Blick vom Kirchturm in Richtung Maienland, ca. 1926

Verlag A. Rebholz / Sammlung Familie Waßmer
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Vom Kirchturm St. Michael wird dieser Blick über die Dächerlandschaft des Städtchens in Richtung Maienland und Alenberg aufgenommen. Das Foto entsteht wenige Jahre nach dem Großbrand von 1921 und zeigt die wiederaufgebauten Häuser in der Demetriusstraße, der Ringstraße, bis hoch in die Alenbergstraße. Die meisten Neubauten sind an ihren Staffelgiebeln zu erkennen. Am Mailänder Tor fehlen noch die Madonna über dem Torbogen und das Glöckchen im Dachtürmchen. Beide werden erst 1930 angebracht.

Unterhalb des neuerbauten Hauses Benitz (Alenbergstr. 7-9) ist in der Rötengasse noch die Ruine des niedergebrannten Hauses Thoma zu erkennen. Die Ruine wird später abgetragen und machte Mitte der 1930er Jahre der Villa von Dr. Gugelberger Platz.

Links im Vordergrund ist ein kleiner Teil der Fassade des »Benzbaus« in der Ringstraße zu sehen. Der Gebäudekomplex mit Mietwohnungen war nach dem Ersten Weltkrieg zur Behebung der Wohnungsnot errichtet worden. In der Ferne am Horizont ist die Wallfahrtskirche Witterschnee zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.882620, 8.344020

Unterer Rathausplatz mit Demetriusbrunnen, ca. 1912/13

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Theo Walz zur Verfügung.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg entsteht diese Aufnahme des unteren Rathausplatzes. Sie ist die älteste überlieferte Fotografie dieses Straßenzuges und zeigt die Gebäude, bevor in den folgenden Jahren starke bauliche Veränderungen stattfinden. Die Häuser werden umgebaut, abgerissen oder brennen ab, der Platz und die Straßenfläche werden gepflastert und geteert.

Das alte Mailänder Tor (Demetriusstr. 12) stammt aus dem Jahre 1580. Streng genommen ist es ein Wohnhaus mit Tordurchfahrt. In dem Haus wohnen die Geschwister Brugger: Der Landwirt Ernst Brugger (1884-1917), der im Ersten Weltkrieg in der Schlacht bei Arras 1917 fällt, und der Pflästerer Wilhelm Brugger (1887-1955) sowie die zwei Schwestern Mathilde Brugger und Johanna Brugger. Der Bruder Joseph Brugger (1883-1970) hatte als einziger geheiratet und ist 1925 in die USA ausgewandert. Nach dem Großbrand 1921 wird das Mailänder Tor abgerissen und durch ein größeres Torgebäude ersetzt.

Das Nebengebäude (Demetriusstr. 13) gehört Flaschnermeister Ferdinand Willmann (1849-1928). Es verfügt über ein kleines Schaufenster und eine Dachgaube mit Lastenaufzug. Das Gebäude brennt viele Jahre später 1970 ab. An seiner Stelle entsteht daraufhin ein Neubau der Bezirkssparkasse Neustadt.

Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch ein landwirtschaftliches Gebäude, dessen großes Scheunentor ins Auge sticht. Der Zugang zu der kleinen Wohnung befindet sich seitlich. 1918 baut der Korbmacher August Egle (1886-1946) das Gebäude zu einem Ladengeschäft um, in dem seine Frau Klara geb. Wintermantel (1889-1964) Damenmode verkauft.

Die Fassade des Gebäudes auf der linken Seite (Demetriusstr. 15) ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Bis 1913 betreibt darin der Kaufmann Heinrich Walz (?-1960) ein Geschäft, auf das er mit großer Werbereklame hinweist.

Der Anlass für die Aufnahme dieses Bildes ist vermutlich der neue Brunnen in der Mitte des Platzes: Der 1912 geschaffene, schmuckvolle Demetriusbrunnen ersetzt einen einfachen Laufbrunnen. Auch er dient vor allem als Viehtränke, avanciert aber im Laufe der Zeit auch zu einem beliebten Fotomotiv. Er wird 1945 durch einen Bombentreffer zerstört und 1954 durch einen neuen Brunnen ersetzt.

Neben der Kuh, die am Brunnen trinkt, ist eine Gaslaterne zu erkennen. Die Elektrifizierung erfolgt in Löffingen erst einige Jahre später während des Ersten Weltkrieges.

Standort des Fotografen: 47.883802, 8.343881

Trachtengruppe am Demetriusbrunnen, ca. 1935

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Karl-Heinz Guderian zur Verfügung.

Mitglieder der Trachtengruppe gruppieren sich vor dem 1912 errichteten Demetriusbrunnen. Der Brunnen gilt als Schmuckstück, das Mailänder Tor mit seinem Torbogen und dem Staffelgiebel als ideale Kulisse, um Verbundenheit zum Baarstädtchen und zur Heimat auszudrücken. Das Foto wird als Ansichtskarte verbreitet und trägt den Titel »Schwarzwaldtrachten«.

V.l.n.r.: 1 Johann Laufer (1888-1951), 2 Alma Egle, 3 Hermann Ganter (1895-1957), 4 Maria Faller (geb. Selb, 1919-1967), 5 Helene Häusler (verh. Krauß, 1912-2006)

Den Entwurf für den Brunnen fertigte der Architekt Franz Geiges aus Freiburg. Der Löffinger Steinhauer August Uhrig (1855-1935), gebürtig aus Ottersdorf bei Rastatt, schuf aus rotem Sandstein den Brunnentrog und die verzierte Säule. Die Bronzefigur des Demetrius wurde von dem Bildhauer Wilhelm Sauer aus Karlsruhe gestaltet. Bei einem Fliegerangriff im Frühjahr 1945 wird der Brunnen zerstört. Die Brunnenfigur bleibt aber unbeschädigt. Sie krönt seit 1954 den neuen Demetriusbrunnen.

Standort des Fotografen: 47.883840, 8.343703

2 Fotos: 40-jähriges Stiftungsfest des Militärvereins am Kriegerdenkmal, 7. Juni 1914

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieg feiert der 1874 gegründete Militärverein sein 40. Stiftungsfest. Nach dem Festgottesdienst werden am Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Kriegsteilnehmer 1870/71 Kränze niedergelegt und verschiedene Ansprachen gehalten.

Am Nachmittag folgt ein Festumzug durch das patriotisch geschmückte und beflaggte Städtchen. Auf dem unteren Rathausplatz hat sich eine große Menschenmenge versammelt. Man steht dicht an dicht. Der Mode der Zeit entsprechend tragen fast alle Menschen eine Kopfbedeckung: Man sieht Herrenhüte und Damenhüte, aber auch Feuerwehrhelme ragen aus der Menge heraus. Bei den Behelmten im Vordergrund scheint es sich um eine Musikkapelle zu handeln, denn es sich einzelne Musikinstrumente zu erkennen.

Ganz links ist der 1912 geschaffene Demetriusbrunnen zu sehen, dessen Brunnensäule mit einer Girlande geschmückt ist. Auch die Häuser der Demetriusstraße und das Mailänder Tor sind mit Tannenreisig dekoriert. Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch nicht umgebaut: Im Erdgeschoss befindet sich noch kein Ladengeschäft, sondern der Ökonomiebereich, wie am Scheunentor zu erkennen ist. Vor dem Rathaus sind Fahnenmasten aufgebaut, an denen zwei badische Fahnen in den Farben gelb-rot-gelb und zwei Nationalfahnen in den Farben schwarz-weiß-rot wehen.

Standort des Fotografen: 47.883705, 8.344105

Unterer Rathausplatz, ca. 1950-1954

Verlag A. Rebholz

Zu den am häufigsten fotografierten Stadtansichten zählt der untere Rathausplatz mit dem Rathaus, dem Mailänder Tor und den nach dem Großbrand 1921 mit Staffelgiebeln errichteten, eng aneinander gereihten Gebäuden in der Demetriusstraße. Ansichtskarten mit dieser Perspektive in aller Variationen sind auch deshalb so populär, weil das Gebäudeensemble historisch-mittelalterlich anmutet.

Der historische Wert einer Fotografie bestimmt sich aber manchmal nicht ausschließlich durch das, was man sieht, sondern auch durch das, was man nicht sieht. In dieser Ansichtskarte vom Anfang der 1950er Jahre sticht die Leere auf dem Platz ins Auge. Der alte Demetriusbrunnen wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch einen Bombentreffer zerstört. Der neue Brunnen wird erst 1954 errichtet und fehlt noch auf dem Foto.

Hinter dem Kriegerdenkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ist die Stadtwaage zu erkennen.

Das Foto findet als Ansichtskarte Verbreitung. Der Verlag A. Rebholz hatte die Ansicht retuschiert und einen dramatischen Wolkenhimmel dazu gemalt.

Standort des Fotografen: 47.883695, 8.343479