Mailänder Tor und Haus Müller in der Demetriusstraße, ca. 1950-1953

Verlag A. Rebholz / Sammlung Familie Waßmer

Jahrzehntelang war das Haus links vom Mailänder Tor im Besitz der Familie Willmann, bis es 1950 der Mechanikermeister Karl Müller (1913-1971) kaufte. Er richtete darin eine »Mechanische Reparatur Werkstätte« ein. Werktags standen fortan Fahrräder vor dem Laden, die zum Verkauf angeboten wurden. Die Dachgaube wurde Mitte der 1960er Jahre entfernt. 1969 brannte das Gebäude ab.

Im Mittelpunkt des Fotos steht der Wegweiser vor dem Mailänder Tor mit seinen holzgeschnitzten Motiven. Damals führte die Bundesstraße 31 von Freiburg nach Donaueschingen noch mitten durch das Städtchen.

Standort des Fotografen: 47.883714, 8.344191

Unterer Rathausplatz, Ausschnitt, 1906

Verlag Theodor Mayer, Löffingen / Gebrüder Metz, Tübingen
Sammlung Familie Waßmer / Stadtarchiv

Durch den niederen Torbogen des alten Mailänder Tores fällt der Blick auf die »Partie am Rathaus«. Das schräg gegenüber stehende Eckhaus von Kaufmann Cölestin Schmutz ist noch ein typisches Ackerbürgerhaus mit kleinem Laden. Es brennt am 11. Dezember 1909 bis auf die Grundmauern ab.

In der Platzmitte steht noch ein alter Laufbrunnen, der 1912 durch den Demetriusbrunnen ersetzt wird. Menschen flanieren über den unteren Rathausplatz, eine Pferdekutsche fährt in Richtung der heutigen Unteren Hauptstraße.

Die Darstellung der Menschen und der Kutsche ist keine realistische Wiedergabe. Der Postkartenverlag Gebrüder Metz, der diese Ansichtskarte herstellte, machte von der Möglichkeit der Retusche und Collage intensiven Gebrauch. Die Ansichten wurden zumeist künstlerisch bearbeitet, verfremdet und ästhetisiert.

Das Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.

Standort des Fotografen: 47.883986, 8.343695

Trachtengruppe am Demetriusbrunnen, ca. 1935

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Karl-Heinz Guderian zur Verfügung.

Mitglieder der Trachtengruppe gruppieren sich vor dem 1912 errichteten Demetriusbrunnen. Der Brunnen gilt als Schmuckstück, das Mailänder Tor mit seinem Torbogen und dem Staffelgiebel als ideale Kulisse, um Verbundenheit zum Baarstädtchen und zur Heimat auszudrücken. Das Foto wird als Ansichtskarte verbreitet und trägt den Titel »Schwarzwaldtrachten«.

V.l.n.r.: 1 Johann Laufer (1888-1951), 2 Alma Egle, 3 Hermann Ganter (1895-1957), 4 Maria Faller (geb. Selb, 1919-1967), 5 Helene Häusler (verh. Krauß, 1912-2006)

Den Entwurf für den Brunnen fertigte der Architekt Franz Geiges aus Freiburg. Der Löffinger Steinhauer August Uhrig (1855-1935), gebürtig aus Ottersdorf bei Rastatt, schuf aus rotem Sandstein den Brunnentrog und die verzierte Säule. Die Bronzefigur des Demetrius wurde von dem Bildhauer Wilhelm Sauer aus Karlsruhe gestaltet. Bei einem Fliegerangriff im Frühjahr 1945 wird der Brunnen zerstört. Die Brunnenfigur bleibt aber unbeschädigt. Sie krönt seit 1954 den neuen Demetriusbrunnen.

Standort des Fotografen: 47.883840, 8.343703

Tiere am Demetriusbrunnen, ca. 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hedwig Selb zur Verfügung.

Das Bild mit den beiden Kühen und dem Kälbchen am Brunnen ist gestellt. Üblicherweise werden die Tiere dorthin zur Tränke getrieben. Der junge Mann aber trägt Anzug, Krawatte, ein weißes Hemd und gewienerte Schuhe. Wer weiß, wie der junge Mann heißt?

Im Hintergrund ist das Haus von Flaschnermeister Ferdinand Willmann (Demetriusstr. 13), das 1923 erbaute Mailänder Tor und das Haus von Wilhelm Werne (Demetriusstr. 11) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883726, 8.343751

Unterer Rathausplatz mit Mailänder Tor, ca. 1950

Verlag A. Rebholz

In den Kriegsjahren während der NS-Zeit wurde der Platz um das Kriegerdenkmal von 1870/71 umgestaltet. Das schmiedeeiserne Gitter, das das Denkmal urprünglich umrahmt hatte, wurde entfernt, da es für die Kriegsindustrie eingeschmolzen werden sollte. Statt dessen wurde ein kleiner Ehrenhain um das Denkmal angelegt.

Diese Ansicht datiert bereits aus der Nachkriegszeit: Die Dacheindeckung des Mailänder Tores zeigt deutlich die reparierten Spuren der Kriegsschäden. Der im Krieg zerstörte alte Demetriusbrunnen fehlt auf dem Foto. Erst 1954 wird der neue Demetriusbrunnen errichtet und den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges gewidmet.

Bei den Häusern im Hintergrund handelt es sich von links um die Metzgerei Werne (Demetriusstr. 15), die 1955 von dem Metzgermeister Willy Butsch aus Furtwangen übernommen wird. Daneben steht das Haus von Korbmacher August Egle und seiner Ehefrau Klara geb. Wintermantel, die eine Modegeschäft betreibt (Demetriusstr. 14). Das Nachbarhaus gehört ab 1950 dem Mechanikermeister Karl Müller (Demetriusstr. 13). Neben dem Mailänder Tor steht das Haus von Metzger Wilhelm Werne (Demetriusstr. 11).

Standort des Fotografen: 47.883714, 8.344191

Unterer Rathausplatz mit Mailänder Tor, ca. 1930-1939

Verlag A. Rebholz / Stadtarchiv / Sammlung Familie Waßmer

Nach dem Wiederaufbau des Städtchens infolge des Großbrandes von 1921 hat der Untere Rathausplatz für viele Jahre dieses Aussehen. Der Platz um das Kriegerdenkmal 1870/71 im Vordergrund erfährt im Laufe der Jahrzehnte allerdings verschiedene Umgestaltungen. Ursprünglich ist er mit Koniferen bepflanzt und das Denkmal von einem schmiedeeisernen Gitter umrahmt, das im Zweiten Weltkrieg demontiert und für Zwecke der Rüstungsindustrie eingeschmolzen wird.

Diese Ansicht datiert aus den 1930er Jahren, da am Mailänder Tor bereits die Gedenktafeln mit den Namen der Kriegsgefallenen des Ersten Weltkrieges angebracht sind. Beim Demetriusbrunnen auf dem Platz handelt es sich noch um den alten Brunnen, der bei einem Fliegerangriff 1945 zerstört wird.

Standort des Fotografen: 47.883714, 8.344191

Einweihung des Gefallenendenkmals am Mailänder Tor, 15. Juni 1930

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Franz Scholz zur Verfügung.

Mehr als ein Jahrzehnt nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden am Mailänder Tor zwei Gedenktafeln zum Gedenken an die Kriegsgefallenen eingeweiht. Zum Denkmal gehören auch die Madonna mit Jesuskind über dem Torbogen und das Glöckchen in der Turmspitze.

Das Denkmal wurde von Architekt Carl Anton Meckel (1875-1938) aus Freiburg entworfen und durch den Villinger Bildhauer Robert Neukum (1892-1971) ausgeführt. Da die Denkmalsweihe am selben Tag wie die Verbandstagung des Feldberg-Kriegergaues in der Festhalle stattfand, nahmen viele Kriegervereine und sogar Offiziere und Mannschaften der Reichswehr daran teil.

Standort des Fotografen: 47.883671, 8.344014

2 Fotos: 40-jähriges Stiftungsfest des Militärvereins am Kriegerdenkmal, 7. Juni 1914

Diese Fotos stellte dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieg feiert der 1874 gegründete Militärverein sein 40. Stiftungsfest. Nach dem Festgottesdienst werden am Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Kriegsteilnehmer 1870/71 Kränze niedergelegt und verschiedene Ansprachen gehalten.

Am Nachmittag folgt ein Festumzug durch das patriotisch geschmückte und beflaggte Städtchen. Auf dem unteren Rathausplatz hat sich eine große Menschenmenge versammelt. Man steht dicht an dicht. Der Mode der Zeit entsprechend tragen fast alle Menschen eine Kopfbedeckung: Man sieht Herrenhüte und Damenhüte, aber auch Feuerwehrhelme ragen aus der Menge heraus. Bei den Behelmten im Vordergrund scheint es sich um eine Musikkapelle zu handeln, denn es sich einzelne Musikinstrumente zu erkennen.

Ganz links ist der 1912 geschaffene Demetriusbrunnen zu sehen, dessen Brunnensäule mit einer Girlande geschmückt ist. Auch die Häuser der Demetriusstraße und das Mailänder Tor sind mit Tannenreisig dekoriert. Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch nicht umgebaut: Im Erdgeschoss befindet sich noch kein Ladengeschäft, sondern der Ökonomiebereich, wie am Scheunentor zu erkennen ist. Vor dem Rathaus sind Fahnenmasten aufgebaut, an denen zwei badische Fahnen in den Farben gelb-rot-gelb und zwei Nationalfahnen in den Farben schwarz-weiß-rot wehen.

Standort des Fotografen: 47.883705, 8.344105

Unterer Rathausplatz, ca. 1950-1954

Verlag A. Rebholz

Zu den am häufigsten fotografierten Stadtansichten zählt der untere Rathausplatz mit dem Rathaus, dem Mailänder Tor und den nach dem Großbrand 1921 mit Staffelgiebeln errichteten, eng aneinander gereihten Gebäuden in der Demetriusstraße. Ansichtskarten mit dieser Perspektive in aller Variationen sind auch deshalb so populär, weil das Gebäudeensemble historisch-mittelalterlich anmutet.

Der historische Wert einer Fotografie bestimmt sich aber manchmal nicht ausschließlich durch das, was man sieht, sondern auch durch das, was man nicht sieht. In dieser Ansichtskarte vom Anfang der 1950er Jahre sticht die Leere auf dem Platz ins Auge. Der alte Demetriusbrunnen wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch einen Bombentreffer zerstört. Der neue Brunnen wird erst 1954 errichtet und fehlt noch auf dem Foto.

Hinter dem Kriegerdenkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ist die Stadtwaage zu erkennen.

Das Foto findet als Ansichtskarte Verbreitung. Der Verlag A. Rebholz hatte die Ansicht retuschiert und einen dramatischen Wolkenhimmel dazu gemalt.

Standort des Fotografen: 47.883695, 8.343479

Unterer Rathausplatz mit Demetriusbrunnen, ca. 1912/13

Verlag A. Rebholz
Dieses Foto stellte dankenswerterweise Theo Walz zur Verfügung.

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg entsteht diese Aufnahme des unteren Rathausplatzes. Sie ist die älteste überlieferte Fotografie dieses Straßenzuges und zeigt die Gebäude, bevor in den folgenden Jahren starke bauliche Veränderungen stattfinden. Die Häuser werden umgebaut, abgerissen oder brennen ab, der Platz und die Straßenfläche werden gepflastert und geteert.

Das alte Mailänder Tor (Demetriusstr. 12) stammt aus dem Jahre 1580. Streng genommen ist es ein Wohnhaus mit Tordurchfahrt. In dem Haus wohnen die Geschwister Brugger: Der Landwirt Ernst Brugger (1884-1917), der im Ersten Weltkrieg in der Schlacht bei Arras 1917 fällt, und der Pflästerer Wilhelm Brugger (1887-1955) sowie die zwei Schwestern Mathilde Brugger und Johanna Brugger. Der Bruder Joseph Brugger (1883-1970) hatte als einziger geheiratet und ist 1925 in die USA ausgewandert. Nach dem Großbrand 1921 wird das Mailänder Tor abgerissen und durch ein größeres Torgebäude ersetzt.

Das Nebengebäude (Demetriusstr. 13) gehört Flaschnermeister Ferdinand Willmann (1849-1928). Es verfügt über ein kleines Schaufenster und eine Dachgaube mit Lastenaufzug. Das Gebäude brennt viele Jahre später 1970 ab. An seiner Stelle entsteht daraufhin ein Neubau der Bezirkssparkasse Neustadt.

Das Haus Egle (Demetriusstr. 14) ist noch ein landwirtschaftliches Gebäude, dessen großes Scheunentor ins Auge sticht. Der Zugang zu der kleinen Wohnung befindet sich seitlich. 1918 baut der Korbmacher August Egle (1886-1946) das Gebäude zu einem Ladengeschäft um, in dem seine Frau Klara geb. Wintermantel (1889-1964) Damenmode verkauft.

Die Fassade des Gebäudes auf der linken Seite (Demetriusstr. 15) ist bis heute weitgehend unverändert geblieben. Bis 1913 betreibt darin der Kaufmann Heinrich Walz (?-1960) ein Geschäft, auf das er mit großer Werbereklame hinweist.

Der Anlass für die Aufnahme dieses Bildes ist vermutlich der neue Brunnen in der Mitte des Platzes: Der 1912 geschaffene, schmuckvolle Demetriusbrunnen ersetzt einen einfachen Laufbrunnen. Auch er dient vor allem als Viehtränke, avanciert aber im Laufe der Zeit auch zu einem beliebten Fotomotiv. Er wird 1945 durch einen Bombentreffer zerstört und 1954 durch einen neuen Brunnen ersetzt.

Neben der Kuh, die am Brunnen trinkt, ist eine Gaslaterne zu erkennen. Die Elektrifizierung erfolgt in Löffingen erst einige Jahre später während des Ersten Weltkrieges.

Standort des Fotografen: 47.883802, 8.343881