Fünf Turner des Turnerbunds, ca. 1931

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Alexandra Scholl zur Verfügung.

Fünf Turner in weißer Turnkleidung, auf denen das Vereinslogo des 1905 gegründeten Turnerbunds prangt, posieren für ein Gruppenfoto. Sie tragen Lorbeerkränze auf ihren Köpfen. Zwei der Turner sind außerdem mit Schärpen dekoriert. Ganz offensichtlich haben die Fünf einen großen Sieg errungen. Zwei von ihnen sitzen vorne im Gras, die drei anderen stehen dahinter, mit stolz geschwellter Brust, die Arme hinter ihrem Rücken untergehakt.

Wer erkennt die Turner?
1.Reihe, sitzend, v.l.n.r.: Ernst Keller (1912-1985), Otto Schweizer (1906-1992)
2.Reihe, stehend, v.l.n.r.: August Fehrenbach (1906-2000), Fritz Strobel (1906-1997), Wilhelm Fehrenbach (1908-1943)

Das Foto wird vermutlich anlässlich des Gau-Turnfestes aufgenommen, das am 1./2. August 1931 in Löffingen stattfindet.

Standort des Fotografen: Unbekannt

Erzbischof Gröber vor dem Pfarrhaus in der Unteren Hauptstraße, ca. 1935

Sammlung Familie Waßmer

Der hohe kirchliche Würdenträger, der gerade aus dem katholischen Pfarrhaus (Untere Hauptstr. 10) kommt, ist der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber (1872-1948). Am 20. Juni 1932 wurde er inthronisiert. Wenige Monate später übernahmen die Nationalsozialisten die Macht. Gröber ist bis heute für seine Haltung zum NS-Regime umstritten. Er begrüßte die Machtübernahme und trat 1934 sogar als förderndes Mitglied der SS bei, weshalb er im Volksmund auch »brauner Conrad« genannt wurde. Auch der Löffinger Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974), der am 23. Juni 1934 von den Nationalsozialisten gewaltsam aus der Pfarrei vertrieben wurde, zeigte sich enttäuscht über die mangelnde Unterstützung seines Bischofs.

Das Foto wird vermutlich bei der Investitur von Andris’ Nachfolger Robert Winkel (1897-1972) aufgenommen, der am 17. Januar 1935 sein Amt in der Pfarrei St. Michael antritt und dort zehn Jahre lang wirken wird. Zu sehen ist Erzbischof Gröber in Chorkleidung, der unter dem Stoffbaldachin zum Gottesdienst schreitet. Getragen wird der Baldachin von den vier »Himmel«-Trägern [Gastwirt Ernst Meßmer?], Kaufmann Josef Benitz, Uhrmachermeister Wilhelm Maier und Alt-Bürgermeister Adolf Kuster.

Standort des Fotografen: 47.882614, 8.343357

Mann mit Luftgewehr in der Ringstraße, ca. 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hans-Martin Konhäuser zur Verfügung.

In der Ringstraße steht hinter dem Haus Egle (Demetriusstr. 14) ein Mann, der ein Luftgewehr in den Himmel empor hält. Er hat seinen Finger am Abzug. Ob er nur so tut, als ob er gleich schießen wird?

Auf dem Grundstück von Familie Egle geht es beengt zu. Eine Holzhütte und ein Misthaufen benötigen ihren Platz. Das Haus im Hintergrund steht bereits auf der anderen Straßenseite und gehört dem Landwirt Josef Roth (Ringstr. 6).

Standort des Fotografen: 47.883992, 8.343329

Personen vor dem Haus Fürst in der Demetriusstraße, ca. 1938

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Petra Nobs zur Verfügung.

Die Nr. »95« hängt über der Haustür. Ein klarer Fall: Der Eingang gehört zum Haus von Schmiedemeister Otto Fürst in der Demetriusstraße. Freilich hat sich die Hausnummer seitdem geändert, heute handelt es sich um die Nr. »5«. Erbaut wurde das Haus Fürst nach dem verheerenden Großbrand von 1921.

Vor der Haustür stehen sechs Erwachsene und zwei Kinder. Wer erkennt sie?
1.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, Karl Fürst (1932-?), Ursula Fürst (verh. Nobs, 1930-2010), ???
2.Reihe, v.l.n.r.: ???, Johanna Fürst (geb. Biethinger 1907-1955), ???

Standort des Fotografen: 47.884508, 8.344528

Festumzug an Erntedank in der Unteren Hauptstraße, 3. Oktober 1937

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Josef Wölfle zur Verfügung.

Es ist Sonntag, 3. Oktober, der erste Sonntag nach Michaelis. Im gesamten Deutschen Reich wird das Reichserntedankfest gefeiert, seit 1933 einer der höchsten nationalen Feiertage des NS-Staates. An der zentralen Feier am Bückeberg südlich von Hameln nehmen 1937 etwa 1,2 bis 1,3 Millionen Menschen teil.

Ganz so viele Teilnehmende sind beim Festumzug in Löffingen zwar nicht dabei. Aber auch hier wird die Bedeutung der Bauernschaft im Sinne der nationalsozialistischen Blut-und-Boden-Ideologie beschworen. Die Umzugsstrecke in der Unteren Hauptstraße ist mit Hakenkreuzfahnen geschmückt. Voll beladene Heuwagen werden durch das Städtchen gefahren. Im Anschluss an den Festumzug wird die Rede Hitlers öffentlich übertragen.

Standort des Fotografen: 47.883503, 8.343800

Vier Kinder in der Maienlandstraße, ca. 1939

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Paula Veith zur Verfügung.

Vier Kinder stehen in der Maienlandstraße: drei Mädchen in Sommerkleidchen und ein kleiner Junge, der an der Hand gehalten wird. Hinter ihnen sind links und rechts zwei Misthaufen zu erkennen, denn noch betreiben die meisten Anwohner zumindest eine kleine Landwirtschaft. Der Schopf im Hintergrund gehört vermutlich zum Haus Storz (Maienlandstr. 11), das ca. 1985 abgerissen wird.

Wer erkennt die Kinder?
V.l.n.r.: Paula Schweizer (verh. Veith, 1934-2020), [Hanni Sibold?], Franz Schweizer (1938-2015), [Anni Selb?]

Standort des Fotografen: 47.885767, 8.342319

2 Fotos: Mädchen vor einer Haustür in der Maienlandstraße, ca. 1936

Diese Fotos stellte uns dankenswerterweise Paula Veith zur Verfügung.

Ein kleines Mädchen im weißen Kleidchen und mit Schleife im Haar sitzt vor einer Haustür in der Sonne. Die Kleine hält ein Täschchen in den Händen. Hinter ihr liegt ein Teddybär, den sie mit sich herumträgt. Die beiden scheinen unzertrennlich zu sein. Paula Schweizer (verh. Veith, 1934-2020) blickt direkt in die Kamera des Fotografen. Für ein zweites Foto gesellen sich ihre Patentante Josefine Schweizer (verh. Kühn, 1913-1991) und deren Pflegesohn Florian Wendelgaß (1929-1996) mit auf das Bild. Der Junge ist kostümiert. Offenbar ist gerade Fasnacht.

Das kleine Mädchen ist die Tochter von Gipsermeister Franz Schweizer (1899-1971) und dessen Ehefrau Paula geb. Jordan (1904-1980). Geboren am 5. November 1934, wächst sie in ihrem Elternhaus (Maienlandstr. 9) auf. Auf dem Foto sitzt sie aber nicht vor dessen Haustür, sondern vis-à-vis auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Paula Schweizer hat es sich auf der Sandsteintreppe vor dem Haus des Sattlers Viktor Geisinger (1872-1941) bequem gemacht. Die linke Tür führt in den Stall, die rechte Tür, vor der sie sitzt, in den Wohnbereich. Geschnitzte Holzelemente im Jugendstil rahmen die Haustür ein. Das Haus wird nach Geisingers Tod 1941 an den Küfermeister Hermann Diesberger und dessen Ehefrau Mathilde geb. Vogt verkauft.

Standort des Fotografen: 47.885469, 8.342497

Männergruppe vor dem Haus Fürst in der Demetriusstraße, ca. 1935-1940

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Marie-Luise Schlenker zur Verfügung.

Zwölf Männer stehen lachend vor dem Haus Fürst (Demetriusstr. 10). In der letzten Reihe hat ein Mann einen Regenschirm aufgespannt. Doch das nasse Wetter scheint ihrer Stimmung keinen Abbruch zu tun. Sie tragen alle Anzüge, der Mann ganz rechts Knickerbocker. Alle sind mit Orden dekoriert.

1.Reihe, v.l.n.r.: Wilhelm Effinger (1906-1990), Johann Beha (1907-1991, »Fehri Johann«), Emil Schlenker (1907-1999), ??? Vogelbacher, ???, Adolf Sibold (1906-2000)
2.Reihe, v.l.n.r.: Albert Rebholz (1907-1962), ??? Jonner, ???, [Otto Herrenweger (1903-1945)]
3.Reihe, v.l.n.r.:

Standort des Fotografen: 47.884070, 8.343941

Franz Benitz bei seiner Primiz, 7. April 1935

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Marie-Luise Schlenker zur Verfügung.

Nachdem Franz Benitz am 31. März 1935 durch den Freiburger Erzbischof Conrad Gröber zum Priester geweiht wurde, feiert er am 7. April in seiner Heimatgemeinde die Primiz. Er steht vor seinem Elternhaus in der Alenbergstraße. Von hier aus geht es in einer feierlichen Prozession in die katholische Pfarrkirche St. Michael, wo er die Messe zelebrieren wird. Das kleine Mädchen ist vermutlich Elisabeth Benitz (verh. Burger, 1930-2019).

Franz Benitz wurde am 2. April 1908 als Sohn des Weinhändlers Josef Benitz und dessen Ehefrau Anna geb. Glunk geboren. Er wuchs in einer »treukatholischen Familie« auf, wie es nach seinem Tod in einem Nachruf heißt. Nach seiner Priesterweihe ist er als Vikar in Sinzheim (bei Rastatt), Weingarten (bei Karlsruhe), Schwetzingen und Mannheim tätig.

Zur Wehrmacht wird er am 5. Dezember 1940 eingezogen. Drei Jahre befindet sich der Geistliche als Sanitäts-Obergefreiter an der Ostfront in der Sowjetunion. Er zieht sich dabei Fleckfieber zu. Die Krankheit kommt während eines Heimaturlaubs in Löffingen zum Ausbruch. Er wird daraufhin in das Lazarett nach Donaueschingen verlegt, wo er am 30. März 1944 im Alter von nur 36 Jahren stirbt. Seine letzte Ruhe findet er auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde.

Standort des Fotografen: 47.885222, 8.344212

Heuwagen beim Stationenweg, ca. 1930

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Marie-Luise Schlenker zur Verfügung.

Am linken Bildrand ist einer der Stationenaltäre zu erkennen, der die Wallfahrer zur Wallfahrtskirche Witterschneekreuz führt. Der Feldweg im Vordergrund ist die heutige Straße Hinter dem Alenberg. Darauf steht ein voll beladener Heuwagen. Er wird von zwei Ochsen gezogen. Der Bauer und die Bäuerin stehen daneben und lächeln in die Kamera.

V.l.n.r.: 1 ???, 2 Sophie Schlenker (geb. Dreher, 1879-1961)

Standort des Fotografen: 47.889872, 8.342065

Jungmänner vor der Festhalle, 1933

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Luzia Bader zur Verfügung.

Auf der Rückseite des Fotos notiert der katholische Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974): »Jungm[änner] Exerzitien zu Löffingen, Chorwoche 1933, gehalten von Diözesanpräses Zuber v[on] F[rei]b[ur]g, ihm dediziert vom dankb[aren] Pfarramt«. Der Widmungstext richtet sich an Josef Zuber (1897-1969), der Präses des Kolpingvereins in der Erzdiözese Freiburg ist.

Die katholische Jugendbewegung liegt Pfarrer Andris sehr am Herzen, was ihn nach der nationalsozialistischen Machtübernahme in zunehmende Konflikte mit den lokalen Nationalsozialisten bringt. So weigert er sich z. B. den katholischen Sportverband »Deutsche Jugendkraft« (DJK) aufzulösen. Damit stellt er sich gegen den Alleinvertretungsanspruch der Hitlerjugend.

An den Exerzitien, die vermutlich in der Festhalle abgehalten werden, nehmen katholische »Jungmänner« teil, die Mitglied des Kolpingsvereins sind. Die geistlichen Übungen sollen abseits des Alltags zu einer intensiven Besinnung und Begegnung mit Gott führen. Exerzitien werden einzeln oder in Gruppen durchgeführt und können von einigen Stunden oder Tagen bis mehrere Wochen oder Monate dauern.

Ob das Diözesanpräses Zuber gewidmete Foto jemals an ihn ging, ist zweifelhaft. Vermutlich überreichte es Pfarrer Andris stattdessen dem 31-jährigen Karl Bader (1902-1971), der sich in der katholischen Jugendbewegung in der Pfarrgemeinde besonders engagiert. Er, auf dem Foto in der ersten Reihe (1.v.r.) sitzend, wird bei der Vertreibung von Pfarrer Andris am 23. Juni 1934 die Kirchenglocken Sturm läuten und dafür mit Gefängnis und einmonatiger KZ-Haft bestraft.

1.Reihe, v.l.n.r.: 1. Vikar Alfred Heinzler (1898-1973), 2. Pfarrer Guido Andris (1879-1974), 3. Diözesanpräses Josef Zuber, 4. Vikar Friedrich Kornwachs (1907-2001), 5. Karl Bader (1902-1971)
2.Reihe, v.l.n.r.: 6. ??? Fehrenbach, 7. Franz Faller, 8. Franz Kuster (1913-1943), 9. Konrad Bader jr. (1915-1946), 10. ???, 11. Adolf Heizmann, 12. ???, 13. ???, 14. Josef Benz (genannt »Diesebeppi«, 1914-1962), 15. Karl Hall, 16. Hans Guth, 17. ??? Kuster
3.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, ???, ???, ???, ???, ???, 25. ??? Vogelbacher, 26. ???, 27. August Fehrenbach (1906-2000), ???
4.Reihe, v.l.n.r.: 29. August Kienzler, Josef Guth, 35. Hans Rettich (?-1942)
5.Reihe, v.l.n.r.: 44. Franz Benitz (1908-1944), 45. Karl Heizmann, 46. ???, 47. ???, 48. ???, 49. ???, 50. ???, 51. ???, 52. ???, 53. Emil Schlenker (1907-1999), 54. ???, 55. Josef Wölfle, 56. Hermann Schelling (1914-1998), 57. ???, 58. ???

6.Reihe, v.l.n.r.: ??? (59), ??? (60), ??? (61), ??? (62), Hans Strobel (1913-1964, 63)

Außerdem sind zu sehen: Johann Fehrenbach, Anton Heizmann

Standort des Fotografen: 47.882998, 8.347668

Umzug des Luftschutzbundes vor dem »Gebertsaal«, ca. 1935-1939

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elke Moser zur Verfügung.

Noch herrscht kein Krieg. Aber die Bevölkerung wird bereits praktisch und psychologisch auf den Zweiten Weltkrieg und den dabei zu erwartenden Luftkrieg vorbereitet. Diese Aufgabe übernimmt im gesamten Deutschen Reich der Reichsluftschutzbund (RLB), in dem bei Beginn des Krieges 1939 etwa 15 Millionen Mitglieder organisiert sind. Sie sind im luftschutzmäßigen Herrichten von Häusern und Wohnungen, in der Brandbekämpfung, im Gasschutz, in der Ersten Hilfe und im Meldewesen ausgebildet. 

Dass es sich um Mitglieder des Reichsluftschutzbundes handelt, die hier durch die Obere Hauptstraße marschieren und gerade am »Saalbau Gebert« (Obere Hauptstr. 11) vorbeikommen, ist denn auch an ihren Uniformen und ihrer Ausstattung zu erkennen. Die Männer tragen eine graublaue Dienstbekleidung. Das Hohzeitszeichen des RLB ist am linken Ärmel und den Helmen angebracht. Während die Männer Löscheimer präsentieren, führen die Frauen Gasmasken mit sich.

Nachdem Deutschland im Zweiten Weltkrieg ganz Europa in Schutt und Asche legt, wird der Luftkrieg im Frühjahr 1945 schließlich auch Löffingen erreichen.

V.l.n.r.:

Standort des Fotografen: 47.884382, 8.347110