ist unklar.

Am rechten Bildrand ist das Haus Bader (Obere Hauptstr. 17) zu sehen. In der Mitte stehen die Häuser der Dittishauser Straße. Das holzverschindelte Haus (Dittishauser Str. 2) gehört dem Krankenkassenrechner und »Heimatforscher« Leo Ratzer (1881-1948). 

Standort des Fotografen: 47.884729, 8.347976

Umzugswagen »Wallensteins Lager« in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1927

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz sowie Paula Veith zur Verfügung.

Vor dem neu gebauten »Gebertsaal« steht ein von Pferden gezogener Fasnachtswagen: »Wallensteins Lager – 1632« ist auf dem Schild zu lesen. Ein Dutzend Narren hat in historischen Kostümen auf dem Fuhrwerk Platz genommen. Zu sehen sind Soldaten und Marketenderinnen. Hoch oben auf einem Zelt sitzt ein Soldat und schwenkt die habsburgische Fahne.

Standort des Fotografen: 47.884406, 8.346952

Umzug in der Oberen Hauptstraße bei der Stadterhebung, 27. Mai 1951

Privat

Beim Umzug anlässlich der Wiederverleihung der Stadtrechte beteiligt sich auch dieser Mottowagen aus Göschweiler. Eben bewegt er sich, von Pferden gezogen, am Haus Heizmann (Obere Hauptstraße 15) vorbei. Auf dem Wagen ist die »Burg Stallegg« zu sehen. Sie hatte einst auf einem Vorsprung über der Wutachschlucht gestanden. Heute ist nur noch eine Mauer der Burganlage erhalten. 

Standort des Fotografen: 47.884501, 8.347433

Ehrenpforte in der Oberen Hauptstraße bei der Stadterhebung, 27. Mai 1951

Privat

Unter der Ehrenpforte in der Oberen Hauptstraße fährt eine Pferdekutsche hindurch. Darin sitzen mehrere Kinder, die eine Riesengaudi haben. Es ist der 27. Mai 1951 und die Feierlichkeiten zur Wiederverleihung der Stadtrechte stehen bevor. Die aufwändig dekorierte Ehrenpforte trägt oben den Schriftzug: »Wir danken« und »Auf Wiedersehen«. Dazwischen ist das Stadtwappen abgebildet.

Blickt man durch das Tor hindurch, sieht man auf der linken Straßenseite das landwirtschaftliche Anwesen von Franz Heitzmann (Obere Hauptstr. 15). Es ist mit einer badischen Landesfahne geschmückt, schließlich wird hoher Besuch erwartet: Der Staatspräsident des Landes Baden, Leo Wohleb (1888-1955), kommt persönlich in das Baarstädtchen, aber auch der Landrat sowie mehrere Landtags- und Bundestagsabgeordnete.

Standort des Fotografen: 47.884445, 8.347331

Ökonomie des Gasthauses »Gebert« in der Oberen Hauptstraße, ca. 1920

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Franz und Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

Die Außenfassade vom Haus Obere Hauptstraße 9b hat sich bis heute kaum verändert. Die Sprossenfenster wurden durch moderne Einfachfenster ersetzt und die hölzernen Fensterläden sind verschwunden. Aber die Anordnung der Fenster ist dieselbe geblieben. Die größte Veränderung hat sich im Erdgeschoss ergeben: Wo früher das Scheunentor war, befindet sich heute ein Garagentor. Das Sprossenfenster daneben ist durch Glasbausteine ersetzt worden.

Vollkommen verändert hat sich freilich die Funktion des Gebäudes. Als diese Aufnahme in den 1920er oder 30er Jahren entsteht, dient das Gebäude als Ökonomie des angrenzenden Gasthauses »Gebert« (Obere Hauptstr. 9). Eine Personengruppe hat sich auf dem Vorplatz zum Gruppenfoto versammelt. Ein Mann hat zwei Pferde aus dem Stall geholt.

V.l.n.r.: Josef Heiler, Landwirt Robert Rosenstiel, Schmiedemeister Josef Reichhart, Schreinermeister August Limb, Emma Limb (verh. Binder, 1913-2005), Anna Limb geb. Gebert.

Standort des Fotografen: 47.884405, 8.346842