Lastwagen auf dem Rathausplatz, Fronleichnam 1958

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

»Agfa PHOTO«, steht in Großbuchstaben am Haus Rebholz (Rathausplatz 8). Darin befindet sich die Druckerei und das Schreibwarengeschäft von Albert Rebholz. Die Jalousie am Schaufenster ist heruntergelassen, denn heute bleibt das Geschäft geschlossen. Es ist Fronleichnam. Anlässlich des Feiertages ist die Fassade des Hauses mit Girlanden geschmückt.

Vor dem Haus parkt ein riesiger Lastwagen der Berliner Firma Wilken. Immerhin blockert er den Gläubigen nicht den Weg, denn die Fronleichnamsprozession führt nicht durch diese Straße. Vor dem Haus Siefert (Rathausplatz 6) ragt ein Nadelbaum in die Höhe. Am rechten Bildrand ist der Demetriusbrunnen zu erkennen, und dahinter die Metzgerei Werne (Demetriusstr. 15), die mit einer Fahne geschmückt ist.

Standort des Fotografen: 47.883724, 8.344396

Fronleichnamsgottesdienst in der Pfarrkirche, 1958

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die Kirchenbänke sind gut gefüllt. Schließlich wird kein normaler Sonntagsgottesdienst gefeiert. Es ist Fronleichnam und der Festgottesdienst findet statt. Es ist die Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil mit seinen liturgischen Reformen. Noch feiert Stadtpfarrer Karl Weickhardt (1905-1977) die Messe am Hochaltar mit dem Rücken zur Gemeinde. Noch ist die Messe auf Latein. Die Kanzel befindet sich im Langhaus links, wird aber bei der Innenrenovierung 1968 entfernt. Auch die Empore wird im Zuge dessen modernisiert werden. Die Gläubigen sitzen noch nach Geschlechtern getrennt. Auf der linken Seite sitzen die Frauen, was an den Damenhüten deutlich zu erkennen ist. In den vordersten Reihen sitzen die Nonnen des Vinzentiusordens in ihrer Schwesterntracht, die im Krankenhaus und im Kindergarten ihren Dienst tun.

Standort des Fotografen: 47.882614, 8.344142

Untere Hauptstraße in Richtung Mailänder Tor, ca. 1959

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

»KONSUM« heißt das frühere Kaufhaus »zum Kasten« (Untere Hauptstr. 7) jetzt. Der neue Name steht unübersehbar über dem Schaufenster mit seiner Markise. Daneben steht das Haus Maier (Untere Hauptstr. 5) mit dem Uhrengeschäft, das mittlerweile von der nächsten Generation weitergeführt wird: Heinz und Emilie Albrecht haben das Geschäft modernisiert und frisch renoviert.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist die Bäckerei Willmann (Untere Hauptstr. 6) zu sehen, die von Bäckermeister Wilhelm Willmann und seiner Ehefrau Maria Willmann geb. Straub betrieben wird. In einem kleinen Gärtchen vor dem Seitengiebel wächst ein großer Spalierbaum, der die Fassade, aber auch die ganze Straßenansicht belebt. Neben dem Haus Willmann folgt das Haus von Friseurmeister Julius Limb (Untere Hauptstr. 4), mit einer »Esso«-Tankstelle davor.

Standort des Fotografen: 47.883140, 8.343829

2 Fotos: Prozession mit Weihbischof Schäufele anlässlich der Firmung, 1957

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die Firmung in der katholischen Pfarrkirche St. Michael ist vorüber. Die feierliche Prozession zieht von der Kirche in Richtung Kaplanei in der Seppenhofer Straße. Vorneweg marschieren die Ministranten. Dahinter kommen die Geistlichen, u.a. Stadtpfarrer Karl Weickhardt (1905-1977), Vikar Heinz Körner (1920-2001) und der Freiburger Weihbischof Hermann Schäufele (1906-1977). Schäufele wird im folgenden Jahr vom Domkapitel zum Erzbischof gewählt und von Papst Pius XII. ernannt.

Standort des Fotografen: 47.882306, 8.344052

Unterer Rathausplatz, Fronleichnam 1958

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Vom Balkon des Hauses Rebholz (Rathausplatz 8) wird dieses Foto aufgenommen. Es ist Fronleichnam. Die Häuser im Städtchen sind festlich mit Tannenzweigen, Girlanden und Fahnen geschmückt. Links neben dem Demetriusbrunnen sind einige Maien gesteckt, vielleicht um die dort parkenden Autos zu verdecken. Eine Personengruppe steht neben dem kleinen Gärtchen vor dem Haus Siefert (Rathausplatz 6) und unterhält sich. Daneben parkt ein riesiger Lastwagen der Berliner Firma Wilken. Er ist bereits entladen. Werbung für »Eternit« ist am Anhänger angebracht, ein versteckter Hinweis darauf, was er vielleicht geladen hatte.

Standort des Fotografen: 47.883648, 8.344273

Minigolfanlage in den Bittenwiesen, ca. 1959

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Das Ehepaar Koch betreibt bei sich in der Kirchstraße ein Gästehaus. Als ganz besonderes Angebot stellen sie den Kurgästen in den »Bittenwiesen«, unterhalb der Festhalle und der Volksschule, eine Liegewiese zur Verfügung. Auch eine »Deutsche Original-Miniatur-Golf-Anlage« steht zur Nutzung bereit. Heute ist die Fläche bebaut. Das Café Naschwerk (Bei der Kirche 8) steht hier.

Standort des Fotografen: 47.882388, 8.346597

Kreislandwirtschaftsschule in der Unteren Hauptstraße, ca. 1955-1958

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

1952 eröffnet der Landkreis Neustadt im früheren katholischen Pfarrhaus eine »Landwirtschaftsschule« für Jugendliche, um ihnen nach der Entlassung aus der Volksschule landwirtschaftliche Kenntnisse zu vermitteln. Die Schule existiert nur 13 Jahre, denn bereits 1965 schließt sie wegen zu geringer Schülerzahlen wieder ihre Pforten. Das Gebäude mit dem Barockdach ist freilich sehr viel älter: 1788 ließ der katholische Stadtpfarrer Johann Georg Eggstein (1740-1815) das stattliche Gebäude als katholisches Pfarrhaus erbauen. Bis 1945 diente es als Amtsraum und Wohnung des Stadtpfarrers und anderer Geistlichen.

Am linken Bildrand ist das Haus Untere Hauptstr. 9 zu sehen. Es wurde 1952 neu gebaut und steht an Stelle des 1945 bei einem Fliegerangriff zerstörten Hauses von Familie Zepf. Im Erdgeschoss ist ein Schaufenster zu sehen. Darin betreibt Rosa Pacher eine Drogerie.

Standort des Fotografen: 47.882667, 8.343792

Unterer Rathausplatz mit Kriegerdenkmal, ca. 1959

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Tritt man aus dem Schatten des mächtigen Rathausbaus heraus, dann öffnet sich die Straße zum unteren Rathausplatz. Links ist das Kriegerdenkmal vom Jahr 1896 zu sehen. Während der NS-Zeit war das schmiedeeiserne Gitter, das es umfasste, für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen und stattdessen drumherum ein Ehrenhain angelegt worden. Dieser wiederum verschwand in der Nachkriegszeit. Mit einem schmucklosen Maschendrahtzahn ist das Kriegerdenkmal jetzt einhegt. Mächtig ragt das  Doppelhaus von Friseurmeister Julius Limb (Untere Hauptstr. 4) und vom Gasthaus »zum Adler« (Untere Hauptstr. 2) aus der umgebenden Bebauung heraus. Im Erdgeschoss des »Adlers« befindet sich unterdessen eine Filiale der Bezirkssparkasse Neustadt.

Neben dem Demetriusbrunnen ist das Haus Butsch (Demetriusstr. 15) zu erkennen. Metzgermeister Willy Butsch übernahm 1955 die Metzgerei von der Familie Werne. Es folgt das Haus Egle mit dem »Modewaren«-Laden von Klara Egle (Demetriusstr. 14). Am rechten Bildrand ragt die Werbung vom Café Fuß (Rathausplatz 5) ins Bild, die neben dem Fallrohr der Dachrinne angebracht ist. Dargestellt ist eine Tasse Kaffee und darunter steht geschrieben: »BÄCKEREI Wein Bier«. Eine kleine Stofffahne darunter wirbt darüber hinaus für »Eis«. Die Kugel dürfte vermutlich nicht mehr als 10 Pfennig kosten.

Standort des Fotografen: 47.883966, 8.344112

Wohnwagen vor dem Haus Willmann in der Bahnhofstraße, ca. 1952

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gerald Münzer zur Verfügung.

In dem kleinen Häuschen der Witwe Emma Willmann (Bahnhofstr. 11) wohnt die mehrköpfige Familie Münzer zur Miete. Schreinermeister Eugen Münzer (1911-1957) betreibt hier sogar seine Werkstatt, bevor die Familie ca. 1948 auf dem Nachbargrundstück (Bahnhofstr. 13) ihr eigenes Wohnhaus erbaut.

Im Garten vor dem Haus Willmann steht ein Wohnwagen. In den frühen 1950er Jahren beginnt die Reisewelle zu rollen. Traumziel vieler Deutschen ist zunächst Italien. Der Massentourismus beginnt. Die Frau im Wohnwagen ist Josefine Saier geb. Münzer, die in Berlin wohnhaft ist. Vor dem Wohnwagen stehen drei Jungs: Links der Lehrling Gerhard Lehmann, in der Mitte Dietmar Münzer (geb. 1942) und rechts der Lehrling Alfred Schröder.

Standort des Fotografen: 47.885756, 8.340816

Ankunft von Kurgästen an der Bahnhofsbaracke, 1957

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die Reisewelle in der Bundesrepublik der 1950er Jahre rollt. Hier kommen gerade Kurgäste am Bahnhof an, mit schweren Koffern als Gepäck. Die Urlauber werden schon von ihren Gastgebern erwartet. Mehr als ein Jahrzehnt nach Kriegsende steht noch die provisorische Bahnhofsbaracke aus Holz, die im Hintergrund zu erkennen ist.

Das Bahnhofsgebäude war bei einem Fliegerangriff im Februar 1945 zerstört worden. Im Herbst 1957 wird der neu gebaute Bahnhof eingeweiht und im Zuge dessen schließlich die Baracke abgerissen. In einem Zeitungsartikel wird sie als »Schandfleck« an der Bahnstrecke bezeichnet.

Standort des Fotografen: 47.883346, 8.342439

Weihnachtsfeier der Wäschefabrik Prause & Unger im »Löwen«, 1957

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die Wäsche- und Kleiderfabrik Prause & Unger OHG lädt ihre Belegschaft zu einer Weihnachtsfeier in den Saal des Gasthauses »Löwen« ein. Bis zu 200 Personen haben in dem Saal Platz. Außerdem gibt es eine Tanzfläche mit Parkett. Die Mitarbeiter*innen sitzen außerhalb der Arbeitszeit gesellig zusammen, es gibt ein Abendessen, Kaffee und Kuchen, der Firmenchef blickt auf das zu Ende gehende Geschäftsjahr zurück, Präsentkörbe werden verteilt – und außerdem ist für jede Menge Unterhaltung gesorgt. Ein Großteil der Belegschaft sind Frauen, denn der Anteil an erwerbsfähigen Frauen steigt auch in Löffingen im Verlauf der 1950er Jahre deutlich an.

Der Textilfabrikant Johannes Prause hatte sein Geschäft zunächst in der Rötenbacher Straße betrieben, bevor er Mitte der 1950er Jahre von Familie Münzer das Haus in der Bahnhofstraße erwirbt. Zusammen mit Manfred Unger (1930-2012), der 1957 aus dem Erzgebirge in der DDR nach Löffingen übersiedelt, betreibt er das Geschäft.

Standort des Fotografen: 47.883835, 8.345099

Haus Münzer mit Möbelgeschäft in der Bahnhofstraße, ca. 1955

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gerald Münzer zur Verfügung.

Ende der 1940er Jahre erbauten der Schreinermeister Eugen Münzer (1911-1957) und seine Ehefrau Maria geb. Ernst (geb. 1921) in der Bahnhofstraße ein zweistöckiges Haus. Als ihr viertes Kind geboren wurde und sie auch für ihr Möbelgeschäft mehr Platz benötigten, stockten sie das Gebäude Mitte der 1950er Jahre um eine Etage auf.

Im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss befinden sich Maschinenräume und Werkbänke der Schreinerwerkstatt. Im 2. Obergeschoss ist die Wohnung von Familie Münzer untergebracht, während das Dachgeschoss vermietet ist. Vor dem Haus steht ein Pavillon, der als Möbel-Ausstellungsgebäude dient. Ein Auto hat davor geparkt.

Eugen Münzer stirbt 1957 im Alter von nur 46 Jahren. Danach wird das Gebäude an die Firma Prause verkauft.  

Standort des Fotografen: 47.885750, 8.340630