Ehemaliger NS-Zwangsarbeiter Leo Mientki in Polen, 1948

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

Während des Zweiten Weltkrieges waren in Löffingen 420 ausländische Zwangsarbeiter*innen im Arbeitseinsatz. Viele von ihnen mussten im Sägewerk Benz arbeiten, wo sie z. B. kriegswichtige Munitionskisten produzierten, andere arbeiteten in der Landwirtschaft. Die Bedingungen, unter denen sie Zwangsarbeit leisteten, waren ebenso unterschiedlich wie ihre Behandlung. Gemeinsam war ihnen jedoch, dass sie einem nationalsozialistischen Sonderrecht unterworfen waren, das sie aus rassistischen Gründen für minderwertig hielt und stark diskriminierte.

Auf dem Foto ist Leo Mientki zu sehen, ein ehemaliger NS-Zwangsarbeiter. Das »Polenabzeichen« (ein violetter Buchstabe »P« auf gelbem Grund), das er während der NS-Zeit gut sichtbar auf seiner Kleidung tragen musste, ist verschwunden, denn Leo Mientki ist seit Kriegsende wieder frei. Geboren wurde er am 16. Mai 1912 in Kartschin (Kreis Konitz). Nach dem deutschen Überfall auf Polen wurde er zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich verschleppt. Der 28-Jährige kam in das Stalag-Kriegsgefangenenlager VB nach Villingen. Von dort wurde er am 1. August 1940 nach Löffingen überstellt, wo er der Familie Rosenstiel (Obere Hauptstr. 45) als landwirtschaftlicher Arbeiter zugeteilt wurde. Von den Rosenstiels selbst wurde er ordentlich behandelt, aber das konnte nichts daran ändern, dass er seiner Freiheit beraubt und gewaltsam von seiner Familie getrennt war und gezwungen wurde, für das Land zu arbeiten, das sein eigenes überfallen und in einem Vernichtungskrieg zerstört hatte. Im Oktober 1943 wurde er wegen Kreislaufstörungen neun Tage lang im Löffinger Krankenhaus stationär behandelt. Es folgte ein weiterer, diesmal sechswöchiger Krankenhausaufenthalt in einer »Nervenklinik« im Frühjahr 1944 wegen Depression.

Nach der Befreiung vom NS-Regime blieb Leo Mientki bis zum 11. September 1945 bei Familie Rosenstiel. Danach war er von Januar bis Juni 1946 als Hilfsarbeiter in einer Autoreparatur beschäftigt. Erst dann war es dem jungen Mann möglich, in seine Heimat zurückzukehren. Er blieb noch eine Weile in Kontakt mit Familie Rosenstiel. Das Foto, das ihn beim Einwerfen eines Briefes in einen Briefkasten (»Skrzynka Pocztowa«) zeigt, schickte er zu ihnen nach Löffingen.

Standort des Fotografen: Polen

Narrengruppe vor dem Haus Wölfle in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1937

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Vor dem Haus Wölfle (Obere Hauptstr. 23/25) hat sich eine Narrengruppe mit ihrem Umzugswagen aufgestellt. Ein Pferd ist vor einen Planwagen gespannt. Außerdem führen die Narren mehrere Kinderwagen mit sich, aber auch einen »Tanzbär«, der angeseilt ist. Die Narren stellen das »fahrende Volk« dar und bedienen mit ihrer Verkleidung und ihrem Auftreten mehrere Stereotypen in Bezug auf Sinti und Roma.

Das Bild wird am 8. Februar 1937 aufgenommen, wie durch den Stempel auf dem Foto vermerkt ist. Seit zwei Jahren gelten die Nürnberger Rassengesetze, durch die – neben den Juden – auch die »Zigeuner« diskriminiert und entrechtet werden. Und im darauffolgenden Jahr gründet die nationalsozialistische Regierung die »Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens«, die die rassistische Verfolgung dieser ethnischen Minderheit vorantreibt.

Das Haus Wölfle wurde von dem Landwirt Karl Wölfle nach dem Großbrand 1921 außerhalb des Städtchens erbaut. Am rechten Bildrand ist der holzverschindelte Seitengiebel des Nachbarhauses (Obere Hauptstr. 29) zu erkennen, das den beiden ledigen Schwestern Maria Meßmer (1877-1960) und Josefine Meßmer (1885-1960) gehört. Sie sind Töchter der »Linde«-Wirtsleute Karl und Pauline Meßmer.

Standort des Fotografen: 47.885198, 8.350123

Laternenbrüder vor dem Gasthaus »Gebert«, Fasnacht 1938

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Würde auf dem Foto nicht die Hausnummer »288« am Türsturz gerade noch lesbar sein, wäre es ein ziemlich schwieriges Unterfangen, das Foto zu lokalisieren. Eine Haustür, zu der eine Treppe hinaufführt, die mit einem schmiedeeisernen Geländer begrenzt wird, links daneben eine Stalltür und rechts daneben ein Sprossenfenster mit Fensterladen, das wären die einzigen Anhaltspunkte. So aber ist die Sache ganz eindeutig:

Die »Laternenbrüder« stehen vor dem Gasthaus »Gebert« (Obere Hauptstr. 9). Sie tragen blaue Fuhrmannskittel und weiße Zipfelmützen. Es ist Fasnacht 1938. Einer von ihnen hält ein kleines Kind auf dem Arm.

Auf dem Foto zu sehen sind u.a. Weinhändler Paul Benitz, Zimmermeister Eugen Fehrenbach, Karl Fehrenbach und Landwirt Anton Rappenegger.

Standort des Fotografen: 47.884412, 8.346602

Familie Rosenstiel beim Gülleausfahren in der Oberen Hauptstraße, 1948

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

Familie Rosenstiel betreibt in der Oberen Hauptstraße ihre Landwirtschaft. Mit einem Güllewagen, vor den zwei Kühe gespannt sind, machen sich Robert Rosenstiel (1900-?) und Franz Rosenstiel (1927-2006) daran, auf ihren Feldern im »Schlempental« Gülle auszufahren. Mit auf dem Foto zu sehen sind Paul Thoma und Lina Rosenstiel geb. Winterhalder (1901-?).

Standort des Fotografen: 47.885238, 8.352759

Robert Rosenstiel als junger Mann, 1918

Fotograf: Leo Molitor, Neustadt
Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Elisabeth Rosenstiel zur Verfügung.

Der junge Mann, der mit verschränkten Armen vor der Brust dasteht und forsch in die Kamera blickt, ist der Landwirt Robert Rosenstiel. Er wurde am 22. April 1900 geboren und heiratete ca. 1925 Cäcilie Winterhalder (1901-?). Gemeinsam übernahmen sie ihr Elternhaus im »Schlempental« (Obere Hauptstr. 45). 1930 brennt es bis auf die Grundmauern nieder und Robert und Cäcilie Rosenstiel bauen es wieder auf.

Standort des Fotografen: Neustadt

Gasthaus »Linde« in der Obere Hauptstraße, ca. 1988

Stadtarchiv

Der Ökonomiebereich mit dem Scheunentor ist bereits seit geraumer Zeit verschwunden. Renoviert und grün gestrichen präsentiert sich das Gasthaus »zur Linde« (Obere Hauptstr. 10). Am Seitengiebel ist unterhalb des Dachfirstes die Jahreszahl »A.D. 1823« angebracht, das Erbauungsjahr des Gebäudes. Eine Terrasse ist noch nicht an den Giebel angebaut. Stattdessen stehen dort ein paar Bäume, zwar keine Linden, aber dafür Birken. In der Dachrinne steckt ein mit weißen Bändeln geschmückter Maien.

Standort des Fotografen: 47.884428, 8.346963

Umzugswagen »Preisgericht« in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1934

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

»12.II.34. Preisgericht« ist handschriftlich auf diesem Foto notiert. Gut, dass die Fahrbahn der Straße weiß verschneit ist, sodass die Notiz vor diesem Hintergrund gut lesbar ist. Es ist Fasnacht 1934, das diesjährige Motto lautet: »Internationaler Zirkus«. Ein mobiles »Preisgericht« fährt durch die Straßen des Städtchens. Im Augenblick kommt das Automobil gerade am Haus von Landwirt Franz Heizmann (Obere Hauptstr. 15) vorbei.

Standort des Fotografen: 47.884465, 8.347351

Umzugswagen »Rosenstock Holderblüh« in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1927

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

»Rosenstock« steht auf dem Schild, das auf dem Pferdefuhrwerk angebracht ist. Der Wagen ist mit Ästen, Zweigen und Papierblumen dekoriert. Auf dem Karren sitzen junge Mädchen, die mit weißen Kleidern kostümiert sind. Der Umzugswagen nimmt Bezug auf ein bekanntes Volkslied: »Rosenstock Holderblüh«. Laut Liedtext haben die Mädchen »G’sichterl wie Milch und Blut«, »Armerl so kugelrund, / Lippe so frisch und gesund, / Füßerl so hurtig geschwind«.

Der Umzugswagen ist einer von vielen, der ein Volkslied in Szene setzt, denn schließlich lautet das diesjährige Motto der Fasnacht: »Das altdeutsche Lied in Wort, Bild und Sang«.

Der Wagen steht vor dem Haus von Landwirt Konrad Bader (Obere Hauptstr. 17) und wartet darauf, sich in den Fasnachtsumzug durch das Städtchen einzureihen.

Standort des Fotografen: 47.884942, 8.349234

Umzugswagen »Wir sitzen so fröhlich beisammen« in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1927

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz sowie Elke Moser zur Verfügung.

Im »Schlempental« vor dem Haus von Landwirt Konrad Bader (Obere Hauptstr. 17) stellen sich die verschiedenen Narrengruppen für den Fasnachtsumzug auf. Auch dieser Wagen, von vier Pferden gezogen, ist nach einem bekannten Volkslied benannt: »Wir sitzen so fröhlich beisammen«.

Es ist ein sonniger Tag, die Schneereste, die noch am Straßenrand und im Garten liegen, sind weitgehend weggeschmolzen. Die ganze Szene wirkt frühlingshaft, dabei muss der Winter ja erst noch vertrieben werden.

Standort des Fotografen: 47.884793, 8.348823

Umzugswagen »Die Fürsten vom Rhein« in der Oberen Hauptstraße, Fasnacht 1927

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Dorothea und Michael Kasprowicz zur Verfügung.

Es ist Fasnacht. Auf der Kreuzung von Obere Hauptstraße, Vorstadtstraße und Dittishauser Straße steht ein Umzugswagen. Er stellt die »Die Fürsten vom Rhein« dar, so der Titel eines bekannten Volksliedes. Schließlich lautet das diesjährige Motto der Fasnacht: »Das altdeutsche Lied in Wort, Bild und Sang«. Und so reiht sich dieser Wagen in den Reigen der anderen musikalischen Themenwagen ein.

Auf dem Karren, der von zwei Pferden gezogen wird, ist ein kleiner Palast mit Säulen dargestellt. Am dreieckigen Giebel ist das Stadtwappen von Worms, einer der ältesten Städten Deutschlands, angebracht. Es zeigt einen Schlüssel und einen fünfzackigen Stern. Daneben steht »Worms 1495«. In diesem Jahr fand in der am Oberrhein gelegenen Stadt ein Reichstag statt, auf dem die Reichssteuer, das Reichskammergericht und das Fehdeverbot des Ewigen Landfriedens eingeführt wurden. Auf dem Fasnachtswagen stehen einige Männer in historischen Kostümen. Davor stehen Frauen, auf deren Kostümen der Reichsadler zu sehen ist.

Leider steht der Fasnachtswagen gerade vor dem Haus von Landwirt Emil Wölfle (Vorstadtstr. 15), dessen Fassade er größtenteils verdeckt. Links stehen Schaulustige vor dem Haus von Landwirt Franz Heizmann (Obere Hauptstr. 15), um sich den Narrenumzug anzuschauen. Auf einem Straßenschild steht: »Auto u[nd] Radfahrer langsam fahren«. Die Notwendigkeit dieser frühen Geschwindigkeitsbegrenzung weist auf das erhöhte Verkehrsaufkommen im Städtchen hin.

Standort des Fotografen: 47.884665, 8.348265

Hochzeitsgesellschaft Heizmann / Schwarz bei der »Linde«, ca. 1935

Dieses Foto stellten uns dankenswerterweise Rita Bölle, Aloisia Huber und Monika Huber zur Verfügung.

Im Garten neben dem Gasthaus »Linde« ist eine Hochzeitsgesellschaft für ein Gruppenfoto versammelt. Der Bräutigam im schwarzen Gehrock ist Karl Heizmann (1911-1947). Die Braut, die ein dunkles Brautkleid, aber einen weißen Schleier trägt, ist Notburga geb. Schwarz (1912-2001). Das Brautpaar wird eingerahmt von den beiden Brautjungfern Maria Faller neben der Braut und Luise Straub (verh. Bader) neben dem Bräutigam. Das Brautpaar wohnt nur wenige Meter von der »Linde« entfernt in der Festhallenstraße. Dort betreiben die Heizmanns eine Landwirtschaft.

Wer kennt die Hochzeitsgäste?

Links, sitzend v.l.n.r.: ???, Johanna Straub (geb. Faller), ???, ???, Anna Heizmann geb. Faller
Links, stehend v.l.n.r.:

Rechts, sitzend v.l.n.r.: ???, Anna Faller, Ernst Faller, Agathe Faller geb. Benz (1890-?), Ernst Faller (1889-1961)
Rechts, stehend v.l.n.r.:

Standort des Fotografen: 47.884173, 8.346969

Hochzeitsgesellschaft Benz / Langenbacher vor der »Linde«, 1908

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Paul Siefert zur Verfügung.

Der Holzhändler und Sägewerkbesitzer Josef Benz (1882 -1932) heiratet! Seine Braut ist Emma geb. Langenbacher (1882-1917), die allerdings nur wenige Jahre später, am 26. Oktober 1917, im Alter von nur 32 Jahren einem Herz- und Lungenleiden erliegt. Doch solche Traurigkeiten sieht bei der Hochzeit niemand vorher. Stattdessen feiert das Brautpaar mit seinen Verwandten im Gasthaus »Linde« das freudige Ereignis.

Rechts neben dem Bräutigam sitzen seine Eltern Johann Benz (1850-1909) und Katharina geb. Maier (1850-1911). Johann Benz ist ebenfalls Holzhändler und Gastwirt. Er stirbt kurze Zeit nach der Hochzeit am 28. Mai 1908 in der Klink in Freiburg nach einer Operation. Links neben der Braut sitzen ihre Eltern.

1.Reihe, v.l.n.r.: ???, ???, Braut Emma Benz geb. Langenbacher (1882-1917), Bräutigam Josef Benz (1882 -1932), Johann Benz (1850-1909), Katharina Benz geb. Maier (1850-1911)
2.Reihe, v.l.n.r.: ???, Dr. Oskar Langenbacher, ???
3.Reihe, v.l.n.r.:

Standort des Fotografen: 47.884341, 8.346572