Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Hermann Egle, Beate und Franz Hofmeier, Dorothea und Michael Kasprowicz sowie Johanna und Walter Nägele zur Verfügung.
Von einem Fenster im Rathaus wird dieses Foto aufgenommen. Von hier oben bietet sich der beste Blick auf den Rathausplatz und den Festumzug anlässlich des Schwarzwaldgau-Sängerbundesfest. Etwa 4.000 bis 5.000 Teilnehmer reihen sich in den Zug ein. Eine Gruppe Radfahrer, die dem Radfahrerverein angehören, eröffnen den Zug. Es folgen der Turnerbund und der Fußballclub. Die Turner tragen ihre weiße Sportkleidung. Schaulustige stehen links und rechts der Wegstrecke. Am rechten Bildrand ist das Gasthaus »Ochsen« zu sehen. Vor dem Wirtshaus sind Bierbänke aufgebaut, um die angereisten Gäste bewirten zu können.
Die Feierlichkeiten begannen bereits am Vorabend mit einem Festbankett, zu dem sich rund 2.000 Teilnehmer einfanden. Am Vormittag folgte dann ein Preiswettsingen und anschließendes Konzert. Zum Abschluss des Festes findet nun ein Festumzug durch das geschmückte Städtchen statt.
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Georg Willmann zur Verfügung.
Der obere Rathausplatz ist voller Schaulustiger, als an Fasnacht 1938 der Dreiakter »Die rote Fasnacht« auf der Bühne dargeboten wird. In dem Stück geht es um das Jahr 1525, den Höhepunkt im Deutschen Bauernkrieg. Die Darbietung beginnt mit der Huldigung der Löffinger Bevölkerung an den Grafen von Fürstenberg. 14 Gruppen, darunter die »Stadtknechte« und die »Zünfte der Stadt« haben sich auf dem Rathausplatz versammelt, als plötzlich die Kunde vom Vordringen der aufständischen Bauern die Runde macht. Die versammelten Gruppen stoben auseinander. Mit dem Einzug des Bauernhaufens im Städtchen endet schließlich der erste Akt.
In den Fenstern der Gasthäuser »Ochsen« und »Löwen« sind zahlreiche Menschen zu erkennen, die einen Blick auf das Spektakel zu ergattern versuchen.
Die Volksabstimmung über den »Anschluss« Österreichs endet auch in Löffingen mit einer übergroßen Mehrheit für Hitler: Unter den 888 abgegebenen Stimmen sind 873 Ja-Stimmen (98,3 %), 13 Nein-Stimmen (1,5 %) und 2 ungültige Stimmen (0,2 %). Am Abend versammeln sich die lokalen Nationalsozialisten nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Rathausplatz zu einer Kundgebung. Im Fackelschein stehen sie im Halbkreis. Die Fassade des Rathauses ist mit Hakenkreuzfahnen geschmückt, in den Fenstern im Erdgeschoss hängen Propagandaplakte mit einem Porträt Hitlers. Seine Popularität erreicht in dieser Zeit im Deutschen Reich einen Höhepunkt.
Verlag A. Rebholz Diese Fotos stellten dankenswerterweise Inge Benitz und Rita Willmann zur Verfügung.
Nach dem Großbrand am 28. Juli 1921, bei dem 36 Häuser in Löffingen zerstört wurden, traf am 31. Juli der Innenminister des Landes Baden, Adam Remmele (1877-1951) ein. Er wollte sich ein Bild von dem Ausmaß der Katastrophe machen. Mittlerweile war ein Kontingent der Reichswehr und eine Hundertschaft der Polizei eingetroffen, um die Aufräumarbeiten durchzuführen. Zum Abschluss der Arbeiten kommt Remmele am Samstag, den 17. September 1921 ein zweites Mal nach Löffingen, um der Hundertschaft für ihren Einsatz zu danken.
Auf den beiden Bildern schreitet der Innenminister die Front der angetretenen Polizisten ab. In gebührendem Abstand stehen einige Erwachsene und Kinder. Vor allem letztere sind sicherlich fasziniert von dem besonderen Ereignis eines Ministerbesuchs. Die meisten Löffinger haben aber vermutlich Wichtigeres zu tun, als nach einem Minister Ausschau zu halten.
Links im Bild steht vor dem Gasthaus »Löwe« ein Bierlaster der Brauerei Rothaus.
Hohen Besuch bekommt das Baarstädtchen am 30. August 1894: Der badische Großherzog Friedrich I. (Bildmitte, mit Pickelhaube und hellem Mantel) kommt nach Löffingen, um das Manöver einer gemischten Kavalleriedivision zu besuchen. Böllerschüsse kündigen am Morgen seine Ankunft an. Honoratioren Löffingens und der umliegenden Gemeinden sowie die Feuerwehr begrüßen »Seine Königliche Hoheit« auf dem oberen Rathausplatz.
Die Gebäude, wie hier das Gasthaus »Ochsen« (Rathausplatz 12) und das Haus von Kaufmann Wilhelm Kohler (Rathausplatz 13), sind »vaterländisch beflaggt. Auf dem Foto ist zu erkennen, dass auch einige Frauen in den hinteren Reihen angetreten sind. Ein paar neugierige Jungen drängen rechts ins Bild, um das seltene Schauspiel zu sehen.
Verlag J. A. Binder Nachfolger, Bonndorf Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Gertrud Geisinger zur Verfügung.
August Limb schreibt diese lithografische Ansichtskarte offenbar an seinen Bruder Julius Limb. Abgebildet sind auf der Mehrbildkarte drei Ansichten des Städtchens.
Über die gesamte Breite der Karte erstreckt sich im oberen Teil eine Gesamtansicht, wie sie sich dem Betrachter vom Gewann »Im kleinen Brühl« aus darbietet. Zu sehen ist die katholische Pfarrkirche St. Michael und die Häuser in der Altstadt sowie im Maienland und auf dem Alenberg. Im Vordergrund ist die Bahnlinie zu sehen, auf der eine Eisenbahn fährt, obwohl die Strecke erst 1901 in Betrieb genommen wird. Auch das Bahnhofsgebäude ist zu erkennen.
In einem runden Passpartout ist darunter der obere Rathausplatz abgebildet. Zu sehen sind das Rathaus und die drei Gasthäuser »Sonne« (Rathausplatz 9-10), »Löwe« (Rathausplatz 11) und »Ochsen« (Rathausplatz 12). Über den Platz fahren gerade eine Pferdekutsche und ein Fahrradfahrer.
In dem rechteckigen Passpartout daneben ist das neu geschaffene Kriegerdenkmal zu sehen. Es wurde 1894 zum Gedenken an die Soldaten des deutsch-französischen Krieges 1870/71 eingeweiht. Die lithografische Darstellung ist in idealisierter Form wiedergegeben: Das Denkmal erscheint größer als in Wirklichkeit und es scheint frei in einer Grünanlage zu stehen.
In der Mitte der Ansichtskarte ist der Schriftzug »Gruss aus Löffingen« zu lesen, von Blumen eingerahmt.
Verlag R. Märklin, Freiburg / Sammlung Familie Waßmer
Drei Ansichten sind auf dieser Mehrbildkarte von 1906 zu sehen. Oben ist eine »Gesamtansicht« des Städtchens vom Gewann »Breiten« aus abgebildet. Am linken Bildrand ist das 1905 eröffnete Großherzogliche Forsthaus in der Rötenbacher Straße zu erkennen. Auf dem Alenberg stehen noch die Häuser, die einige Jahre später dem Großbrand 1921 zum Opfer fallen und eingeäschert werden.
Links unten ist das Gasthaus »zum Ochsen« am oberen Rathausplatz zu sehen (siehe Ausschnitt). Nach dem Tod des »Ochsen«-Wirtes Martin Gromann (1866-1905) wird die Wirtschaft von seiner Witwe Josefa geb. Sibold (1863-1937) weiterbetrieben.
Rechts unten ist die 1898 geweihte »Wallfahrtskirche Witterschnee« abgebildet. Vermutlich richtete sich die Ansichtskarte auch und vor allem an Pilger, die nach Löffingen kamen, und einen Gruss nach Hause versenden wollten.
Verlag R. Märklin, Freiburg / Sammlung Familie Waßmer
Im Jahr 1906 wird dieses Foto vom Gasthaus »zum Ochsen« aufgenommen. Nur ein Jahr zuvor war der »Ochsen«-Wirt Martin Gromann (1866-1905) im Alter von nur 39 Jahren verstorben.
Martin Gromann, 1866 als Sohn des Schumachers Fidel Gromann geboren, wuchs in der heutigen Demetriusstraße auf. Er war eigentlich Friseur. 1891 heiratete er Josefa geb. Sibold (1863-1937), die aus Seppenhofen stammte. 1898 erwarben die beiden den »Ochsen« am oberen Rathausplatz und betrieben zusammen die Gastwirtschaft im ersten Stock. Den Kellerraum im Erdgeschoss baute Martin Gromann zu einer Barbierstube aus. Ob die Werbetafel an der Hausfassade Reklame für sein Friseurgeschäft oder für die Gastwirtschaft macht, ist leider nicht zu entziffern.
Im Feuerversicherungsbuch von 1898 wird das Anwesen als dreistöckiges Wohnhaus mit Wirtschaftsgebäude, Gewölbe- und Balkenkeller, Scheuer und Stallung beschrieben. 1924 wird ein zweistöckiges Abortgebäude ergänzt.
Dieses Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.
Verlag Emil Rosenstiel, Löffingen / Sammlung Familie Waßmer
Auf dieser Mehrbildkarte, die nach der Jahrhundertwende gedruckt wird, sind gleich sieben Einzelbilder zu sehen. Sie sind in rechteckige, ovale oder runde Passpartouts gefasst. Abgebildet sind verschiedene öffentliche Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten, auf die man in Löffingen zu dieser Zeit stolz ist.
Oben link ist der untere Rathausplatz mit dem »Schulhaus« (Rathausplatz 1) zu sehen. Interessant dabei ist, dass das stattliche Gebäude weder als Rathaus noch als Kaufhaus bezeichnet wird, obwohl es seit seiner Erbauung 1831 alle drei Funktionen unter einem Dach vereinte. Der Blick auf das Rathaus hat Seltenheitswert: Im Vordergrund fehlt das Haus Schmutz (Rathausplatz 6), das bei einem Feuer 1909 zerstört wurde. Der Wiederaufbau hat zwar begonnen und die Bauarbeiten sind im Gange, aber noch ist der Blick frei auf das Rathausgebäude und die anderen Häuser am Platz. Sie werden beim Großbrand 1921 zerstört werden.
Oben mittig ist der 1901 eröffnete Bahnhof zu sehen, schließlich ist es eine große Errungenschaft, dass das Städtchen an die Eisenbahn angeschlossen ist. Die Ansichtspostkarte richtet sich wohl auch an potentielle Wallfahrer zum Witterschneekreuz, die mit einem Blick ersehen können, dass man nach Löffingen bequem reisen kann.
Oben rechts ist – quasi als Pendant zum ersten Bild – der obere Rathausplatz zu sehen, der als »Marktplatz« bezeichnet wird. Jahrhundertelang wurde hier der Kornmarkt abgehalten. Doch mit der Eröffnung der Bahnlinie 1901 war der Niedergang endgültig besiegelt. 1904 wurde er ganz eingestellt. Zu sehen sind die beiden Gasthäuser »zum Löwen« (Rathausplatz 11) und »zum Ochsen« (Rathausplatz 12). Aber die besondere Aufmerksamkeit des Fotografen galt wohl dem Neubau auf der anderen Seite des Platzes: Der »Stadtbau« mit der Gewerbeschule (Demetriusstr. 1) wurde 1909 erbaut. Das Vorgängergebäude und der gesamte Straßenzug waren bei einem Großbrand 1907 eingeäschert worden.
Unten links ist das »Krankenhaus« (Seppenhofer Str. 7) abgebildet, das in den Jahren 1890/91 erbaut wurde. Das kleine Haus daneben ist das alte Spital, in dem ursprünglich 1871 das Krankenhaus eröffnet wurde. 1955 wird es bei der Erweiterung des Krankenhausgebäudes schließlich abgerissen.
In der Kartenmitte unten sind zwei Ansichten des Witterschneekreuzes zu sehen: Die alte, holzverschindelte »Schneekreuz-Capelle« und die in den 1890er Jahren erbaute neuromanische »Wallfahrtskirche«.
Unten rechts ist eine junge Frau in Tracht zu sehen. Inwiefern die Frau einen Bezug zu Löffingen hat oder ob das Porträt aus rein dekorativen Gründen in die Mehrbildkarte montiert wurde, muss offen bleiben.
Wo sich heute meist eine Blechlawine durch das Städtchen zieht und Autos parken, herrscht auf diesem Foto Leere. Ein Mann steht mitten auf der Straße, die noch nicht asphaltiert ist. Vor dem Gasthaus »Ochsen« scheinen ein paar Menschen zu sein. Der Platz dient noch nicht als Parkplatz, sondern als »Marktplatz«, wie auch der Titel der Ansichtskarte lautet. Buntes Markttreiben ist allerdings seit der Jahrhundertwende selten geworden. 1904 ist der Kornmarkt ganz eingestellt worden.
Rechts sind die Gasthäuser »Löwen« und »Ochsen« zu sehen. Der »Löwen« gehört dem aus Grafenhausen stammenden Gastwirt Vinzenz Jäger (1852-1930), der mit Adelheid geb. Rogg verheiratet ist. Der »Ochsen« wird seit dem Tod von Gastwirt Martin Gromann (1866-1905) von seiner Witwe Josefa Gromann geb. Sibold (1863-1937) betrieben. Der Platz findet oben rechts seinen Abschluss in dem Haus von Kaufmann Wilhelm Vogt (1880-1964), der es 1906 erworben hat. Deutlich ist das Schaufenster zu sehen. Vogt, in Bonndorf geboren, ist mit Elisabeth Vogt geb. Martin (1877-1959) aus Hondingen bei Blumberg verheiratet.
Dominiert wird der obere Rathausplatz von einem dreistöckigen Neubau auf der linken Seite. Nach dem Brand von 1907 erwarb die Stadtgemeinde den Brandplatz von Handelsmann Heinrich Wertheimer. Sie errichtete darauf die »Industrie- und Gewerbeschule«. Das Gebäude wurde mehrere Meter zurückgesetzt und so eine breitere Durchfahrt für den Verkehr geschaffen. Das Gebäude verfügt über eine repräsentative Freitreppe und einen Erker zum Platz hin.
Diese Ansichtskarte wird am 21. Februar 1911 von Löffingen nach Göschweiler versendet. Adressiert ist sie an »Fräulein Josephina Effinger«. Sie enthält Glückwünsche zu ihrem Geburtstag.
In der Zeitschrift »Badische Heimat« erschien 1921 ein neunseitiger Artikel über Löffingen, der mit 28 Ansichten des Städtchens illustriert war. Anlass für den Bericht war offenbar der Großbrand von 1921. Die Zeitschrift wurde von dem 1909 gegründeten »Landesverein Badische Heimat e.V.« herausgegeben. Der Artikel wurde von seinem Schriftleiter, Max Wingenroth (1872-1922) verfasst, der Kunsthistoriker und Leiter der Städtischen Sammlungen in Freiburg war. Der Artikel führt seine Leser in Form eines Rundgangs durch das Städtchen.
Das Foto Nr. 13 ist mit »Oberer Platz, Ostseite, Gasthäuser zum Löwen und Ochsen« betitelt. Zu sehen ist der obere Rathausplatz mit dem Rathausbrunnen im Vordergrund und den beiden Gasthäusern »zum Löwen« und »zum Ochsen«.
Nachdem Wingenroth die Fassadengestaltung am früheren Fürstenbergischen Amtshaus (Rathausplatz 2/3) kritisiert hat, fährt er fort und beschreibt die Ansicht mit den Worten: »Besser ist die andere Seite des Platzes weggekommen, mag auch augenblicklich der Zwischenbau zwischen den Gathäusern zum Löwen und zum Ochsen etwas stören: die Zeit wird durch Verwischung des neuen Anstriches das Ihrige tun. Doch sind all die gerügten nur leise Fehler, gegen das, was anderswo gesündigt wurde.«