2 Fotos: Fasnachtsspiel »Die rote Fasnacht« auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1938

Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Carola Hannes sowie Michael und Dorothea Kasprowicz zur Verfügung.

Mit »Steinschleuder Seppenhofen« und »28. FEB. 1938« ist das obere Foto auf seiner Vorderseite beschriftet. Es ist »Fasnet Mändig« und auf der Fasnachtsbühne auf dem Rathausplatz wird ein ganz besonderes Schauspiel dargeboten. Der Dreiakter, der aufgeführt wird, heißt: »Die rote Fasnacht«. Es geht darin um das Jahr 1525, den Höhepunkt im Deutschen Bauernkrieg. Aufgenommen wird das Foto vermutlich von einem Fenster das Gasthauses »Löwen« (Rathausplatz 11) aus.

In einem 2017 veröffentlichten Aufsatz fasst Matthias Wider die Handlung des aufgeführten Fasnachtsspiels wie folgt zusammen:

»Die Aufführung begann um 13 Uhr mit der Szene „Erbhuldigung“ der Löffinger an die Grafen Friedrich und Wilhelm zu Fürstenberg. In diesem Bild ziehen 14 verschiedene Gruppen, darunter etwa die „Stadtknechte“ oder die „Zünfte“ durch die Stadt vor das Rathaus, wo sie Aufstellung nehmen und den Huldigungseid vor der Herrschaft ableisten. In diese Situation stürzen nun plötzlich ganz aufgeregte Bauern aus „Ewattingen, Bachen und Neuenburg“ heran und bringen die beunruhigende Nachricht vom „Wüten“ eines aufständischen Bauernhaufens. Helles Chaos bricht aus, die Szene gerät in Unordnung, man tritt den Rückzug nach „Armutshofen“ (Maienland) und „Schlampeia“ (Schlempental) an, womit der erste Akt endet. Um 14.30 Uhr schlägt die Sturmglocke Alarm, der zweite Akt beginnt. Ein Bote kündigt das Anrücken des Bauernhaufens an. Der kommt und rückt mit klingendem Spiel nach Löffingen ein. Aufgeteilt auf 17 Gruppen verteilen sich die Aufständischen nun in der Stadt, darunter die „Bauernreiterei“, ein Feldprediger mit den „12 Artikeln“, sogar eine „Feldschlange“ (Geschütz), die sogenannte „Brummerin“, fährt auf, und auch ein „Beutewagen mit gefangenem Ritter“ ist dabei. An der Spitze des Zuges: der Bauerngeneral „Hans Müller von Bulgenbach“. Vom Schultheißen fordert er die Übergabe der Stadt, die Löffinger beugen sich der angedrohten Gewalt und händigen ihm die Schlüssel aus. Danach hält er eine „große Rede“ an das Volk. Der Sieg der Bauern scheint vollständig. Doch schon droht der Bauernherrschaft Unheil: Ein „verwundeter Bauer“ bringt die Nachricht vom Aufmarsch des landgräflichen Heeres. Sofort fällt den Bauern „das Herz in die Hose, sie wollen nimmer“ – alles flieht, der zweite Akt endet. Im dritten Akt geht es dann ums Ganze. Der Bauerngeneral ruft zum Kampf auf, die Schlacht um Löffingen entbrennt, sie tobt schwerpunktmäßig in „Armutshofen“. Das Drehbuch will aber weder Sieger noch Verlierer und so ordnet es entgegen der Geschichte am Ende „Versöhnung und Friedensschluss“ an.«

Standort des Fotografen: 47.883896, 8.345003

Haus Egle in der Rötengasse, 1926

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Christa Egle und Hans-Peter Hepting zur Verfügung.

In der Rötengasse stehen drei Kinder händchenhaltend, das kleinste Geschwisterchen in die Mitte genommen. Die Älteste ist Klara Egle (1910-1991, später Sr. Confirmata), die Mittlere Hedwig Egle (1921-1929), die im Alter von 7 1/2 Jahren bei einem häuslichen Unfall tödlich verunglückt, und die Kleine, die gerade laufen lernt, ist Maria Egle (1925-2008).

Die drei Kinder stehen vor ihrem Elternhaus (Rötengasse 6), das 1843 neu erbaut wurde, nachdem das Vorgängergebäude am 8. März 1842 abgebrannt war. Seit 1884 gehörte es dem Landwirt Sebastian Egle und seiner Ehefrau Rosalia geb. Faller, die das Anwesen ihrerseits von ihren Eltern übernommen hatte. Als das Foto aufgenommen wird, gehört das Anwesen, bestehend aus Wohnhaus, Scheuer und Stallung sowie mehreren Schopfs, bereits der nächsten Generation, nämlich dem Maurermeister Karl Egle (1885-1940) und dessen Ehefrau Frieda geb. Klotz (1887-1951), den Eltern der drei Kinder.

Am linken Bildrand ist ein Unterstand zu erkennen, in dem Karl Egle Baumaterial lagert. Säuberlich aufgeschichtet sind Backsteine zu erkennen. Rechts an das Haus Egle grenzt das Haus Ebi (Rötengasse 4) an: Es gehört dem Landwirt Julius Ebi (1866-1939), gebürtig aus Boll bei Bonndorf, und seiner Frau Josefa geb. Hasenfratz (1871-1926).

Standort des Fotografen: 47.885256, 8.341352

Brautpaar Egle / Ganter vor dem Rathausportal, 1955

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hermann Egle zur Verfügung.

Heute ist der 25. August 1955. Die standesamtliche Trauung ist vorüber. Bräutigam und Braut verlassen frisch vermählt das Rathausgebäude. Sie gehen die Treppe beim Rathausportal hinunter. Dort wartet schon ein schwarzes Auto, das mit Blumen festlich geschmückt ist und die beiden – vermutlich – zur Kirche bringen wird.

Der Bräutigam ist der Maurermeister Alfred Egle (1920-2001), die Braut ist Else Ganter (1923-2011). Hinter dem Bräutigam schreitet dessen jüngerer Bruder Fritz Egle (1929-2017).

Das Foto wird vom Haus Rebholz (Rathausplatz 8) aus aufgenommen. Der Baum im Vordergrund steht auf dem früheren Schulhof. Fast vollkommen verdeckt sind ein paar Kinder zu erkennen, die hinter dem Mercedes stehen. Sie warteten bestimmt auf das Brautpaar, um Seile vorzuspannen.

Standort des Fotografen: 47.883636, 8.344168

Männer vor dem Kriegerdenkmal auf dem Rathausplatz, ca. 1941/42

Sammlung Familie Waßmer

Eine Schar junger Männer hat sich vor dem Kriegerdenkmal auf dem unteren Rathausplatz zu einem Gruppenfoto versammelt. Sie haben sich in Schale geworfen und tragen Anzüge, manche sogar mit Einstecktuch.

Wer weiß, wer die Männer sind? Sind sie vielleicht Fußballer des FC Löffingen? Oder ist es eine Abschlussklasse der Gewerbeschule?

1.Reihe, sitzend, v.l.n.r.: ???, Hans Müller (1926-2014), ???
2.Reihe, hockend:
3.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, Franz Egle (1924-1951), Helmut Köpfler, ???, ???, ???, ???, ???
4.Reihe, v.l.n.r.:

Im Hintergrund ist das Rathaus, der Seitengiebel des früheren Gasthauses »Sonne« (Rathausplatz 9/10), daneben der ehemalige Schulhof und das Haus der Witwe Emma Sibold geb. Fechtig (Rathausplatz 8) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883830, 8.343876

Mädchen hinter dem Feuerwehrhaus, ca. 1952

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Christoph und Marlies Müller sowie Rita Bölle zur Verfügung.

Schon sicheren Schrittes läuft die kleine Marlies Müller (geb. 1951) die Alemannenstraße entlang. Der Fotograf ist in die Hocke gegangen, um das Mädchen frontal auf das Bild zu bekommen. Sein Interesse gilt einzig und allein dem Mädchen, das da auf ihn zuläuft.

Dabei ist der Hintergrund nicht minder interessant. Am linken Bildrand ist der 1949 neu erbaute Schlauch- und Steigerturm des Feuerwehrhauses zu sehen. Daneben schließen sich die Häuser von Landwirt Emil Wölfle (Vorstadtstr. 15) und Blechnermeister Anton Geisinger (Vorstadtstr. 14) an, deren Rückseiten zu sehen sind. Am rechten Bildrand ist ein Stück der Friedhofsmauer zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.885193, 8.347948

Mädchen im verschneiten Florianweg, ca. 1953

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Christoph und Marlies Müller sowie Rita Bölle zur Verfügung.

Den Florianweg hinunter in Richtung Feuerwehrhaus spaziert ein kleines Mädchen. Die Fahrbahn ist vereist. Die Schneeberge am Straßenrand sind genauso hoch wie das Mädchen, die kleine Marlies Müller (geb. 1951).

Im Hintergrund ist die Werkstatt von Steinhauer Karl Häusle zu sehen, vor der einige Grabsteine präsentiert werden. Links daneben sind die Häuser der Alemannenstraße zu erkennen, das Haus von Hafnermeister Josef Bader (Alemannenstr. 9) und das Haus von Schmied Karl Sibold (Alemannenstr. 11), die beide 1920/21 erbaut wurden.

Standort des Fotografen: 47.885139, 8.348396

Frau in Tracht am Demetriusbrunnen, ca. 1940-1943

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hermann Egle zur Verfügung.

An den Demetriusbrunnen lehnt eine junge Frau in Tracht. Das Wasser plätschert fröhlich aus Rohren, die aus Mündern von steinernen Gesichtern herausführen. Den Entwurf für den Brunnen fertigte der Architekt Franz Geiges aus Freiburg. Geschaffen wurde er 1912 von dem Löffinger Steinhauer August Uhrig (1855-1935), der bereits mehrere Jahre verstorben ist, als dieses Foto aufgenommen wird.

Die junge Frau ist Else Ganter (verh. Egle, 1923-2011), die Tochter von Schneidermeister Hermann Ganter und dessen Ehefrau Anna geb. Hepting. Sie wohnt im nahen Maienland. Wenige Jahre später wird der Brunnen kurz vor Kriegsende bei einem Bombenangriff zerstört.

Standort des Fotografen: 47.883738, 8.343772

Ankunft von Kurgästen am Bahnhof, 1957

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Am 16. August 1957 kommt eine Gruppe Kurgäste am Bahnhof an. Ihr erster Eindruck vom Kurort ist nicht mehr die hölzerne Behelfsbaracke, sondern der moderne Bahnhofsneubau, der an Stelle des 1945 bombardierten Bahnhofes errichtet wurde. Noch ist er gar nicht eingeweiht, denn die offizielle Feierstunde findet erst im September 1957 im Beisein von Vertretern der Deutschen Bundesbahn statt.

Die Kurgäste werden nach ihrer Ankunft auf verschiedene Fremdenzimmer in Gasthäusern, aber auch bei Privatleuten verteilt.

Standort des Fotografen: 47.883586, 8.342342

Kinderchor beim Sängerfest vor der Festhalle, 1927

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Hermann Egle zur Verfügung.

Im Sommer 1927 steht Löffingen ganz im Zeichen der Musik. Denn das Baarstädtchen richtet das dreitägige Schwarzwaldgau-Sängerbundesfest aus, an dem rund 2.500 Sänger teilnehmen, darunter Alt und Jung.

Die Begrüßungsfeier findet am 29. Juli 1927 in der Festhalle statt. Am nächsten Tag werden in der Halle die Wettgesänge der Chöre ausgetragen. Am Nachmittag ist die Festhalle Schauplatz eines Konzertes und auch Ort der Preisverleihung an die Chöre. Mit dabei ist auch dieser Kinderchor.

Die Kinder stehen auf den Treppenstufen vor der Festhalle. Der 1923 begonnene Bau wurde extra für die Ausrichtung des Festes fertiggestellt. Die Fassade ist zwar noch nicht verputzt und gestrichen, die Außenfläche noch nicht gestaltet, aber das stört beim Feiern nicht.  

Folgende Kinder sind u.a. zu sehen: Wilhelm Bader, Erwin Egle (1915-1948), Else Fehrenbach (verh. Bader), Johanna Ganter (verh. Rebholz, 1913-2003), Emma Limb (verh. Binder, 1913-2005), Anna Maier (verh. Geschwill), Anna Nägele (verh. Vierlinger, 1912-2004), Christel Schweizer

Standort des Fotografen: 47.882988, 8.347620

3 Fotos: Narrenumzug in der Unteren Hauptstraße, Fasnacht 1952

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Elke Moser zur Verfügung.

Ausnahmsweise liegt richtig Schnee an Fasnacht! Links und rechts der Umzugsstrecke in der Unteren Hauptstraße türmen sich die Schneehaufen. Doch die Fahrbahn ist freigeräumt, der Umzug bahnt sich seinen Weg, vorbei am Gasthaus »Sonne« (Kirchstr. 29) und dem Kaufhaus »Kasten« von Alfred Zimmermann (Untere Hauptstr. 7).

Das Motto der diesjährigen Fasnacht lautet: »Als die Römer frech geworden«. Das mittlere Foto zeigt den Wagen der 20-Jährigen.

Standort des Fotografen: 47.883175, 8.343698

4 Fotos: »Wieberfasnet« im Gasthaus »Linde«, Fasnacht 1981

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Bei der Wieberfasnet im Gasthaus »Linde« wird wie jedes Jahr ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Hier tritt gerade eine Gruppe Clowns, die stark geschminkt sind, weiße Lockenperücken tragen und einheitlich in bunt karierte Jacken und blaue Pluderhosen gekleidet sind. Angesagt wird ihr Auftritt von einer Conférencieuse im schwarzen Frack, dargestellt von Claudia Beha.

Wer erkennt einige der Närrinnen? Zu sehen sind u.a.: Margret Adrion, Marta Adrion (geb. Fehrenbach, 1928-2019), Agnes Beha (geb. Zirlewagen, 1931-1993), Maria Hall (1924-2014)

Standort des Fotografen: 47.884249, 8.346433

Urkunde zur Einweihung der Schule, 29. August 1936

Stadtarchiv

Diese Urkunde wird anlässlich der Einweihung des neuen Schulgebäudes an der »Hasle« am 29. August 1936 ausgestellt. Verfasst wird sie vom damaligen Bürgermeister Heinrich Andris, der von 1935 bis 1942 amtiert und überzeugter Nationalsozialist ist. Die Grußbotschaft richtet sich an die »Deutsche Jugend« und ist inhaltlich wie sprachlich vollständig in die propagandistische Rhetorik des NS-Staates eingebettet. Schon die Anrede stellt die Schulkinder nicht als Individuen, sondern als Teil einer ideologisch definierten »Volksgemeinschaft« dar.

Typisch für die Sprache des Nationalsozialismus sind mehrere Elemente: der Führerkult, der religiös überhöhte Glaube an die Mission des »Dritten Reiches«, das Pathos von Opfer, Erbe und Sendung, sowie die Verknüpfung von Gegenwart und mythisch überhöhter Vergangenheit (»Ahnen«, »kühle Erde«). Andris stilisiert sich selbst zum Vollstrecker eines historischen Auftrags und beansprucht, den »Willen des Führers« durch die Vollendung des Schulbaus erfüllt zu haben – obwohl der Bau bereits 1923 begonnen und der Rohbau lange vor der NS-Machtübernahme fertiggestellt worden war. In Brechtscher Manier ließe sich fragen: War nicht wenigstens ein einziger Bauarbeiter oder Handwerker daran beteiligt?

Andris‘ Formulierungen sollen Dauerhaftigkeit, Geschichtstiefe und nationale Schicksalshaftigkeit suggerieren. Besonders deutlich wird dies im Schlussteil, in dem er behauptet, seine »Seele« in das Gebäude hineingelegt zu haben und darin »immer wiederzuerkennen« zu sein. Damit verbindet sich eine Selbstüberhöhung, wie sie in vielen NS-Texten vorkommt: Der Sprecher inszeniert sich als Mittler zwischen Vergangenheit, Gegenwart und einer angeblich höheren Zukunft.

Die Schule erhält offiziell den Namen »Adolf-Hitler-Schule«. Der Festakt und die Urkunde dienen nicht nur der Einweihung eines Gebäudes, sondern vor allem der symbolischen Einbindung des Bildungswesens in die Ideologie des Regimes. Dass die Einweihung nach über einem Jahrzehnt Bauverzögerung stattfindet, wird von Andris als Erfüllung eines historischen Auftrags interpretiert – ein Beispiel dafür, wie selbst kommunalpolitische Ereignisse in der NS-Propaganda ausgeschlachte werden.

Standort des Fotografen: 47.882462, 8.347708