Kreislandwirtschaftsschule in der Unteren Hauptstraße, ca. 1955-1958

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

1952 eröffnet der Landkreis Neustadt im früheren katholischen Pfarrhaus eine »Landwirtschaftsschule« für Jugendliche, um ihnen nach der Entlassung aus der Volksschule landwirtschaftliche Kenntnisse zu vermitteln. Die Schule existiert nur 13 Jahre, denn bereits 1965 schließt sie wegen zu geringer Schülerzahlen wieder ihre Pforten. Das Gebäude mit dem Barockdach ist freilich sehr viel älter: 1788 ließ der katholische Stadtpfarrer Johann Georg Eggstein (1740-1815) das stattliche Gebäude als katholisches Pfarrhaus erbauen. Bis 1945 diente es als Amtsraum und Wohnung des Stadtpfarrers und anderer Geistlichen.

Am linken Bildrand ist das Haus Untere Hauptstr. 9 zu sehen. Es wurde 1952 neu gebaut und steht an Stelle des 1945 bei einem Fliegerangriff zerstörten Hauses von Familie Zepf. Im Erdgeschoss ist ein Schaufenster zu sehen. Darin betreibt Rosa Pacher eine Drogerie.

Standort des Fotografen: 47.882667, 8.343792

Unterer Rathausplatz mit Kriegerdenkmal, ca. 1959

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Tritt man aus dem Schatten des mächtigen Rathausbaus heraus, dann öffnet sich die Straße zum unteren Rathausplatz. Links ist das Kriegerdenkmal vom Jahr 1896 zu sehen. Während der NS-Zeit war das schmiedeeiserne Gitter, das es umfasste, für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen und stattdessen drumherum ein Ehrenhain angelegt worden. Dieser wiederum verschwand in der Nachkriegszeit. Mit einem schmucklosen Maschendrahtzahn ist das Kriegerdenkmal jetzt einhegt. Mächtig ragt das  Doppelhaus von Friseurmeister Julius Limb (Untere Hauptstr. 4) und vom Gasthaus »zum Adler« (Untere Hauptstr. 2) aus der umgebenden Bebauung heraus. Im Erdgeschoss des »Adlers« befindet sich unterdessen eine Filiale der Bezirkssparkasse Neustadt.

Neben dem Demetriusbrunnen ist das Haus Butsch (Demetriusstr. 15) zu erkennen. Metzgermeister Willy Butsch übernahm 1955 die Metzgerei von der Familie Werne. Es folgt das Haus Egle mit dem »Modewaren«-Laden von Klara Egle (Demetriusstr. 14). Am rechten Bildrand ragt die Werbung vom Café Fuß (Rathausplatz 5) ins Bild, die neben dem Fallrohr der Dachrinne angebracht ist. Dargestellt ist eine Tasse Kaffee und darunter steht geschrieben: »BÄCKEREI Wein Bier«. Eine kleine Stofffahne darunter wirbt darüber hinaus für »Eis«. Die Kugel dürfte vermutlich nicht mehr als 10 Pfennig kosten.

Standort des Fotografen: 47.883966, 8.344112

Wohnwagen vor dem Haus Willmann in der Bahnhofstraße, ca. 1952

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gerald Münzer zur Verfügung.

In dem kleinen Häuschen der Witwe Emma Willmann (Bahnhofstr. 11) wohnt die mehrköpfige Familie Münzer zur Miete. Schreinermeister Eugen Münzer (1911-1957) betreibt hier sogar seine Werkstatt, bevor die Familie ca. 1948 auf dem Nachbargrundstück (Bahnhofstr. 13) ihr eigenes Wohnhaus erbaut.

Im Garten vor dem Haus Willmann steht ein Wohnwagen. In den frühen 1950er Jahren beginnt die Reisewelle zu rollen. Traumziel vieler Deutschen ist zunächst Italien. Der Massentourismus beginnt. Die Frau im Wohnwagen ist Josefine Saier geb. Münzer, die in Berlin wohnhaft ist. Vor dem Wohnwagen stehen drei Jungs: Links der Lehrling Gerhard Lehmann, in der Mitte Dietmar Münzer (geb. 1942) und rechts der Lehrling Alfred Schröder.

Standort des Fotografen: 47.885756, 8.340816

Ankunft von Kurgästen an der Bahnhofsbaracke, 1957

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die Reisewelle in der Bundesrepublik der 1950er Jahre rollt. Hier kommen gerade Kurgäste am Bahnhof an, mit schweren Koffern als Gepäck. Die Urlauber werden schon von ihren Gastgebern erwartet. Mehr als ein Jahrzehnt nach Kriegsende steht noch die provisorische Bahnhofsbaracke aus Holz, die im Hintergrund zu erkennen ist.

Das Bahnhofsgebäude war bei einem Fliegerangriff im Februar 1945 zerstört worden. Im Herbst 1957 wird der neu gebaute Bahnhof eingeweiht und im Zuge dessen schließlich die Baracke abgerissen. In einem Zeitungsartikel wird sie als »Schandfleck« an der Bahnstrecke bezeichnet.

Standort des Fotografen: 47.883346, 8.342439

Weihnachtsfeier der Wäschefabrik Prause & Unger im »Löwen«, 1957

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Die Wäsche- und Kleiderfabrik Prause & Unger OHG lädt ihre Belegschaft zu einer Weihnachtsfeier in den Saal des Gasthauses »Löwen« ein. Bis zu 200 Personen haben in dem Saal Platz. Außerdem gibt es eine Tanzfläche mit Parkett. Die Mitarbeiter*innen sitzen außerhalb der Arbeitszeit gesellig zusammen, es gibt ein Abendessen, Kaffee und Kuchen, der Firmenchef blickt auf das zu Ende gehende Geschäftsjahr zurück, Präsentkörbe werden verteilt – und außerdem ist für jede Menge Unterhaltung gesorgt. Ein Großteil der Belegschaft sind Frauen, denn der Anteil an erwerbsfähigen Frauen steigt auch in Löffingen im Verlauf der 1950er Jahre deutlich an.

Der Textilfabrikant Johannes Prause hatte sein Geschäft zunächst in der Rötenbacher Straße betrieben, bevor er Mitte der 1950er Jahre von Familie Münzer das Haus in der Bahnhofstraße erwirbt. Zusammen mit Manfred Unger (1930-2012), der 1957 aus dem Erzgebirge in der DDR nach Löffingen übersiedelt, betreibt er das Geschäft.

Standort des Fotografen: 47.883835, 8.345099

Haus Münzer mit Möbelgeschäft in der Bahnhofstraße, ca. 1955

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gerald Münzer zur Verfügung.

Ende der 1940er Jahre erbauten der Schreinermeister Eugen Münzer (1911-1957) und seine Ehefrau Maria geb. Ernst (geb. 1921) in der Bahnhofstraße ein zweistöckiges Haus. Als ihr viertes Kind geboren wurde und sie auch für ihr Möbelgeschäft mehr Platz benötigten, stockten sie das Gebäude Mitte der 1950er Jahre um eine Etage auf.

Im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss befinden sich Maschinenräume und Werkbänke der Schreinerwerkstatt. Im 2. Obergeschoss ist die Wohnung von Familie Münzer untergebracht, während das Dachgeschoss vermietet ist. Vor dem Haus steht ein Pavillon, der als Möbel-Ausstellungsgebäude dient. Ein Auto hat davor geparkt.

Eugen Münzer stirbt 1957 im Alter von nur 46 Jahren. Danach wird das Gebäude an die Firma Prause verkauft.  

Standort des Fotografen: 47.885750, 8.340630

Kaufhaus »Konsum« in der Unteren Hauptstraße, ca. 1959

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Das Schild mit der Brezel am rechten Bildrand gehört zur Bäckerei Willmann (Untere Hauptstr. 6). »Brot & Feinbäckerei« ist darauf zu lesen. Der Blick fällt auf die gegenüber liegende Straßenseite zum Haus Zimmermann (Untere Hauptstr. 7). Seit vielen Jahrzehnten befindet sich in dem einstigen Fruchtkasten der Fürstenbergischen Herrschaft ein Kaufhaus: zunächst das Kaufhaus »zum Kasten«, später das Kaufhaus Zimmermann. An der Fassade sind noch die Buchstaben »A. Zimmermann« zu erkennen, obwohl die Letter abmontiert sind. Der Kaufmann Alfred Zimmermann und seine Ehefrau Ottilie geb. Stein betrieben das Geschäft lange Zeit. Jetzt ist es umbenannt: Über dem Schaufenster mit seiner Markise steht der neue Schriftzug: »KONSUM«.

Im Hintergrund steht das Gasthaus »zur Sonne« (Kirchstr. 29) mit der Brunnenstube (Kirchstr. 27) daneben. Vor dem kleinen Gebäude parken zwei VW Käfer. Dahinter ragt der Kirchturm der katholischen Pfarrkirche St. Michael in die Höhe.

Standort des Fotografen: 47.883335, 8.343756

Einweihung des neuen Bahnhofs, September 1957

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Lore Fehrenbach und Rita Willmann zur Verfügung.

Der neugebaute Bahnhof wird mehr als zwölf Jahre nach der Zerstörung des alten Gebäudes im Zweiten Weltkrieg eingeweiht. Vertreter der Deutschen Bundesbahn sind dazu nach Löffingen gekommen, um den Neubau offiziell seiner Bestimmung zu übergeben. Ein Redner, der auf den Treppenstufen des Empfangsgebäudes steht, hält gerade eine Ansprache.

Die Uniformierten sind v.l. Albert Fehrenbach (1919-2008), Franz Keller (1918-2006) und Willy Brendel (1907-2003).

Standort des Fotografen: 47.883581, 8.342215

 

Maria Hall bei der »Wieberfasnet« im Gasthaus »Linde«, Fasnacht 1957

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Mit großem Hallo beginnt die »Wieberfasnet« im Gasthaus »Linde«. Es ist bereits das vierte Mal, dass die Fasnachtsveranstaltung des katholischen Müttervereins stattfindet. Maria Hall (1924-2014), die bei Wiesloch geboren wurde und 1948 nach Löffingen eingeheiratet hatte, ist eine der Gründerinnen. Zusammen mit Josefa Benitz, Maria Benz und Hedwig Rosenstiel hob sie die »Wieberfasnet« aus der Taufe. Mit einem Schellenbaum aus scheppernden Konservendosen zieht Maria Hall mit anderen Frauen durch das Publikum in Richtung Bühne.

Standort des Fotografen: 47.884269, 8.346528

3 Fotos: »Wieberfasnet« im Gasthaus »Linde«, Fasnacht 1957

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Es ist »Wieberfasnet«. Das Gasthaus »Linde« ist ganz in weiblicher Hand. Die Frauen des katholischen Müttervereins haben zum vierten Mal ein buntes Programm auf die Beine gestellt. Gefeiert wird ganz ohne männlichen Anhang, eine wunderbare Gelegenheit, um die Männer durch den Kakao zu ziehen. Hier wird gerade die perfekte Nassrasur geübt, allerdings nicht an einem lebenden Objekt, sondern an Luftballons, die dick mit Rasierschaum eingeschmiert sind. Die Kunst besteht darin, die Ballons mit dem scharfen Messer zu rasieren, ohne dass sie knallen.

V.l.n.r.: 1 Maria Kaufmann (geb. Vogelbacher, geb. 1931), 2 Klara Zepf (geb. Assmuth, 1907-1999), 3 Gertrud Faller (geb. Schmid, 1925-2005), 4 Maria Hall (1924-2014)

Standort des Fotografen: 47.884269, 8.346528

Prozession der Kommunionkinder des Jahrgangs 1949/50, 1959

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Gerald Münzer zur Verfügung.

Die Kinder des Geburtsjahrgangs 1949/50 empfangen zum ersten Mal die Eucharistie. Sie ziehen, von der Unteren Hauptstraße her kommend, in den Weg ein, der zur katholischen Kirche St. Michael führt. Vornweg marschieren die Jungs in ihren schwarzen Anzügen, gefolgt von den Mädchen, die weiße Kleider tragen.

Bei den Mädchen sind Elfriede Fehrenbach und Gaby Vogt zu erkennen. Die Jungen sind v.l.n.r. Wolfgang Benz, Albin Kasprowicz, Klemens Rebholz, Volker Bernhard, Wilfried Münzer, Karl Benz, Leopold Roth und Peter Rieck. Verdeckt sind gerade Georg Schreiber, Joachim Rogg, Günter Vogt und Rudi/Rudolf Laufer.

Standort des Fotografen: 47.882698, 8.343946

Hochzeitszug Heiler / Laufer mit der Stadtmusik auf dem unteren Rathausplatz, ca. 1950

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Luzia Heiler zur Verfügung.

Ernst Heiler (1923-1990) und Rosa Laufer (1928-2013) heiraten. Unter lautem Tschingderassabum der Stadtmusik zieht der Hochzeitszug mitten durch das Städtchen. Eine Schar von Kindern folgt aufgeregt. Vielleicht fallen für sie ein paar Münzen ab, um sich Süßigkeiten kaufen zu können?

Im Hintergrund ist das Kriegerdenkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zu sehen, mit dem Ehrenhain, der im Zweiten Weltkrieg angelegt wurde, als das Eisengitter für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen wurde. Kriegsschäden sind deutlich am Dach des Mailänder Tores zu erkennen, das ausgeflickt werden musste. Daneben stehen das Haus von Mechanikermeister Karl Müller (Demetriusstr. 13), das Modewaren-Geschäft von Klara Egle (Demetriusstr. 14) und die Metzgerei von Johann Werne (Demetriusstr. 15).  Der Demetriusbrunnen fehlt auf dem Bild: Der alte Brunnen wurde bei einem Fliegerangriff zerstört und der neue Demetriusbrunnen wird erst 1954 errichtet.

Standort des Fotografen: 47.883700, 8.344169