Mehrbildkarte mit vier Ansichten, ca. 1990

Feldmann Verlag / Sammlung Familie Waßmer

Um 1990 wird diese Ansichtspostkarte vertrieben. Noch werden Urlaubsgrüße per Postkarte versandt, denn mobile Messenger-Dienste, mittels derer man Textnachrichten und Fotos versendet, gibt es noch nicht. Die Mehrbildkarte zeigt vier Ansichten des Städtchens:

Oben links sticht der untere Rathausplatz ins Auge, mit dem Mailänder Tor und den Häusern der Demetriusstraße mit ihren Staffelgiebeln. Davor steht der 1954 errichtete Demetriusbrunnen, der von Autos zugeparkt ist.

Unten rechts ist ein weiterer Brunnen zu sehen: Der 1975 geschaffene Hexenbrunnen in der Kirchstraße. Die Straße selbst wurde wenige Jahre zuvor saniert, teils gepflastert, teils asphaltiert und mehrere neue Bäume wurden gepflanzt.

Oben rechts ist eine Ansicht der Wallfahrtskirche Witterschnee abgebildet, mit der in den 1890er Jahren erbauten Kirche im neoromanischen Stil und der alten hölzernen Kapelle. Hübsch von Bäumen und Blättern eingerahmt ist der Bildausschnitt gewählt.

Noch eine Attraktion für Einheimische und Gäste ist unten links zu sehen: Das Waldbad mit der 1986 installierten Riesenrutsche, die nicht nur bei den Kleinen für viel Vergnügen sorgt.

Luftbild auf das Städtchen mit katholischer Pfarrkirche, ca. 1955-1960

Verlag Flugbild GmbH, Bonn
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Ralf Gauger zur Verfügung.

Dieses Luftbild entsteht in der Nachkriegszeit, vermutlich in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. Zu sehen ist im Vordergrund die katholische Pfarrkirche St. Michael, mit ihrem 1713-1715 erbauten Langhaus und Chor sowie ihrem 1855 an der Weststeite errichteten Turm. Auf dem Foto ist der Turm noch unverputzt. Schön auf dem Foto zu erkennen ist, dass die Kirche außerhalb des mittelalterlichen Altstadtrings steht.

Neben der Kirche ist rechts das Schlachthaus am Bittenbach zu sehen, das 1968 abgerissen wird, und dahinter der Farrenstall und der neu erbaute Bauhof. Weiter oben in der Bittengasse steht ein Trafohäuschen. Herausragende Gebäude im Städtchen sind das 1830/31 erbaute Rathaus und die beiden Gasthäuser »Sonne« (Rathausplatz 9-10) und »Löwe« (Rathausplatz 11), die den oberen Rathausplatz dominieren.

Kriegsveteran Karl Geisinger mit Kind, ca. 1880

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Michael Rösch zur Verfügung.

Auf dem Kriegerdenkmal für die Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 steht auch sein Name: Karl Geisinger (1847-1918). Hier sitzt er, dekoriert mit mehreren Militärorden, die er stolz präsentiert. Ein kleines Kind sitzt auf dem Schoß des Veteranen.

Karl Geisinger war Dachdecker und Landwirt von Beruf. Er wohnte in der Kirchstraße und war mit Antonia geb. Bader verheiratet. Am 19. Januar 1918 starb er im Alter von 70 Jahren.

Standort des Fotografen: ???

Antonia Geisinger mit Kind, ca. 1880

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Michael Rösch zur Verfügung.

Die junge Frau in Tracht ist Antonia Geisinger geb. Bader (1848-1907), Tochter von Michael Bader (1812-1889) und Katharina geb. Geisinger (1816-1867). Sie heiratete 1875 den Dachdecker und Landwirt Karl Geisinger (1847-1918). Auf dem Foto hält sie ein Kind auf dem Schoß. Sie starb am 12. Januar 1907.

Standort des Fotografen: ???

Antonia Geisinger in Tracht, ca. 1905

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Michael Rösch zur Verfügung.

Antonia Geisinger geb. Bader (1848-1907) trägt Tracht. Sie steht auf einem Kiesweg, vor einigen Sträuchern, und blickt in die Kamera. Verheiratet ist sie mit dem Landwirt Karl Geisinger (1847-1918). Das Ehepaar wohnt in der Kirchstraße. 

Antonia Geisinger stirbt am 10. Januar 1907 an einer Lungenentzündung im Alter von nur 59 Jahren. Zwei Tage nach ihrem Tod findet sie auf dem Friedhof ihre letzte Ruhe. 

Standort des Fotografen: ???

Blick von der Kirche in die Kirchstraße, 1921

»Badische Heimat«, Heft 1-3, Karlsruhe, 1921

In der Zeitschrift »Badische Heimat« erschien 1921 ein neunseitiger Artikel über Löffingen, der mit 28 Ansichten des Städtchens illustriert war. Anlass für den Bericht war offenbar der Großbrand von 1921. Die Zeitschrift wurde von dem 1909 gegründeten »Landesverein Badische Heimat e.V.« herausgegeben. Der Artikel wurde von seinem Schriftleiter, Max Wingenroth (1872-1922) verfasst, der Kunsthistoriker und Leiter der Städtischen Sammlungen in Freiburg war. Der Artikel führt seine Leser in Form eines Rundgangs durch das Städtchen.

Das Foto Nr. 11 ist mit  »Blick von der Kirche in die Seitengasse« betitelt. Zu sehen sind die Häuser in der Hafnergasse (heute Kirchstraße). Im Vordergrund links steht das Haus von Seifensieder Anton Benz (Kirchstr. 12), vorne rechts das Haus von Sattlermeister Ernst Geisinger (Kirchstr. 21), das zusammen mit mehreren angrenzenden Gebäuden beim Großbrand 1929 abbrannte.

Wingenroth beschreibt die Ansicht mit den Worten: »Vom Kirchplatz, der hübsch mit Bäumen umstanden ist, und an dem uns nur der Drahtzaun an seiner Rückseite stört, werfen wir einen Blick nach rechts in ein langes gebogenes Gäßlein, wo uns einige der ältesten Häuser mit gotischen Gewänden auffallen und eine der erfreulichen Steinbrunnen, wie sie das Bild unserer Ortschaften beleben und wir bewundern die frühere Zeit, die solchen Brunnen so hübsch in die Straße setzte.«

Standort des Fotografen: 47.882911, 8.344179

Kirchstraße, ca. 1923-1929

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Carola Hannes zur Verfügung.

Dieses Bild ist mit »Malerischer Winkel« beschriftet und zeigt die Kirchstraße, die damals noch Hafnergasse heißt. Der Blick ist so gewählt, dass die Häuserzeilen auf beiden Straßenseiten zu sehen sind. Da es auf der Rückseite der linken Häuserfront im »Eckeret« sehr beengt ist, wird der Straßenraum benutzt um Gerätschaften und Wagen abzustellen und Holz zu lagern. Links ist eine Mähmaschine abgestellt, in der Mitte steht ein Pritschen-Handwagen vor einem Sägebock und einem Stapel Äste.

Die Bewohner sind zum Abstellen und Lagern berechtigt, da die Grundstücksgrenzen mitten in der Straße verlaufen und die Straße nicht im Besitz der Gemeinde ist. Im hinteren Bereich der Straße befinden sich Misthaufen. Deshalb ist bei dem daneben abgestellten Heuwagen im Hintergrund nur eine schmale Durchfahrt. 1929 brennen mehrere Häuser auf der rechten Seite ab.

Standort des Fotografen: 47.882936, 8.344089

Großbrand in der Kirchstraße, 20. April 1929

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Helene Krauß zur Verfügung.

Am 20. April 1929 bricht in der Hafnergasse am Morgen um halb neun Uhr ein Brand im Haus des Sattlermeisters Ernst Geisinger aus (rechts vorne im Bild). Das Feuer springt von dem mit Schindeln gedeckten Haus auf die Nachbarhäuser über. Vier Anwesen brennen nieder. Auf dem Bild sind die Häuser bereits zusammen gebrochen. Heruntergestürzte Holzbalken liegen auf der Straße. Im Hintergrund bekämpft die Feuerwehr rauchende Glutnester. Das Wasser des Laufbrunnens in der Straße dient als Löschwasser, aber die herumliegenden Schläuche zeigen an, dass auch Wasser aus größerer Entfernung herbeigepumpt wird.

Zerstört wurden die Häuser von Sattlermeister Ernst Geisinger (Kirchstr. 21), Landwirt Adolf Sibold (Kirchstr. 19), Landwirt Johann Laufer (Kirchstr. 17) und Landwirt Otto Benz (Bittengasse). Die Brandgeschädigten sind kaum versichert. Auch der Farrenstall in der Bittengasse wurde in Mitleidenschaft gezogen. In großer Gefahr schwebte auch die katholische Pfarrkirche, deren Giebel schon Feuer gefangen hatte. Doch der Wind trieb das Feuer glücklicherweise in Richtung »Bittenwiesen«.

Standort des Fotografen: 47.882936, 8.344089

2 Fotos: Einfangen eines Schweines in der Kirchstraße, ca. 1955-1958

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Anita Stephani zur Verfügung.

Das Haus Heiler (Kirchstr. 8) ist seit Generationen im Besitz der Familie Heiler. Auf dem Foto ist der Landwirt Josef Heiler II (1910-1972) zu erkennen, der versucht, ein entwischtes Schwein einzufangen. 1958 verschwindet diese Landwirtschaft aus dem Städtchen, denn Heiler zieht mit seiner Familie in einen der neuen Ausiedlerhöfe im Stettholz.

1973 wird sein Haus in der Kirchstraße schließlich zusammen mit dem Nachbargebäude abgerissen und anschließend neu bebaut. Der Brunnen, der auf dem Foto zu sehen ist,  findet ebenfalls eine neue Heimat im Stettholz, wo er heute noch steht.

Standort des Fotografen: 47.883147, 8.344704

Haus Benz in der Hafnergasse, ca. 1956

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Adolf Benz zur Verfügung.

Der Hausname des Hauses Benz (Kirchstr. 12) lautet seit über 100 Jahren »Soapfesieders«, da hier von 1874 bis zu seinem Tod 1936 der Seifensieder und Landwirt Anton Benz (1848-1936) mit seiner Familie wohnte.

Als dieses Foto in den 1950er Jahren aufgenommen wird, ist Anton Benz bereits 20 Jahre tot. Das Anwesen wird längst von der nächsten Generation betrieben und gehört mittlerweile der Witwe Josefine Benz geb. Beha (1900-1958), die mit Emil Benz (1882-1946) verheiratet war. Sie wird es bald ihrem Sohn Adolf Benz (geb. 1930) übertragen. Die Familie Benz gehört zu den Familien, die 1958 aus dem Städtchen nach Stettholz aussiedelt. Aber der Name »Soapfesieders« bleibt auch danach erhalten.

Dass das Haus Benz ursprünglich zum Mayerhof des Klosters Friedenweiler gehörte, ist hingegen heutzutage aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden. Dabei erklärt dies, warum sich das Gebäude von den angrenzenden Häusern deutlich unterscheidet. Betrachtet man das Foto, dann fällt auf, dass das Haus Benz die Nachbarhäuser deutlich überragt. Die Geschosshöhen und die Fenster sind größer und wirken stattlicher. Als einziges Haus in dem Straßenzug verfügt es über Staffelgiebel.

Standort des Fotografen: 47.883024, 8.344405

Fronleichnamsprozession in der Kirchstraße, ca. 1960-1963

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Regina und Rudi van den Heuvel zur Verfügung.

Eine schier endlose Fronleichnamsprozession bewegt sich die Hafnergasse (heute Kirchstraße) entlang. Die Häuser sind mit Tannenreisig und Fahnen geschmückt. Am linken Bildrand ist der Ökonomiebereich des Hauses Kuster zu erkennen, der 1963 abgerissen wird. Die Straße ist weder asphaltiert noch gepflastert, nur auf der Kreuzung verlaufen mehrere Regenrinnen. Etwa dort, wo sie zusammenlaufen, steht seit 1975 der Hexenbrunnen.

Standort des Fotografen: 47.882882, 8.344252

Narrentreiben in der Kirchstraße, Fasnacht ca. 1960-1963

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Regina und Rudi van den Heuvel zur Verfügung.

»Alt und jung gon uff d’Stroß, z’Leffinge isch jetzt d’Fasnet do!« So lautet der Anfang des Narrenmarsches von 1961 – und wie sehr die Worte stimmen, ist auf dem Foto zu sehen. Dicht gedrängt stehen Jung und Alt in der Kirchstraße. Der Text des Narrenmarsches stammt von Josef Bayer (1930-2005), komponiert wurde die Melodie von Dr. Hermann Regner. 

In der Kirchstraße ist die Fasnachtsbühne aufgebaut. Die Stadtmusik spielt auf, vielleicht wird gerade der Narrenmarsch uraufgeführt? Dahinter ist der Hexenwagen zu erkennen mit der großen Hexe. Neben dem Haus von Maschinenarbeiter Erich Freund (Kirchstr. 12) ist am linken Bildrand der Ökonomieteil vom Haus Kuster (Kirchstr. 14) zu sehen, der 1963 abgerissen wird. Schön zu erkennen sind auch die Häuser Funk und Heiler, die ebenfalls später abgerissen werden und einem Neubau des Arztes Dr. Gebhard Hecht (1920-2008) weichen.

Standort des Fotografen: 47.882954, 8.344283