Aufführung auf der Bühne auf dem Rathausplatz, Fasnacht 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.

Auf dem oberen Rathausplatz ist die Fasnachtsbühne aufgebaut. Die Zuschauer auf dem Platz stehen eng an eng und recken ihre Köpfe, um der Darbietung auf der Bühne folgen zu können. Eine Gruppe Uniformierter steht auf den Bühnenbrettern, sie tragen unterschiedliche Soldatenuniformen, auch eine Pickelhaube ist zu erkennen. Schließlich lautet das Fasnachtsmotto in diesem Jahr: »Generalmusterung und Besuch seiner Majestät des Kaisers«. Der musste zwar vor 12 Jahren nach dem verlorenen Krieg in der Novemberrevolution abdanken und ging ins Exil in die Niederlande. Aber heute ist Wilhelm II. zurück in Löffingen!

Im Hintergrund ist das Rathaus zu sehen. Das Erdgeschoss ist noch nicht umgebaut, denn noch sind die alten Türen vorhanden, die einst in die Markthalle führten. Wenige Jahre später wird die Vorschussbank in die Räumlichkeiten einziehen und die Türen werden durch Fensteröffnungen ersetzt. In den Häusern dahinter befindet sich rechts das Postamt und das Geschäft von Buchbinder Anton Rebholz (Rathausplatz 3) und links die Metzgerei von Johann Riegger (Rathausplatz 4). Das letztere Gebäude wurde nach dem Großbrand 1921 neu erbaut.

Standort des Fotografen: 47.883937, 8.344948

Narrengruppe beim Gasthaus »Gebert«, Fasnacht 1911

Sammlung Familie Waßmer

Eine Narrengruppe hat sich neben dem Gasthaus »Gebert« (Obere Hauptstr. 9) versammelt, um ein Gruppenfoto aufzunehmen. In der Mitte sitzt ein Clown. Er wird umringt von Frauen, die Dirndl tragen, und Männern im Trachtenjanker. Es ist Fasnacht und das diesjährige Motto lautet: »Münchner Oktoberfest». Die Narren führen zwei Akkordeone und eine Zither bei sich, gleich werden sie auf der Fasnachtsbühne auf dem Rathausplatz in Aktion treten und einen Schuhplattler darbieten.

Ganz vorne liegen der Hafnermeister Josef Bader (1880-1959) und der Steinmetzmeister Karl Häusle (1878-1956). Beide gehören dem 1905 gegründeten Turnerbund an.

Im Hintergrund ist die enge Treppe zu sehen, die vom Gasthaus »Gebert« zur Vorstadtstraße hinaufführt. Daneben steht das Ökonomiegebäude (Obere Hauptstr. 9b), das zum Gasthaus gehört. Das Stalltür steht offen.

Standort des Fotografen: 47.884404, 8.346841

Mailänder Tor, 1969

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Auf den ersten Blick ist das Foto schwer zu datieren, denn schließlich hat sich das Mailänder Tor seit seiner Erbauung 1922 bzw. der Anbringung der Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Jahre 1930 kaum verändert. Erste Anhaltspunkte bieten jedoch das geflickte Dach, das noch deutliche Spuren der Kriegszerstörung 1945 zeigt, und das geparkte Auto, das vor dem rechten Nachbarhaus (Demetriusstr. 11) steht. Klar, das Foto ist irgendwann in der Nachkriegszeit entstanden. Dass ein Wegweiser in Richtung Maienland zum »Wildpark« weist, ist ein weiteres wichtiges Detail, das die zeitliche Einordnung erleichtert.

Auf der Verkehrsinsel vor dem Mailänder Tor steht ein Wahlplakat der FDP. Darauf ist der Wahlwerbespruch »Wir schaffen die alten Zöpfe ab« zu lesen. Es herrscht Wahlkampf, denn am 28. September 1969 findet die Bundestagswahl statt. Nach der Wahl konstituiert sich erstmals in der 20-jährigen Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine sozialliberale Koalition auf Bundesebene. Willy Brandt (SPD) wird Bundeskanzler, Walter Scheel (FDP) wird Vizekanzler.

Zum Jahr 1969 passt, dass das linke Nachbarhaus (Demetriusstr. 13), das dem Mechanikermeister Karl Müller gehört, noch steht: Es brennt am 17. Oktober 1969, rund drei Wochen nach der Bundestagswahl, ab. Somit dürfte das Foto vermutlich das letzte sein, auf dem das Haus Müller noch zu sehen ist.

Standort des Fotografen: 47.883857, 8.343832

Akrobatikvorführung auf dem oberen Rathausplatz, Fasnacht 1926

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Von einem Fenster des Rathauses bietet sich der beste Ausblick auf das närrische Treiben auf dem Rathausplatz. Die Menschen stehen dicht gedrängt und blicken gespannt in Richtung Gasthaus »Löwe« (Rathausplatz 11). Dessen Wirtshausschild ist zweisprachig: »Gasthaus zum goldenen Löwen« und »Hôtel de Lion d’or« ist darauf zu lesen. Aber das Interesse der Menschenmenge gilt freilich nicht dem Schild. Gespannt verfolgen sie die akrobatischen Kunststücke, die vor dem »Löwen« dargeboten werden. Dazu ist ein hölzernes Gestellt aufgebaut, an dem offenbar eine Schaukel in großer Höhe befestigt ist. Weiß gekleidete Turner zeigen ihr Können.

»Löffinger Vieh- und Krämermarkt im 17. Jahrhundert«, lautet das Motto der diesjährigen Fasnacht. Und bei einem Markt dürfen selbstverständlich auch Gaukler nicht fehlen, die ihr artistisches Können dem Publikum präsentieren.

Standort des Fotografen: 47.883930, 8.344500

Gasthaus »Löwe«, ca. 1965

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Willi Pütz zur Verfügung.

Das Gasthaus »Löwe« (Rathausplatz 11) wurde 1715 erbaut, nachdem das Vorgängergebäude »durch einen Blitzschlag verloren gegangen«, also abgebrannt war. Doch die Anfänge des Gasthauses reichen sehr viel weiter zurück, denn bereits 1653 befand sich hier ein Gasthaus »Löwe«. Damaliger »Lewenwirt« war Jakob Hug.

Seitdem sind mehr als 300 Jahre vergangen. Die heutigen Wirtsleute sind Walter Zepf (1924-2009) und Elisabeth Zepf geb. Jordan (1930-2009), »Löwen Lisbeth« genannt. Sie steht vor der Eingangstür und unterhält sich mit zwei Männern. Über ihnen sind die teilweise weit geöffneten Fenster zu sehen, eingerahmt durch hölzerne Fensterläden und mit Blumen geschmückt.

Dank der Nahaufnahme lassen sich mehrere Details erkennen, die auf anderen Fotos leicht übersehen werden. Oben links sind Fähnchen von verschiedenen Ländern zu sehen, denn der »Löwe« gibt sich weltoffen und international. Tatsächlich spricht die Wirtin Elisabeth Zepf fließend französisch. In der Mitte der Fassade ist ein Schild mit dem offiziellen Namen das Gasthauses angebracht: »Goldener Löwe Post«. Daneben wird geworben, dass das Gasthaus über »Fremdenzimmer, Saal, Garage« verfüge und »Rothaus- u. Rogg-Biere« ausschenke. Auf einem weiteren Schild ist zu lesen, dass es »Zentralheizung, fliessendes Warm- u. Kaltwasser« gebe.

Links und rechts vom Eingang sind weitere Werbeschilder angebracht, u.a. ein Emaille-Schild des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC). Ein Aufsteller wirbt für »Langnese Eiskrem«, wobei das – erst seit 1965 verwendete – Firmenlogo einen Hinweis gibt, wann das Foto aufgenommen wird. Der perfekte Ort, um das Eis zu schlecken, befindet sich gleich nebenan, in dem kleinen, von einem Mäuerchen eingefassten Vorgärtchen, in dem zwei Kastanienbäumen Schatten spenden.

Standort des Fotografen: 47.883917, 8.344919

Gasthaus »Löwe«, ca. 1965

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Willi Pütz zur Verfügung.

»Gasthaus Goldener Löwe Post« lautet der offizielle Name des »Löwen«. Betrieben wird das Gasthaus seit 1953 von dem Gastwirt Walter Zepf (1924-2009) und seine Ehefrau Elisabeth geb. Jordan (1930-2009). Zwei Autos parken vor dem Gebäude: Das Auto, das rechts vor dem Kastanienbaum, steht, ist ein »Karmann-Ghia Typ 14« und gehört der »Löwen Lisbeth«. Auf ihn sind Ski geschnallt.

Im Vordergrund ist der Rathausbrunnen zu sehen, auf dessen Brunnensäule die »Schnitterin« thront. Sie erinnert an die Zeit, als Löffingen noch einen regional bedeutsamen Kornmarkt veranstaltete und auf dem Rathausplatz das Markttreiben stattfand. Noch ist nur um den Brunnen herum ein kleines Stück gepflastert und der übrige Platz noch nicht befestigt. Eine schmucklose Straßenlaterne überragt den »Löwen« und den angrenzenden »Ochsen«. In dessen Erdgeschoss sind bereits moderne Fenster eingebaut.

Standort des Fotografen: 47.884003, 8.344678

Haus Selb in der Rötenbacher Straße, ca. 1913

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hedwig Selb zur Verfügung.

Lange Zeit war das Haus das letzte Gebäude an der Ausfallstraße nach Rötenbach. 1814 wurde es gebaut. Im Feuerversicherungsbuch von 1898 wird es als zweistöckiges Wohnhaus mit Scheuer, Stall und Schopf beschrieben. Aufgenommen wird das Foto, als das Haus bereits rund 100 Jahre alt ist. Es gehört zu diesem Zeitpunkt dem Landwirt Ferdinand Selb (1881-1951) und seiner Ehefrau Katharina Selb geb. Bausch (1884-1954).

Der kleine Junge, der im Vordergrund zu sehen ist, wie er seine ersten Schritte macht, müsste Ferdinand Selb (1911-1966) sein.

Standort des Fotografen: 47.882111, 8.342247

Umzugswagen in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1939

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Conrad Bader zur Verfügung.

Einigermaßen unheimlich mutet diese Narrengruppe an, die sich in der Oberen Hauptstraße für den Narrenumzug aufstellt. Urwüchsige Waldgestalten stehen neben ihrem – von Kühen – gezogenen Umzugswagen, auf dem das Wurzelwerkes eines gewaltigen Baumes thront.

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der »Laternenbrüder« dreht sich das Fasnachtsmotto um »die Heimat in grauer Vorzeit«, um »Sitten und Gebräuche, Leben und Treiben der Vorfahren aus der Stein-, Bronze- und Eisenzeit bis zur Besiedlung des Landes durch die Kelten«.

Standort des Fotografen: 47.885041, 8.349450

Narrengruppe vor dem Gasthaus »Gebert« in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht ca. 1938

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Conrad Bader und Josef Wölfle zur Verfügung.

Männer mit weißen Zipfelmützen und Frauen in Tracht stehen vor dem Gasthaus »Gebert« (Obere Hauptstr. 9). Die Frauen präsentieren dem Fotografen landwirtschaftliche Geräte. Die Männer halten Spielkarten in den Händen.

Die Unterarme der Frauen sind nicht bedeckt – und das, obwohl noch Winter ist. Schließlich sind auf dem Boden Schneereste deutlich zu erkennen: Es ist Fasnacht!

Wer erkennt die Männer und Frauen?
V.l.n.r.: ???, ???, ???, ???, [Karl Götz?], ??? Bader, ???, ???, ??? Wöfle, ???

Standort des Fotografen: 47.884415, 8.346861

Große Hexe vor dem Mailänder Tor, Fasnacht ca. 1960-1964

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Petra Nobs zur Verfügung.

Die Zuschauer stehen dicht gerdrängt auf dem unteren Rathausplatz. Und auch auf dem Balkon vom Haus Kopp (Demetriusstr. 10) recken die Zuschauer ihre Köpfe. Der Narrenumzug bewegt sich am »Fasnet Mändig« vom Maienland kommend in das Städtchen. Wie jedes Jahr ist auch die Hexengruppe mit dabei. Die Hexen tragen bereits ihr erstes einheitliches Häs, das sich freilich noch vom heutigen unterscheidet. Mit dabei ist auch bereits seit 1958 der Hexenwagen mit der großen Hexe. Im ersten Jahr war sie mit ihren 5,80 Meter so groß, dass sie zunächst nicht durch das Mailänder Tor passte.

Standort des Fotografen: 47.883971, 8.343728

Umzugswagen des Turnerbundes in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1927

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elke Moser zur Verfügung.

Auch der Turnerbund beteiligt sich am Fasnachtsumzug mit einem eigenen Wagen. Er wird von vier Pferden gezogen. Die Turner auf dem Wagen tragen ihre weiße Sportkleidung. Vorneweg marschiert ein Turner, der ein Schild mit dem Turnerkreuz trägt. Es setzt sich aus vier »F« zusammen, die für den Wahlspruch »Frisch, fromm, fröhlich, frei« stehen. Auf dem Pferd reitet Jakob Schreiber. Dahinter auf dem Wagen steht vorne links Anselm Zepf (1898-1989).

Das Motto der diesjährigen Fasnacht lautet: »Das altdeutsche Lied in Wort, Bild und Sang«. Die Turner beteiligen sich mit dem Turnvater-Jahn-Lied »Der Ruf ist erklungen«. Sie hätten aber auch ihr eigenes Gründungslied von 1905 zum Besten geben können. Es beginnt mit den Zeilen: »In Löffingen allgemein – / es sollt zwar anders sein – / denn nirgends ist was los, / sind lauter Latschi bloß! / Des Ding muaß anders sein, / mir gründen en Turnverein!«

An Fasnacht 1927 veranstaltet der Turnerbund auch zum ersten Mal seinen »Bunten Abend«, eine Tradition, die bis heute existiert. Veranstaltungsort ist der neu erbaute »Gebertsaal«.

Standort des Fotografen: 47.884795, 8.348797

2 Fotos: Umbau des Hauses Bader in der Talstraße, 1938

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Elke Moser zur Verfügung.

Der Schotterwerksbesitzer Franz Bader (1901-1986) kauft 1938 das landwirtschaftliche Anwesen im Aschbühlweg (heute Talstraße) und baut die Ökonomie zu einem Wohnbereich um. Der Umbau erfolgt nach Plänen von Architekt Adolf Happle aus Neustadt. Auf den Fotos ist das Scheunentor ausgehängt. Drei zusätzliche Fenster sind bereits im 1. Obergeschoss in die Fassade gebrochen worden.

Im Hintergrund ist das kleine Haus der Witwe Johanna Berger geb. Ofenhäusle (1882-1956) zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.884793, 8.348916