»Alter Benzbau« in der Unteren Hauptstraße, ca. 1955-1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Rita Willmann zur Verfügung.

Der »alte Benzbau« (Untere Hauptstr. 8) – im Unterschied zum »neuen Benzbau« (Ringstr. 8) – wurde nach dem Brand von 1887 neu errichtet. Erbaut wurde er von dem Holzhändler und Gastwirt Johann Benz (1850-1908) und seiner Ehefrau Katharina Benz geb. Maier (1850-?). Im Erdgeschoss betrieben sie eine »Restauration«, d.h. eine Gastwirtschaft.

1912 gründete der Sohn Josef Benz (1882-1932) das Sägewerk und im »Benzbau« befanden sich fortan Wohnungen für die Arbeiter und ihre Familien. Als das Foto in den 1950er Jahren aufgenommen wird, gehört das Haus immer noch den Holzindustriewerken Josef Benz AG. Nach dem Einstellen der Produktion und der Stillegung des Betriebes 1972 wird auch der »alte Benzbau« verkauft. Neue Eigentümerin ist Familie Siefert.

Standort des Fotografen: 47.883138, 8.343818

Stadtmusik in der Unteren Hauptstraße, ca. 1939

Dieses Foto stellte dankenswerterweise Daniela Scherzinger zur Verfügung.

Die Stadtmusik marschiert durch die Untere Hauptstraße. Vorneweg wird der Schellenbaum getragen, der um das Jahr 1870 von den Löffinger Handwerkern gestiftet sein soll. Der Dirigent ist Rupert Hepting (1905-1990). Die Musiker ziehen am »alten Benz-Bau« (Untere Hauptstr. 8) vorbei und sind an der Kreuzung zur Seppenhofer Straße angelangt. Aus welchem Anlass die Stadtmusik aufspielt, ist unbekannt. Eventuell umrahmt sie die Beerdigung von dem verstorbenen Lehrer Eugen Steidlinger (1873-1939), der am 14. Dezember 1939 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung zu Grabe getragen wird.

Eindeutig ist, dass das Foto in der Zeit des Nationalsozialismus entstanden ist. Denn an dem hölzernen Masten, der auf der linken Straßenseite steht, ist ein antisemitisches Schild angebracht: »Juden sind hier nicht erwünscht«, ist darauf zu lesen. Auch wenn in Löffingen in den 1930er Jahren keine jüdischen Einwohner leben, so ist doch die öffentliche Diskriminierung von Juden unübersehbar. Gleich mehrere antisemitische Straßenschilder sind in dieser Zeit an den verschiedenen Ortseingängen angebracht. 

Standort des Fotografen: 47.882680, 8.343532

Gasthaus »Adler« und Haus Limb in der Unteren Hauptstraße, ca. 1945-1954

Verlag Anton Rebholz

Diese Ansichtskarte entsteht in der Nachkriegszeit. Das traditionsreiche Gasthaus »Adler« (Untere Hauptstr. 2) wird von Metzgermeister Fritz Seilnacht (1901-1987) und seiner Ehefrau Mathilde Seilnacht (1904-1996) betrieben, der Tochter der früheren Wirtsleute Faller. Neben dem Gasthaus führen die Seilnachts auch eine eigene Metzgerei, wie an der Fassade geschrieben steht. »Feine Fleisch- und Wurstwaren – Gute Küche – Reelle Weine – Fürstenberg-Biere« lautet eine Werbeanzeige aus dem Jahr 1951.  Werbetafeln sind auch an der Fassade angebracht, die für »Fürstenberg«-Bier und »Coca-Cola« werben.

Vor dem Nachbarhaus (Untere Hauptstr. 4) hat Friseurmeister Julius Limb (1883-1968) ein eingezäuntes Vorgärtchen angelegt, in dem er gerade steht. Neben seinem Friseurgeschäft betreibt er eine Tankstelle. Schließlich steht das Haus verkehrsgünstig direkt an der Durchgangsstraße. Der Fotograf passt einen Moment ab, in dem gleich drei parkende Autos mit auf das Foto kommen. Neben dem Haus Limb schließt sich die Bäckerei Straub (Untere Hauptstr. 6) an. Am Ende der Straße ist der »alte Benzbau« (Untere Hauptstr. 8) zu sehen.

Standort des Fotografen: 47.883655, 8.343871

5 Fotos: Hochzeitsgesellschaft Fuß / Horn auf dem Weg zur Kirche, 1957

Diese Fotos stellten uns dankenswerterweise Rita Willmann und Gudrun Wörner zur Verfügung.

Die Braut Ingeborg Horn (1932-1999) trägt ein weißes Brautkleid mit Schleier. Sie wird von ihrem Patenonkel zur Kirche geführt. Hinter ihr geht der Bräutigam Walter Fuß (1933-1999), der in einen schwarzen Anzug gekleidet ist und einen Zylinder trägt. Neben ihm schreitet sein Vater, der Bäckermeister Viktor Fuß. Begleitet von weiteren Familienangehörigen marschieren Braut und Bräutigam zur Pfarrkirche St. Michael, wo gleich die kirchliche Trauung stattfinden wird.

Ein kleiner Junge, der am rechten Bildrand zu sehen ist, hält auf seinem Roller kurz inne und blickt dem Brautpaar hinterher. Im Hintergrund links ist der »alte Benzbau« (Untere Hauptstr. 8) zu sehen. Am rechten Bildrand erkennt man die Rückseite des Gasthauses »Sonne« (Kirchstr. 29) und des Kaufhauses Henzler (Kirchstr. 25).

viertes Bild
Am Wegrand stehen Angestellte und Kundinnen des Geschäftes »Henzler« als Zuschauerinnen. Mit weißer Schürze ist Helga Stöhr (verh. Küßner) zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.882742, 8.343625

2 Fotos: Festumzug vor dem Haus Siefert und dem Gasthaus »Sonne«, 16. Juni 1963

Diese Fotos stellten uns Jutta Knöpfle und Maria Wider zur Verfügung.

Die Häuser in der Unteren Hauptstraße sind festlich mit Girlanden und Fahnen geschmückt. Auch im Festzug werden Fahnen mitgeführt. Die Formation der Gemeinderäte im Vordergrund tragen Zylinder und Festabzeichen. Vorn in der Mitte marschiert Bürgermeister Paul Benitz (1899-1979).

»100 Jahre Freiwillige Feuerwehr« und »50 Jahre Rotes Kreuz« werden im Juni 1963 mit einem dreitägigen Fest gefeiert. Am Sonntag, 16. Juni 1963 findet in der katholischen Pfarrkirche ein Festgottesdient statt. Anschließend bewegt sich der Festzug durch das geschmückte Städtchen in Richtung Demetriusbrunnen, wo die Totenehrung stattfindet.

Oberes Foto

Unteres Foto
1.Reihe, v.l.n.r.: ???, Kommandant Arno Adrion, Kreisbrandmeister Franz Happle (Neustadt)
2.Reihe, v.l.n.r.: Wilhelm Krauß, Ehrenkommandant Fritz Adrion, Eugen Fehrenbach

Standort des Fotografen: 47.883297, 8.343836

Menschenmenge im Städtchen bei der Vertreibung von Pfarrer Andris, 23. Juni 1934

Sammlung Familie Waßmer

Der 23. Juni 1934 geht als »schwarzer Tag« in die Stadtgeschichte ein. An diesem Tag vertreiben die Nationalsozialisten gewaltsam den katholischen Stadtpfarrer Guido Andris (1879-1974) aus Löffingen. 16 Einwohner, die gegen die Aktion der NSDAP-Ortsgruppe öffentlich protestieren, werden verhaftet, einer von ihnen, Karl Bader (1902-1971) sogar ins Konzentrationslager Kislau verschleppt.

Diese Fotografie ist Teil einer Fotoserie, die die dramatische Konfrontation zeigt zwischen den Nationalsozialisten unter Führung von Dr. Richard Straub (1894-1938) einerseits und den Pfarrangehörigen, die ihrem Geistlichen die Treue halten wollen, andererseits. Vor dem katholischen Pfarrhaus in der Unteren Hauptstraße haben sich Aktivisten der NSDAP-Ortsgruppe versammelt. Sie fordern lautstark die Auflösung des katholischen Vereins »Deutsche Jugendkraft« und die Versetzung des Pfarrers. Parolen wie »Heraus mit dem Rebellen!« brüllen sie.

Schnell strömen weitere Leute hinzu, Schaulustige, aber auch mutige Bürger, die Zivilcourage zeigen und sich mit dem Geistlichen solidarisieren. »Pfui«-Rufe ertönen in Richtung der Nationalsozialisten. Es kommt zu Wortgefechten, Rangeleien und körperlichen Auseinandersetzungen. Der 32-jährige Karl Bader lässt die Kirchenglocken Sturm läuten, sodass immer mehr Einwohner darauf aufmerksam werden, was gerade am Pfarrhaus passiert. Die Mehrzahl wird daran gehindert, bis zum Pfarrhaus zu kommen. Sie werden auf Abstand gehalten, wie auf dem Foto zu sehen ist.

Über den jahrelangen Konflikt zwischen Stadtpfarrer Guido Andris und den Nationalsozialisten, der mit der Vertreibung des Geistlichen sein gewaltsames Ende fand, erschien in der Löffinger Schriftenreihe 2015 ein Buch. Die Studie trägt den Titel »in Löffingen untragbar«. Darin geht der Historiker Jörg Waßmer auf die Ursachen des Konflikts ein und schildert anschaulich seinen Verlauf und die Folgen. 

Standort des Fotografen: 47.882691, 8.343496

Bäckerei Straub und »alter Benzbau« in der Unteren Hauptstraße, 1921

»Badische Heimat«, Heft 1-3, Karlsruhe, 1921

In der Zeitschrift »Badische Heimat« erschien 1921 ein neunseitiger Artikel über Löffingen, der mit 28 Ansichten des Städtchens illustriert war. Anlass für den Bericht war offenbar der Großbrand von 1921. Die Zeitschrift wurde von dem 1909 gegründeten »Landesverein Badische Heimat e.V.« herausgegeben. Der Artikel wurde von seinem Schriftleiter, Max Wingenroth (1872-1922) verfasst, der Kunsthistoriker und Leiter der Städtischen Sammlungen in Freiburg war. Der Artikel führt seine Leser in Form eines Rundgangs durch das Städtchen.

Das Foto Nr. 17 ist mit  »Haus Ernst Straub mit Laden« betitelt. Zu sehen ist das Haus des Bäckermeisters Ernst Straub (Untere Hauptstr. 6) und den »alten Benzbau« (Untere Hauptstr. 8).

Wingenroth beschreibt die Ansicht mit den Worten: »Wie hier die Läden eingebaut sind, kann als gutes Gegenbeispiel gegen die vorhin erwähnten gelten und das lässt sich auch sagen von dem Laden des Ernst Straub, vor dem stehend wir uns zugleich an der freundlichen, breiten Giebelfront des Hauses Nr. 39 erfreuen. Auch die Firmenschilder, die so oft das Innere ganzer Ortschaften verunstalten, sind hier bescheiden und anständig geblieben und zerstören nicht die Wirkung der alten Straßen in ihrer guten, gekrümmten Führung mit dem glücklichen Abschluss durch den hereinragenden Giebel eines Eckhauses.«

Standort des Fotografen: 47.883482, 8.343833

Ausschnitt: »Restauration« Benz und Kaufhaus »Kasten« in der Unteren Hauptstraße, ca. 1899

Verlag J. A. Binder Nachfolger, Bonndorf
Sammlung Familie Waßmer

Das Bild ist mit »Kirchplatz« betitelt. Zu sehen ist der Bereich der Unteren Hauptstraße, an dem die Ringstraße einmündet. Rechts steht das Haus Benz (Untere Hauptstr. 8). Es wurde nach dem Brand von 1887 neu errichtet und gehörte dem Holzhändler und Gastwirt Johann Benz (1850-1908) und seiner Ehefrau Katharina geb. Maier (1850-?). Im Erdgeschoss betreiben sie eine Wirtschaft, eine »Restauration«, wie auf dem Schild zu lesen ist. Vor dem Gebäude steht eine Pferdekutsche. Zwei Damen und ein Herr stehen im Vordergrund. Die Personengruppe wurde für die lithographische Ansicht hinzugefügt.

Links steht das dreistöckige Warenhaus »Zum Kasten« (Untere Hauptstr. 7). An der Fassade hängt ein Schild, auf dem der Schriftzug »Geschwister Traber z. Kasten« zu entziffern ist. Sofie Traber, die geschiedene Ehefrau des Kaufmanns Friedrich Keller, betreibt das Geschäft von 1894 bis 1899. Im Hintergrund ragt die katholische Pfarrkirche St. Michael hoch. 

Dieses Bild ist ein Ausschnitt aus einer Mehrbildkarte.

Standort des Fotografen: 47.883280, 8.343513

Mehrbildkarte »Gruß aus Löffingen« mit sechs Ansichten, 1898

Verlag J. A. Binder Nachfolger, Bonndorf

Am 11. September 1898 wird diese lithografische Mehrbildkarte versendet. Sie zeigt sechs Motiven und ist mit »Gruß aus Löffingen« betitelt. Doch der Absender der Postkarte strich »Löffingen« einfach durch und ersetzte es durch »Göschweiler«.

Oben rechts ist eine Gesamtansicht zu sehen, die das Städtchen von der Rötenbacher Straße aus zeigt. Die Bahnlinie ist noch nicht gebaut. Zu erkennen sind neben der katholischen Pfarrkirche St. Michael die Häuser der Seppenhofer Straße und des heutigen Pfarrwegs. Links daneben ist der obere Rathausplatz abgebildet, mit dem Rathaus, dem Gasthaus »Sonne« (Rathausplatz 9/10) und dem Gasthaus »Löwen« (Rathausplatz 11). Vom angrenzenden Gasthaus »Ochsen« sind nur die Scheunentore zu sehen. Das kleine Bild oben links zeigt die neu erbaute Wallfahrtskirche Witterschneekreuz, die neue Hauptsehenswürdigkeit des Städtchens, auf die man stolz ist.

Darunter ist eine Ansicht der Unteren Hauptstraße zu sehen. Der Blick fällt in Richtung Mailänder Tor. Von Blumenranken eingerahmt ist daneben das 1894 errichtete Kriegerdenkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 abgebildet. Unten links ist die Untere Hauptstraße mit der Einmündung der Kirchstraße zu sehen. Die markanten Gebäude sind das Kaufhaus »zum Kasten« (Untere Hauptstr. 7), der »alte Benzbau« (Untere Hauptstr. 8) und das Gasthaus »Lamm« (Kirchstr. 29).

Anlieferung der neuen Glocken für die Pfarrkirche, 30. November 1951

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Maria Göpper zur Verfügung.

Die feierliche Prozession durch das Städtchen ist in der Unteren Hauptstraße vor der Pfarrkirche St, Michael zum Halt gekommen. Einige Frauen haben sich auf die Treppenstufen vor dem »alten Benzbau« (Untere Hauptstr. 8) gestellt, um das Herunterladen der neu gegossenen Kirchenglocken vom Lastwagen verfolgen zu können.  Die Ministranten scheinen etwas orientierungslos. Eine Prozession zur Glockenweihe findet schließlich nicht alle Tage statt.

Standort des Fotografen: 47°52’58.4″N 8°20’37.0″E

Blick zum »alten Benzbau« in der Ringstraße, ca. 1955-1960

Dieses Foto stellte uns dankenswerterweise Maria Göpper zur Verfügung.

Der Blick geht zum alten Benzbau und weiter zum Kirchturm. Dessen Mauer ist noch unverputzt, weshalb das Foto vor 1961 entstanden sein muss. Im Vordergrund links ist eine Miste in der Ringstraße zu erkennen.

Standort des Fotografen: 47.883126, 8.343100