Narrengruppe in der Demetriusstraße, Fasnacht 1925

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

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Die Fasnacht dient traditionell auch dazu, innerhalb der närrischen Tage gegen die herrschende Ordnung zu rebellieren und sich über die Obrigkeit lustig zu machen. Häufig legen sich die Närrinnen und Narren jedoch nicht etwa mit den Mächtigen aus Staat, Gesellschaft und Kirche an, um sie zu karikieren, sondern sie machen sich über Minderheiten und Randgruppen lustig. Teilweise ist die Darstellung der »Anderen« und »Fremden« sogar gehässig.

Hier ist eine Narrengruppe zu sehen, die hinter der Werkstatt des Buchbinders Anton Rebholz in der Demetriusstraße steht. Die Narren sind komplett schwarz gekleidet und geschminkt, einer trägt sogar eine schwarze Perücke auf dem Kopf. Über ihren schwarzen Kostümen tragen sie stilisierte Baströckchen und haben sich Ketten umgehängt. In den Händen halten sie Speere. Einige sind auch mit Messern bewaffnet.

Natürlich sind diese Narren, die sich als unzivilisierte Schwarze präsentieren, »Kinder ihrer Zeit«. Wie sehr die Zeit Mitte der 1920er Jahre noch von kolonialrassistischen Vorstellungen geprägt ist, lässt sich an diesem Gruppenfoto deutlich erkennen.

Standort des Fotografen: 47.884230, 8.344436

Trachtengruppe auf dem unteren Rathausplatz, ca. 1965

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Erika Fritsche zur Verfügung.

Mitte der 1960er Jahre erfreut sich die Trachtengruppe großen Zuspruches. Aus ursprünglich vier Tanzpaaren sind mittlerweile neun geworden. Hinzu kommen die Kinder, die in der Kindertrachtengruppe organisiert sind. Die Heimatabende, die bislang in verschiedenen Gasthäusern veranstaltet wurden, werden 1964 aus Platzgründen in die Festhalle verlegt. Als Eintrittskarte wird diese Ansichtskarte gedruckt, auf der die Mitglieder der Trachtengruppe auf dem unteren Rathausplatz posieren.

Zu sehen sind links das Mailänder Tor und die angrenzenden Häuser der Demetriusstraße. Am Nachbarhaus (Demetriusstr. 11) ist über dem Schaufenster ein Schild angebracht, auf dem »Resteverkauf E. Unger« zu lesen ist. Rechts wird das Foto vom Café Fuß (Rathausplatz 5) begrenzt.

Standort des Fotografen: 47.883821, 8.343885

Rückseite vom Haus Limb mit viel Schnee, ca. 1943

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hermann Egle zur Verfügung.

Eine Winteridylle bietet sich den beiden Frauen in der Demetriusstraße hinter dem Haus Limb (Untere Hauptstr. 4) dar. Sie stehen inmitten der Schneeberge und schauen zu den schneebehangenen Ästen und Zweigen des Baumes empor. Es handelt sich vermutlich um Limbs Tochter Gertrud Limb (verh. Geisinger, 1923-2011) und ihre Freundin Else Ganter (verh. Egle, 1923-2011).

An der Hintertür zum Haus von Friseurmeister Julius Limb hängen verschiedene Werbeschilder, die für Seifenpulver der Firma Dr. Thompson und für Emailleschilder werben.

Standort des Fotografen: 47.883508, 8.343510

Unterer Rathausplatz im Winter mit Radfahrer, ca. 1953

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Der Buchbinder Albert Rebholz (1907-1962) ist auf der Suche nach schönen Ansichtskartenmotiven. Er zieht deshalb mit seinem Fotoapparat los und fotografiert an einem sonnigen Wintertag das Städtchen. Natürlich darf in der Fotoserie keine Ansicht des unteren Rathausplatzes fehlen.

In der Mitte ist das Mailänder Tor zu sehen, halb verdeckt durch das Kriegerdenkmal. Zu seiner Linken stehen das Haus von Mechanikermeister Karl Müller (Demetriusstr. 13) und das Modewaregeschäft Egle (Demetriusstr. 14). Zu seiner Rechten grenzt das Haus von Metzger Wilhelm Werne (Demetriusstr. 11) an. Der Schnee auf den Dächern schmilzt im Sonnenlicht dahin. Die weiße Pracht wird wohl nur von kurzer Dauer sein. Damit die Ansicht belebt ist, löst Albert Rebholz in dem Moment aus, als ein Junge auf seinem Fahrrad vorüberfahrt.

Standort des Fotografen: 47.883672, 8.344196

Zwei Frauen am Demetriusbrunnen, ca. 1939

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Hans-Martin Konhäuser zur Verfügung.

Die Hakenkreuz-Fahne, die am Mailänder Tor im Wind weht, verrät, dass das Foto in der NS-Zeit aufgenommen wird und raubt dem Bild seine Harmlosigkeit. Zwei junge Frauen sitzen auf dem Beckenrand des 1912 geschaffenen und 1945 zerstörten Demetriusbrunnens. Sie lächeln in die Kamera. Links sitzt die Modistin Rosalie Egle (verh. Konhäuser, 1917-2014) und rechts ???. Ein schöner Schnappschuss – wäre da nicht die Fahne.

So aber steht das Foto auch für den schönen Schein der NS-Diktatur. Die Verfolgung von politischen Gegnern und Minderheiten ist auf dem Foto genauso wenig zu sehen, wie die Aufrüstung zum Krieg.

Standort des Fotografen: 47.883725, 8.343748

Unterer Rathausplatz mit viel Schnee, 1979

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Der Schnee auf dem unteren Rathausplatz türmt sich in die Höhe. Neben dem Demetriusbrunnen ragt ein riesiger Haufen empor und man ist fast versucht, zu glauben, dass sich darunter ein geparktes Auto befinden könnte. Die Sonne scheint und strahlt das Mailänder Tor und die angrenzenden Häuser in der Demetriusstraße mit ihren Staffelgiebeln an. Im Vordergrund sind das Haus »Mode-Egle« (Demetriusstr. 14) und die »Sparkasse« (Demetriusstr. 13) zu sehen. Zwei Kinder spielen davor im Schnee.

Standort des Fotografen: 47.883764, 8.343642

Junge mit Kaninchen und Hund, ca. 1910

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Vorhang auf! Zur Vorführung des großen Zauberers! Oder besser: des kleinen Zauberers! Denn ein Junge steht hinter dem Haus neben einem kleinen Tischchen, über das eine Tischdecke mit Jugendstil-Stickerei geworfen wurde. Darauf befindet sicht ein halbes Dutzend Kaninchen – die wohl ausgestopft sind und deshalb so reglos da sitzen. Oder hat der kleine Junge sie gerade herbeigezaubert? Vermutlich handelt es sich bei dem Jungen um Albert Rebholz (1907-1962). Er ist chic gekleidet und trägt ein Hemd mit Spitzenkragen.

Neben dem Tischchen hockt ein Hund, eine deutsche Dogge, die an die Kette gelegt ist. Sie wirkt neben den Kaninchen und dem kleinen Jungen geradezu riesig. Das Foto wird vermutlich in der Demetriusstraße hinter dem Postamt (Rathausplatz 3) aufgenommen. Darauf deutet der Verputz der Fassade mit dem abgesetzten Sockel hin.

Standort des Fotografen: 47.884246, 8.344547

Vier Närrinnen in Tracht, Fasnacht 1914

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Das Foto ist eindeutig auf das Jahr »1914« datiert, obgleich in diesem Jahr offiziell keine Fasnacht stattfindet. Eingefleischte Narren – und Närrinnen – lassen es sich gleichwohl nicht nehmen, sich zu kostümieren. Insofern kann die Datierung stimmen.

Vier Frauen stehen in Trachtendirndl da und lassen sich vermutlich von dem Buchbinder und Fotografen Anton Rebholz fotografieren. Dessen Laden befindet sich am oberen Rathausplatz und reicht rückseitig zur Demetriusstraße. Gut möglich, dass dort das Foto aufgenommen wird. Auf der unbefestigten Straße liegen Schneereste.

Drei Jahre zuvor, an Fasnacht 1911, waren auch schon Frauen in Trachtendirndl unterwegs. Damals lautete das Motto: »Münchner Oktoberfest«. Die Kostüme unterschieden sich aber hinsichtlich der Schnürung, Blusen, Röcke und Schürzen.

V.l.n.r.: ??? (Jahrgang 1895/96), Anna Beha verh. Hasenfratz (1896-?), ???, ???

Standort des Fotografen: 47.884221, 8.344406

Kinder vor ihrer Schneehöhle in der Demetriusstraße, ca. 1918/19

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Eine große Schar Kinder steht reglos da und blickt erwartungsvoll in die Kamera. Sobald das Foto im Kasten ist, werden sie wieder herumtollen. Denn es ist Winter und es liegt Schnee. Ihre Nachbarschaft hat sich in den idealen Spielplatz verwandelt. Mit vereinten Kräften haben die Kinder in der Demetriusstraße einen Schneehaufen aufgetürmt und darin eine Höhle gebaut. Gekrönt wird sie von zwei Fähnchen, wobei das rechte die Nationalfahne des Deutschen Reiches in den Farben Schwarz-Weiß-Rot zu sein scheint. Auf dem linken Fähnchen ist das Konterfrei von Kaiser Wilhelm II. zu sehen, der am 9. November 1918 zum Abdanken gezwungen wird und in das Exil in die Niederlande geht.

Das Foto wird vermutlich kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges aufgenommen. Vier der Jungs tragen ein Krätzchen, wie die schirmlose Militärmütze für Mannschaftsdienstgrade und Unteroffiziere genannt wird. Stirnmittig sind zwei Kokarden angebracht. Offenbar haben die Mützen ausgedient und werden jetzt von den Jungs aufgetragen.

Wer erkennt die Kinder?

V.l.n.r.: ???, ??? Keller (Nr. 2), Anton Rebholz (1912-2001, Nr. 3), ???, ???, ???, ???, ???, ???, ???, ???, ???, ???, ???, Mathilde Keller (verh. Kranzer, Nr. 15), ???, ???, ???, ???, Karl Schreiber (1910-2001, Nr. 20), ???, Karl Heizmann (1911-1947, Nr. 22)

Standort des Fotografen: 47.884143, 8.344111

Ehemalige »Adler«-Scheune in der Demetriusstraße, ca. 1976

Stadtarchiv

Als der Gastwirt Heinrich Faller (1872-1927) das Gasthaus »Adler« 1899 kaufte, gehörten noch die beiden dahinter liegenden Ökonomiegebäude zu dem Anwesen. Doch wenig später wurden die Scheuer mit Stall und Remise vom Gasthaus abgetrennt und an andere Eigentümer verkauft. Lange Zeit gehörten sie dem Landwirt Gottlieb Mayer.

Als dieses Foto aufgenommen wird, sind die Tage der ehemaligen »Adler«-Scheune gezählt, denn im Frühjahr 1980 wird sie abgerissen. An ihrer Stelle entstehen die beiden Wohn- und Geschäftshäuser Demetriusstr. 16 und 17.

Standort des Fotografen: 47.883661, 8.343749

Vier Kinder mit Schlitten in der Demetriusstraße, ca. 1943

Dieses Foto stellten dankenswerterweise Elisabeth und Franz Isele zur Verfügung.

In der Demetriusstraße türmen sich die Schneeberge. Da hier kein Verkehr durchfährt, ist nur ein schmaler Weg für die Fußgänger freigeräumt. Vier Kinder rücken mit ihrem Schlitten zum Rodeln aus. Es handelt sich um die vier Zepf-Geschwister. Ihr Elternhaus steht in der Unteren Hauptstraße und wird bei einem Bombenangriff 1945 zerstört.

1.Reihe, sitzend, v.l.n.r.: 1 Irma Zepf (verh. Hasenfratz, geb. 1937), 2 Albin Zepf (1934-2009)
2.Reihe, stehend, v.l.n.r.: 1 Margret Zepf (verh. Senn, 1932-2021), 2 Elisabeth Zepf (verh. Isele, 1930-2012)

Im Hintergrund ist das Haus Fehrenbach (Demetriusstr. 18) und der »alte Benzbau« (Untere Hauptstr. 8) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883422, 8.343501

Zwei Erstklässler vor dem Haus Fehrenbach in der Demetriusstraße, ca. 1965

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Annemarie Zumstein zur Verfügung.

1972 wird das Haus Fehrenbach (Demetriusstr. 18) abgerissen. Ein paar Jahre zuvor wird dieses Foto aufgenommen. Das Interesse des Fotografen gilt allerdings nicht dem landwirtschaftlichen Anwesen im Hintergrund, sondern den beiden Kindern im Vordergrund: Beide Buben tragen Schultüten und lächeln in die Kamera. Der erste Schultag ist da und die beiden werden eingeschult.

Wer erkennt die beiden Erstklässler?

Im Hintergrund hat sich ein weiteres Kind mit auf das Foto gemogelt. Es sitzt auf dem halb geöffneten Scheunentor und beobachtet neugierig das Fotoshooting.

Standort des Fotografen: 47.883231, 8.343557